(kunid) Auch wenn der Strom großflächig nur für wenige Stunden ausfällt, könnte das Wiederhochfahren der Infrastrukturen Monate dauern. Dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem solchen Blackout kommt, ist wahrscheinlich, sagen Experten. Unternehmen sollten Schutzmaßnahmen treffen und darauf vorbereitet sein. Versicherbar sind allerdings nur die Folgeschäden.

Am 8. Jänner dieses Jahres hat es im europäischen Stromsystem einen schwerwiegenden Zwischenfall gegeben; eine Verkettung mehrerer Ereignisse hat zu einer Netzauftrennung und in der Folge zu einem Anstieg der Frequenz in Südosteuropa und einem Frequenzabfall im übrigen Europa geführt.

Dank der Aktivierung automatischer Schutzmechanismen und manueller Maßnahmen hat nach knapp einer Stunde wieder Normalbetrieb geherrscht. Ein Blackout konnte damit verhindert werden. Doch kleinere solche Ereignisse gibt es laufend.

Ein möglicher Blackout, die Vorbereitung darauf und die Rolle von Versicherungen bei solchen Ereignissen waren Thema des Vortrags von Johannes Vogl beim Risikotag des Versicherungsmaklers Greco International AG in der Vorwoche.

Vogl ist General Manager bei der Greco Risk Engineering GmbH, einer Gesellschaft, die Industrieunternehmen im Bereich operationeller Risiken berät.

Versorgung vielleicht Monate lang gestört

Unter Blackout ist ein plötzlicher, überregionaler und weite Teile Europas betreffender, länger dauernder Strom-, Infrastruktur- sowie Versorgungsausfall zu verstehen, bei dem keine Hilfe von außen möglich ist, erklärt Vogl.

Ursache für einen Blackout kann insbesondere eine unzureichende Netzstabilität sein; aber auch Cyberattacken, Terroranschläge, Naturkatastrophen oder menschliches Versagen könnten zu einem Blackout führen.

Dabei käme es durch einen Stromausfall für mehrere Stunden zum totalen Stillstand. Mehrere Tage nach dem Stromausfall würde es keine Telekommunikation geben, das Wiederhochfahren der Infrastrukturen und die Wiederherstellung der Versorgung können „Wochen und Monate“ dauern.

Neben der Telekommunikation wären auch Wasser- und Treibstoffversorgung, Verkehrsleitsysteme, Heizungs- und Klimaanlagen oder Computersysteme für unbestimmte Zeit nicht verfügbar. Für Unternehmen sind signifikante wirtschaftliche Schäden durch Betriebsunterbrechungen zu erwarten.

Ein wahrscheinliches Ereignis

In seiner sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2021 hat das Österreichische Bundesheer einen Blackout als Gefährdung des Gesamtsystems und seinen Eintritt als „wahrscheinlich“ bezeichnet.

Damit handelt es sich um ein „Extremereignis“, das zu einer Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit führen würde, die eine Überforderung der zivilen Organisationen und einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres zur Folge haben könnte.

Vor allem die Energiewende mit ihrer Vielzahl kleinerer Kraftwerke, die weniger leicht gesteuert werden können als wenige große, mache einen Blackout wahrscheinlicher. Experten rechnen damit, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem solchen Ereignis kommen wird.

Risikomanagement

Weil es sich bei einem Blackout um ein Risiko handelt, das von außen auf das Unternehmen einwirkt, ist es nur möglich, Schutzmaßnahmen zu ergreifen und vorbereitet zu sein; entscheidend ist es, die eigene Risikoexponierung zu kennen.

Nötig ist es, kritische Prozesse und Ressourcen zu identifizieren, Absicherungsmaßnahmen für Anlagen zu definieren, die externe und interne Kommunikation sicherzustellen, auch wenn alles offline ist, sowie für Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitern zu sorgen. Und schließlich muss es ein Wiederanlaufkonzept geben.

Als Risiko der höheren Gewalt ist ein Blackout zwar grundsätzlich nicht versicherbar. Möglich ist allerdings die Deckung von Folgeschäden eines Blackouts im Rahmen einer Flexa-Versicherung (Fire, Lithtning, Explosion, Aircraft).

Sicherheitsexperte Johannes Vogl empfiehlt einen Check der aktuellen Versicherungsverträge, wobei besonders auf spezielle Ausschlüsse in den Verträgen geachtet werden sollte. Möglich ist es auch, mit dem Versicherer spezielle Einschlüsse zu verhandeln; viel hängt dabei von der Risikoqualität des Unternehmens ab.