(kunid) Um fast 45 % ist die Zahl der Cyber-Straftaten laut Polizeilicher Kriminalstatistik im Jahr 2019 gestiegen, die Aufklärungsquote ist weiter gesunken. Sorgen bereiten vor allem „Crime as a Service“ und die zunehmende Verbreitung von Schadsoftware. Die Zahl der „Cyber-Cops“ soll verdoppelt werden, große Bedeutung kommt der Prävention zu.

Cybercrime ist in Österreich ein immer stärker zunehmendes Deliktsfeld, so der Tenor des aktuell erschienenen „Cybercrime Report 2019“.

Insgesamt braucht es eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen kriminelle Cyber-Angriffe in der Wirtschaft sowie eine schnelle und wirksame Reaktion auf Cyber-Vorfälle.

In Österreich gibt es derzeit 300 Bezirks-IT-Ermittler, sogenannte „Cyber-Cops“. Deren Zahl soll bundesweit verdoppelt werden, erklärte zuletzt Innenminister Karl Nehammer.

Geplant ist ein Ausbildungscampus in Kooperation mit einer universitären oder fachhochschulischen Einrichtung, um Polizisten für digitale Forensik und digitale Ermittlungen auszubilden.

Weiterhin deutliche Steigerungen

Auch im Vorjahr ist die Zahl der begangenen Cyber-Straftaten wieder deutlich gestiegen: Mit 28.439 Delikten weist die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für 2019 einen Anstieg gegenüber dem Jahr davor von 44,9 % aus; gegenüber 2010 bedeutet dies eine Steigerung um mehr als 570 %.

Weiter gesunken ist die Aufklärungsquote: Lag diese 2018 noch bei 37,40 %, so waren es im Vorjahr mit 10.192 geklärten Straftaten nur noch 35,80 % der Delikte. Vor zehn Jahren war diese Quote noch bei 55,30 % gelegen.

Außerdem sind im Bereich der Internetkriminalität die Dunkelziffern besonders hoch. Viele Betroffene scheuen aus Scham, Angst vor Reputationsverlust oder weil sie glauben, dass der Fall ohnehin nicht verfolgt werden kann, eine Anzeige.

Cybercrime im engeren Sinn

Im Bereich des „Cybercrime im engeren Sinn“, also jener kriminellen Handlungen, bei denen Angriffe auf Daten- oder Computersysteme unter Verwendung der Informations- und Kommunikationstechnik erfolgen, wurden 2019 laut PKS 7.622 Fälle angezeigt.

Dies entspricht einer Steigerung gegenüber 2018 um 148,3 %. 1.901 Fälle konnten aufgeklärt werden, die Aufklärungsquote lag damit bei 24,9 % (2018: 32,1 %).

Internetbetrug und andere Delikte

Im weiteren Sinn umfasst Cybercrime Straftaten, bei denen die Informations- und Kommunikationstechnik zur Planung, Vorbereitung und Ausführung von herkömmlichen Kriminaldelikten eingesetzt wird.

Dazu zählen unter anderem Betrug, Drogenhandel, pornografische Darstellung Minderjähriger im Internet, Cybergrooming (Anbahnung von sexuellem Missbrauch) und Cybermobbing (Beleidigung, Bedrohung oder Belästigung mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel).

Weitaus am häufigsten wurden 2019 Internetbetrugsfälle angezeigt: 16.831 Delikte bedeuten eine Steigerung um 26,3 % gegenüber dem Jahr davor. Aufgeklärt wurden 6.382 Betrugsfälle, wobei die Aufklärungsquote stabil blieb.

Mit 3.986 Fällen wurden im Jahresvergleich um 23,4 % mehr Delikte bei der Internet-Kriminalität angezeigt, die Aufklärungsquote konnte mit 47,9 % sogar gesteigert werden (2018: 43,0 %).

Aktuelle Schwerpunkte

Eine weitere Zunahme stellt das BKA im Bereich „Crime as a Service“ fest. Dabei werden im Darknet Hackingtools, Schadsoftware oder Dienstleistungen der Geldwäsche angeboten; Täter benötigen beispielsweise für Erpressungen kein Fachwissen mehr, sondern können die Dienste zukaufen.

Zu einem der wichtigsten Werkzeuge von Cybercrime-Tätern ist in den letzten Jahren Ransomware geworden. Es handelt sich dabei um Schadsoftware, die Nutzerdaten verschlüsselt, anschließend kommt es zu Lösegeldforderungen. Angriffe richten sich vor allem gegen KMU.

Ransomware bleibt eine der größten Gefahren im Internet, um Daten zu verlieren. Die Schadsoftware wird technisch ständig weiterentwickelt, die Vorgehensweise von der Infektion bis zur Lösegeldforderung wird den Umständen und Opfern flexibler angepasst.

Als weitere aktuelle Phänomene listet der Report unter anderem betrügerische Erpressungs-E-Mails, Angriffe auf Social-Media-Accounts, Bestellbetrug durch falsche Online-Shops, den Suchtmittelhandel im Darknet sowie pornografische Darstellungen Minderjähriger auf.

Prävention

Schwerpunkt der Präventionsarbeit der Polizei war im Vorjahr der Bereich der Computer- und Internetkriminalität: Über Social-Media-Kanäle und auf der Website des Bundeskriminalamtes hat man über Fake-Shops, Gewinnversprechen per E-Mail, Phishing-E-Mails und dergleichen informiert und gewarnt.

Unternehmen sind auch gezielt auf Deliktsformen wie CEO Fraud hingewiesen worden.

In diesem Sinne: Seien Sie achtsam – und erkundigen Sie sich bei Ihrem Berater nach den umfassenden Möglichkeiten, sich gegen Cyber-Gefahren abzusichern.