(kunid) Österreich hat einen umfassenden Versicherungsschutz – selbstverständlich sollte man im Sinne der eigenen Verantwortung als Privatperson dazu auch selbst einiges beitragen -, und die Kapazitäten im Gesundheitswesen sind im europäischen Vergleich hoch. Dennoch: In Österreich gibt es regionale Unterschiede in der Qualität.

Bisher war es nicht möglich, die Gesundheitssysteme in den Bundesländern zu vergleichen und damit Aussagen für das gesamte österreichische Gesundheitssystem zu treffen, da die Datenlage in bestimmten Regionen oftmals schwierig zu bestimmen war.

Um diese Lücke zu schließen, hat Philips Austria die Studie „Leistungskraft regionaler Gesundheitssysteme“ mit 28 Indikatoren in Auftrag gegeben. Zu sehen sind dabei nun teils starke Bundesländerunterschiede in Bezug auf den Gesundheitszustand der Menschen in unserem Lande.

Präsentation in Alpbach

Studienautorin Maria Hofmarcher-Holzhacker, Direktorin von HS&I HealthSystemIntelligence und Vorstandsmitglied der Denkfabrik aha – Austrian Health Academy, präsentierte die Ergebnisse bei den diesjährigen Gesundheitsgesprächen am Europäischen Forum Alpbach gemeinsam mit Robert Körbler, CEO von Philips Austria.

Körbler schickt voraus: „Mit dieser Studie wollen wir einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des österreichischen Gesundheitssystems leisten.“

Körbler erklärt weiter, dass „obwohl jeder und jede Einzelne etwas für seine Gesundheit tun kann, doch viele gesellschaftliche, systembedingte und soziale Faktoren die Gesundheit der Bevölkerung beeinflussen.“

Gesundheitszustand und -ausgaben stehen im Zusammenhang

Ein sehr auffälliger Unterschied ist die Lebenserwartung bei guter Gesundheit und ihr Zusammenhang mit den Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit. Hierbei sind die Ausgaben in den Bundesländern sehr unterschiedlich.

Hierzu Maria Hofmarcher-Holzhacker: „Während Oberösterreich, Tirol, Salzburg und die Steiermark unter dem Durchschnitt von 4.002 Euro pro Kopf liegen, sind Wien, Vorarlberg und Niederösterreich deutlich darüber.“

Die Unterschiede in den Ausgaben stehen im Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand, vermutet die Studienautorin, denn: Menschen in Tirol und Salzburg können erwarten, dass sie über 70 Jahre in guter Gesundheit leben können, jene in Wien und im Burgenland nur 65 Jahre.

Diese Ergebnisse müssen aber sorgfältig interpretiert werden, denn Niederösterreich und Oberösterreich haben in der Lebenserwartung bei guter Gesundheit einen fast identischen Wert, während die Kosten pro Kopf in Oberösterreich wesentlich niedriger sind.

Soziales und Verhalten beeinflussen Gesundheit

Auch soziale Komponenten, insgesamt der Lebensstil wirken sich auf die Ausgaben und auf die Gesundheit aus: Wo viel geraucht wird, ist Lungenkrebs am häufigsten, z.B. in Wien und Vorarlberg.

Weniger körperliche Aktivität und weniger gesunde Ernährung, wie etwa im Burgenland oder in Niederösterreich, wirken sich auf das Gewicht der Bevölkerung aus: Hier ist der Wert der übergewichtigen oder adipösen Personen höher als im Rest von Österreich.

Soziale Faktoren, wie etwa Arbeitslosigkeit und depressive Gefühle, könnten sich außerdem negativ auf die Lebensqualität chronisch kranker Menschen auswirken.

Verbesserungsbedarf beim Zugang

Dieses Ergebnis ist bestürzend: Im Krankenhausbereich unterscheiden sich Wartezeiten auf geplante Eingriffe zwischen den Bundesländern um neun Tage, bei einem Durchschnitt von 23 Tagen.

Am kürzesten wartet man in Kärnten (18) und Salzburg (19), am längsten in Wien (27), was wahrscheinlich mit dem Nachfragedruck aus anderen Bundesländern zusammenhängt.

Menschen mit geringerem Einkommen berichten über mehr ungedeckten Bedarf an Versorgung als Menschen mit hohem Einkommen – „obwohl die Zugangshürde insgesamt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gering ist“, wie Hofmarcher-Holzhacker betont.

Zusammenarbeit notwendig

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass nicht nur die Politik gefordert ist, koordiniert zu arbeiten, um die künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen bestmöglich zu meistern.

Es liegt auch an jedem Österreicher und an jeder Österreicherin, sich um die eigene private Absicherung intensiv zu kümmern.