(kunid) In Europa gibt es nach wie vor große Wissenslücken über Kapitalmärkte und einfache Anlagelösungen, so dass viele Europäer mit ihrer Geldanlage auf verlorenem Posten stehen. Doch angesichts steigender Lebenserwartung und sinkender Renten ist es umso wichtiger, die Portfolios für die Realitäten des heutigen Zinsumfelds zu präparieren.
Jeder zweite Sparer in Europa ist mit den Erträgen seiner Sparanlagen unzufrieden. Dies zeigt das erste europäische „Income-Barometer“ von J.P. Morgan Asset Management, eine repräsentative Umfrage unter 8.000 Privatanlegern aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich und Spanien, die im März und April 2018 durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) durchgeführt wurde.
Allerdings haben die Wenigsten trotz inzwischen zehnjährigem Niedrigzinsumfeld ihr Anlageverhalten geändert. Als Grund hierfür wird neben der Angst vor Schwankungen am Kapitalmarkt vor allem fehlendes Kapitalmarktwissen genannt.
Income-Barometer Österreich
Österreich ist die Heimat der meisten Sparer (92 Prozent, verglichen mit dem europäischen Durchschnitt von 78 Prozent).
Die österreichischen Befragten lassen sich am stärksten von Marktschwankungen verunsichern (49 Prozent, verglichen mit 22 Prozent in Europa) und sind am pessimistischsten darüber, wann die Zinsen auf attraktive Niveaus zurückkehren werden (59 Prozent erwarten dies erst in fünf Jahren).
Festgefahrenes Sparverhalten
Die Studie zeigt weiters, dass die überwiegende Mehrheit der europäischen Anleger ihr Erspartes in kurzfristigen, kaum verzinsten Sparprodukten hortet. So nutzen 56 Prozent der Befragten Sparbücher und 73 Prozent Festgelder.
Investmentprodukte wie Fonds, Aktien oder Anleihen besitzen dagegen nur 24 Prozent. Dabei gibt mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont haben, was bedeutet, dass sie gar nicht täglich über ihr Geld verfügen müssten.
Christoph Bergweiler, Leiter Deutschland, Österreich, Zentral- und Osteuropa sowie Griechenland bei J.P. Morgan Asset Management, kommentiert das Ergebnis so: „Das Income-Barometer zeigt, dass 76 Prozent der befragten europäischen Privatanleger weiterhin nicht auf die Ertragskraft des Kapitalmarkts setzen.“
Seit einem Jahrzehnt müssen Sparer immer weiter sinkende Zinsen für ihre Sparprodukte und immer geringere Erträge daraus hinnehmen. Bergweiler: „Und obwohl sich beispielsweise der US-Aktienmarkt in dieser Zeit verdreifacht hat, schauen viele Privatanleger tatenlos zu und verharren in ihren vermeintlich sicheren Anlagehäfen.“
Gibt es einen Ausweg?
62 Prozent der europäischen Befragten ist bewusst, dass es in absehbarer Zeit keine attraktive Verzinsung auf Sparanlagen und Festgelder geben wird. 23 Prozent erwarten, dass die Zinsen in zwei bis drei Jahren, 39 Prozent sogar, dass sie erst in fünf oder mehr Jahren auf ein Niveau von 3 Prozent oder mehr ansteigen werden.
43 Prozent der Befragten sind sich bewusst, dass Aktien, Anleihen oder Investmentfonds eine Quelle für regelmäßige Erträge aus Zinsen und Dividenden bieten, die noch dazu unabhängig von Kapitalmarktschwankungen ausgezahlt werden und diese somit abfedern können.
Dass es Mischfondslösungen gibt, die mit einer breiten Streuung über verschiedene Anlageklassen auch unerfahrenen Anlegern ermöglichen, an der Ertragskraft der Kapitalmärkte zu partizipieren, weiß nur rund ein Drittel der Befragten. Dabei bieten sie bereits mit kleinen Beträgen eine professionelle, diversifizierte Anlage, die über mittlere bis längere Zeiträume auch die Marktschwankungen ausgleichen sollten.
Bergweiler führt aus: „Wer weiterhin meint, mit vermeintlich sicheren Sparanlagen den niedrigen Zinsen trotzen zu können, sieht tatenlos zu, wie sein Erspartes immer weniger wird. Um heute ein attraktives Ertragsniveau zu erreichen, ist es notwendig, etwas mehr Risiko bei der Geldanlage einzugehen. Gerade bei der langfristigen Anlage gleichen sich Marktschwankungen aus und die Kraft des Zinseszinseffekts kann ihre Wirkung entfalten. Bei Wiederanlage der Erträge wachsen die Summen schneller als durch die einfache Verzinsung, da sie Erträge aus Erträgen erzielen und das Vermögen im Laufe der Zeit exponentiell wächst.“
Finanzberatung wichtig wie nie zuvor
Angesichts der Verunsicherung vieler Sparer wundert es nicht, dass viele auf die Frage, wie sie in den nächsten zwölf Monaten investieren wollen, ratlos reagieren. So wissen 43 Prozent schlichtweg nicht, was sie mit ihrem Ersparten anfangen sollen. Jeder Dritte plant, weiterhin in Sparprodukten zu verharren.
Bergweiler abschließend: „Ein erster Schritt, um aus Sparern Anleger zu machen, könnten breit gestreute Mischfonds sein, die dazu beitragen können, regelmäßige Erträge zu generieren und gleichzeitig Schwankungen und Risiken zu minimieren.“