(kunid) Nach vorläufigen Daten hinterließen Katastrophen 2021 weltweit Schäden in Höhe von 112 Milliarden Dollar. Dies geht aus Schätzungen des Swiss Re Institute hervor. Der Großteil, 105 Milliarden Dollar, entfiel auf Naturkatastrophen – der vierthöchste Wert seit 1970. Die für die Versicherungswirtschaft teuersten Schäden waren Hurrikan Ida und Wintersturm Uri in den USA. In Europa verursachte die Flutkatastrophe im Juli die höchsten versicherten Schäden.

Das Swiss Re Institute (SRI) hat in einer neuen „Sigma“-Analyse erste vorläufige Schätzungen zum Ausmaß der von Menschen verursachten Katastrophen und von Naturkatastropehn im Jahr 2021 veröffentlicht.

Diesen Daten nach belief sich der wirtschaftliche Schaden weltweit auf 259 Milliarden US-Dollar (zum Kurs vom 14. Dezember sind das umgerechnet 228,9 Milliarden Euro) – eine Zunahme um ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr.

Die versicherten Schäden lagen um 13 Prozent höher als 2020: Sie erreichten ein Volumen von 112 Milliarden Dollar (99 Milliarden Euro). Das wäre, zu Preisen von 2021, der vierthöchste Wert seit 1970, also seit „Sigma“ Katastrophenschäden erfasst.

Die Schätzungen beziehen sich auf Sachschäden. Noch seien nicht alle Ereignisse vollständig bewertet, die Katastrophenaktivität im Dezember sei weiterhin hoch gewesen. Zudem verzögere die Pandemie die Schadenbearbeitung.

Großteil der Schäden naturkatastrophenbedingt

Die registrierten Schäden waren ganz überwiegend auf Naturkatastrophen zurückzuführen. Versichert waren hier Schäden in Höhe von 105 Milliarden US-Dollar (92,8 Milliarden Euro). Der Wert liegt um zirka ein Drittel über dem Schnitt der letzten zehn Jahre.

„Damit setzte sich der seit Jahrzehnten zu beobachtende Trend einer jährlichen Zunahme der Schäden um fünf bis sechs Prozent fort“, sagt Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re.

„Es scheint inzwischen zur Normalität geworden zu sein“, so Bertogg weiter, „dass jedes Jahr mindestens ein sekundäres Naturgefahrenereignis, etwa eine schwere Überschwemmung, ein Wintersturm oder ein Waldbrand, Schäden von mehr als zehn Milliarden US-Dollar verursacht.“

Als sekundäre Naturgefahren gelten Ereignisse, die unabhängig und vergleichsweise häufig – öfter als „primäre“ Naturgefahren wie Erdbeben oder Wirbelstürme – auftreten und vergleichsweise geringe bis mittlere Schäden verursachen, sowie sekundäre Effekte primärer Naturgefahren, zum Beispiel ein Tsunami nach einem Erdbeben.

Die zwei teuersten Naturkatastrophen

„Gleichzeitig erinnert der Hurrikan Ida eindringlich an die Bedrohung und das Schadenpotenzial von Spitzenrisiken“, so Bertogg.

„Ida“ wurde Ende August, Anfang September mit geschätzt 30 bis 32 Milliarden US-Dollar (26,5 bis 28,3 Milliarden Euro) an versicherten Schäden zur teuersten Naturkatastrophe des Jahres für die Versicherer. In dieser Summe sind auch die Schäden enthalten, die über die Hochwasserversicherung „National Flood Insurance Program“ der US-Regierung gedeckt waren.

Auch die zweitteuerste Naturkatastrophe ereignete sich in den USA: Der Wintersturm „Uri“ führte im Februar mit extremer Kälte, starken Schneefällen und Eisbildung zu versicherten Schäden in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar (13,3 Milliarden Euro); in Texas fiel das Stromnetz aufgrund des Frosts mehrfach aus.

Juli-Flut teuerstes Ereignis in Europa

Das teuerste Ereignis in Europa war die Flutkatastrophe im Juli. Sie hinterließ versicherte Schäden von bis zu 13 Milliarden US-Dollar (11,5 Milliarden Euro), wobei der wirtschaftliche Schaden mehr als 40 Milliarden US-Dollar (mehr als 35,3 Milliarden Euro) betrage.

„Dies zeigt, dass in Europa in Bezug auf Überschwemmungsrisiken noch immer eine große Deckungslücke besteht“, folgert das SRI. Die Überschwemmungen seien die teuerste Naturkatastrophe in der Region seit 1970 gewesen.

Weitere „verheerende sekundäre Naturgefahrenereignisse in Europa“ seien 2021 die schweren Stürme im Juni gewesen, bei denen Gewitter, Hagel und Tornados große Sachschäden in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Tschechien und der Schweiz verursachten: Die versicherten Schäden werden auf 4,5 Milliarden US-Dollar (3,98 Milliarden Euro) geschätzt.

Neue Hitzerekorde

„Am anderen Extrem des Wetterspektrums“, so das SRI, verzeichneten Kanada, angrenzende Gebiete der USA und viele Teile des Mittelmeerraums Rekordtemperaturen.

In einem Dorf in British Columbia „brachte in den letzten Juni-Tagen eine ‚Hitzekuppel‘ einen neuen kanadischen Temperaturrekord von fast 50 Grad Celsius“. Die an den Pazifik grenzende Provinz liegt in Bezug auf die geographische Breite etwa auf selber Höhe wie Mitteleuropa.

Im kalifornischen Death Valley wiederum seien die Temperaturen bei einer Hitzewelle auf 54,4 Grad gestiegen. Infolge der Hitze sei es häufig zu verheerenden Waldbränden gekommen. Anders als in den Jahren 2017, 2018 und 2020 seien in Kalifornien aber Gebiete mit einer geringeren Konzentration an Sachwerten betroffen gewesen.