(kunid) Die hohen Temperaturen haben für erhöhte Betriebsamkeit bei den Autofahrerclubs gesorgt. Vor allem Batterien, die wegen der Hitze streikten, machten Pannenhilfe nötig. Der ÖAMTC etwa meldet österreichweit 62.250 Einsätze von Mitte Juni bis Mitte Juli. Auch überhitzte Kühlersysteme sind eine häufige Einsatzursache gewesen, so der ARBÖ.

Eine Zeit lang ist es sehr heiß, zwischendurch kühlt es wieder ab: Was macht aber die Hitze mit unseren Autos?

Die Hitze, aber auch der einsetzende Reiseverkehr, ließ die Pannenfahrer des ÖAMTC von Mitte Juni bis Mitte Juli „deutlich häufiger“ ausrücken, teilt der Club mit.

„In den vergangenen vier Wochen hatten wir österreichweit fast 10.000 Einsätze mehr als noch im Mai“, sagt Gerhard Samek, Leiter der ÖAMTC-Pannenhilfe. Im Schnitt sind die Helfer pro Tag etwas mehr als 2.000 Mal im Einsatz gewesen.

Insgesamt wurden von 14. Juni bis 14. Juli rund 62.250 mobile Pannenhilfen (+19 % gegenüber Mai) und etwa 25.170 Abschleppungen (+31 %) vorgenommen. Stärkster Tag war mit 2.308 mobilen Pannenhilfen und 1.033 Abschleppungen Montag, der 21. Juni.

Häufigster Grund des Ausrückens: die Batterie

„Auch wenn es paradox erscheint: Extreme Hitze ist für Fahrzeugbatterien ähnlich belastend wie Eiseskälte im Winter“, erklärt Samek. 27 % der Einsätze sind in diesen vier Wochen auf deren Konto gegangen. „Werden immer wieder eher kurze Strecken gefahren und die Klimaanlage voll aufgedreht, kann sich die Batterie nicht erholen.“

Auch das Kühlsystem mancher Fahrzeuge gerät bei den hohen Temperaturen an seine Grenzen, „das war aber nur in rund 4 % der Einsätze der Fall“.

An weiteren Einsatzgründen nennt der ÖAMTC unter anderem Probleme mit den Reifen (9 %) und dem Starter oder der Lichtmaschine (7 %). In rund 6 % der Fälle ging es um irrtümlich versperrte Autotüren.

Höheres Einsatzaufkommen auch beim ARBÖ

Auch der ARBÖ berichtet von hitzebedingter Pannenzunahme. Auch er betont: Nicht nur besonders tiefe, sondern auch extrem hohe Temperaturen sind für das Antriebs- und Kühlsystem von Autos belastend und auch für Starterbatterien schädlich.

An einem Spitzenwochenende etwa sind rund 700 Ausfahrten verzeichnet worden. Und am Montag darauf sind die ARBÖ-Pannenfahrer rund 500 Mal gerufen worden, was im Vergleich zu einem herkömmlichen Montag eine Steigerung um rund 35 % bedeutet.

Vor allem streikende Batterien, aber auch Reifenschäden und überhitzte Kühlersysteme sind die häufigsten Einsatzursachen gewesen.

„Durch die enorme Hitze kommt es in den Batteriezellen der Starterbatterien zum Kurzschluss. Außerdem ist die Selbstentladung der Batterie ungleich höher als bei kühlerem Wetter“, erklärt Erich Groiss, technischer Koordinator beim ARBÖ.

VCÖ: Hitzestaus durch Asphaltwüsten

Beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ) macht man darauf aufmerksam, dass bereits fast 2.400 Quadratkilometer in Österreich durch Bau- und Verkehrsflächen versiegelt sind – was die Hitzeentwicklung vorantreibt. „Der Ausbau von Straßen und Pkw-Abstellplätzen verwandelt immer mehr Böden zu Asphaltwüsten und verursacht Hitze-Staus“, sagt Ulla Rasmussen vom VCÖ.

Derzeit, so der VCÖ, gibt es in Städten und Gemeinden entlang von Straßen meist eine Kolonne parkender Autos, aber keine oder nur wenige Bäume. Die Folge ist, dass sich Autos in der Sonne massiv aufheizen; auch unter den Autos sammelt sich Hitze, die in der Nacht an die Umgebung abgegeben wird. Die Abkühlung in den Straßen wird dadurch zusätzlich behindert.

Hitze ist eine extreme Gesundheitsgefahr und vor allem für Kleinkinder, chronisch Kranke und Personen mit Atemweg- und Herzkreislauferkrankungen gefährlich, fügt der VCÖ hinzu.

Österreich muss nicht nur weitere Versiegelung verhindern, es braucht auch ein umfassendes Entsiegelungsprogramm, folgert Rasmussen. „Auch die Reduktion des Kfz-Verkehrs ist dabei essenziell.“

Hagelversicherung plädiert für weniger Bodenverbrauch

Die Forderung nach weniger Bodenverbrauch hört man von der Österreichischen Hagelversicherung bereits seit geraumer Zeit. Sie hat erst kürzlich ein „Maßnahmenbündel“ formuliert, dessen „dringende Umsetzung“ sie für angezeigt hält.

Gefordert werden unter anderem monetäre Anreizsysteme für die Revitalisierung leerstehender Immobilien, vermehrtes Bauen in die Höhe und in die Tiefe, Genehmigung von Baulandwidmungen nur, wenn die Gemeinde nachweisen kann, dass keine angemessenen Innenentwicklungspotenziale und Leerstände verfügbar sind, und ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

„Als Finanzmanager eines Versicherungsunternehmens bin ich ständig mit den zunehmenden Naturkatastrophen konfrontiert“, sagt Vorstandsvorsitzender Kurt Weinberger. „Wir haben beim Flächenverbrauch die Belastbarkeitsgrenze bereits längst überschritten. Begrenzte Landwirtschaftsflächen verlangen einen sofortigen Stopp des Bodenverbrauchs.“