(kunid) 68 % einer aktuellen Befragung von Raiffeisen Immobilien sind gegen ein Neubauverbot von Einfamilienhäusern. Der Traum vom Einfamilienhaus im Grünen scheint tief in der Wohn-DNA der Österreicher verankert zu sein.

In Deutschland ist das Einfamilienhaus, der Wohntraum von Generationen von Österreichern, ins Gerede gekommen. Manche Politiker dort beklagen seinen schlechten ökologischen Fußabdruck: Zu viel Boden würde es versiegeln, zu viel Baustoffe und Energie verbrauchen, klimaschädliche Verkehrsströme zwischen Stadt und Speckgürtel verursachen und die Landschaft zersiedeln.

Beim Nachbarn tobt deshalb gerade eine Debatte um ein Bauverbot für Einfamilienhäuser, die auch in heimischen Medien aufgegriffen wurde. Ist das Einfamilienhaus also ein Auslaufmodell?

Raiffeisen Immobilien Österreich hat das Verhältnis der Österreicher zum Einfamilienhaus unter die Lupe genommen. Dazu wurde eine repräsentative Umfrage beim Gallup Institut in Auftrag gegeben, die Spannendes zu Tage förderte.

Einfamilienhaus nach wie vor Wohntraum Nummer Eins

Für 65 % ist demnach das Einfamilienhaus nach wie vor die ideale Wohnform, vor der Eigentumswohnung mit 15 % und dem Mehrfamilienhaus im Eigentum (5 %).

Besonders beliebt ist es in der Altersgruppe der 31- bis 50jährigen (73 %), bei Personen mit Kindern im Haushalt (76 %) und Landbewohnern (76 %).

Unter den Berufsgruppen träumen besonders Schüler und Studenten vom Einfamilienhaus (72 %), gefolgt von Selbständigen, Freiberuflern und leitenden Angestellten (70 %).

Die meisten Einfamilienhaus-Fans sind in Niederösterreich und dem Burgenland zu Hause (76 %).

Dazu Mag. Nikolaus Lallitsch, Sprecher von Raiffeisen Immobilien: „Wir sehen in Corona-Zeiten sogar ein noch zunehmendes Interesse an Einfamilienhäusern und auch weiter gewordene Suchradien – dank Homeoffice und Digitalisierung. Viele träumen gerade jetzt von einem Leben in ihrem ,Glücksdorf‘. Eine große Chance für den ländlichen Raum!“

Zwei Drittel gegen Bauverbot

Wenig verwunderlich daher, dass sich 68 % der Österreicher gegen ein Bauverbot für Einfamilienhäuser aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes aussprechen.

Gegner eines solchen Verbotes finden sich besonders häufig unter Frauen (73 %) und Besserverdienern mit einem Haushalts-Nettoeinkommen über 3.000 Euro (70 %). Statt eines Verbotes sollten aus Sicht der Österreicher alternative Maßnahmen ergriffen werden – vor allem solche, die auf den Erhalt bestehender Häuser abzielen und einen Beitrag zur Entwicklung ländlicher Regionen leisten.

79 % der Österreicher sind für einen Ausbau der Breitband-Infrastruktur, um Homeoffice zu erleichtern und so den Pendlerverkehr zu reduzieren. 77 % sprechen sich dafür aus, die Ansiedelung von Betrieben vor Ort zu unterstützen, damit Verkehr reduziert und CO2 eingespart werden kann. Knapp zwei Drittel könnten sich vorstellen, Einfamilienhäuser in Zukunft nur mehr dort zu bauen, wo es Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel gibt, und 58 % meinen, dass Häuser wie früher in Siedlungen rund um ein Zentrum statt auf der grünen Wiese errichtet werden sollten.

Neues Leben für gebrauchte Immobilien

Statt den Neubau zu verbieten, sollte nach Meinung der Österreicher aber vor allem alten Einfamilienhäusern neues Leben eingehaucht werden: 89 % der Befragten wünschen sich mehr Förderungen für die Sanierung und den Erhalt bestehender Einfamilienhäuser, damit weniger neu gebaut werden muss.

Eine Verringerung der Wohnfläche pro Person findet hingegen nur 30 % Zustimmung, und der Abschaffung der Wohnbauförderung für Einfamilienhäuser erteilen die Österreicher ebenfalls eine klare Absage (nur 28 % Befürworter).

Dazu Peter Weinberger von Raiffeisen Immobilien Österreich: „Nicht außer Acht lassen sollte man in dieser Diskussion auch, dass es viele Interessenten vor allem wegen der hohen Preise von der Stadt aufs Land zieht.“

Wieder: Nikolaus Lallitsch „Die Sanierung und Verdichtung bestehender Bausubstanz ist hier sicher ein zielführenderes Instrument, ebenso wie die Mobilisierung von Leerstand.“

Schätzungen der Österreichischen Hagelversicherung gehen davon aus, dass in Österreich 400 Millionen Quadratmeter Gebäude-Nutzfläche leer stehen, häufig in Ortszentren – ein Schatz, den es zu heben gilt, will man die Verschwendung von Grünland hintanhalten.