(kunid) Angesichts der aktuell hohen Inflation erreichten die bereits seit 2009 durchgehend negativen Realzinssätze für Einlagen im Februar 2022 den niedrigsten Wert seit der Ölpreiskrise in den 1970er-Jahren. Trotz stark negativer Realzinssätze wuchsen die Bankeinlagen privater Haushalte weiter an. Gleichzeitig stiegen die Nettoinvestitionen in Investmentfonds aufgrund ihrer höheren Renditechance.

Die Realzinssätze von Einlagen privater Haushalte befanden sich in Österreich, insbesondere aufgrund des geringen Zinsniveaus, seit längerem im negativen Bereich. Die am aktuellen Rand stark steigende Inflationsrate – hervorgerufen durch beträchtlich anziehende Energiepreise – führte zu einem weiteren Abfall der Realzinssätze.

Gemessen an den täglich fälligen Spareinlagen, für die der nominelle Zinssatz im Februar 2022 0,07 % betrug, ging die negative Realverzinsung auf –5,8 % und somit auf den höchsten Negativwert seit der ersten Ölpreiskrise (am Höhepunkt –6,2 % im April 1974) zurück.

Der seit Ende Februar 2022 andauernde Krieg in der Ukraine hat seither zu zusätzlichen Steigerungen bei den Energiepreisen geführt und wird sich voraussichtlich auch auf die Inflationsrate bzw. weiter sinkende Realzinssätze auswirken.

Erstmals negative Aggregatzinssätze

Die Nominalzinssätze lagen bei neu abgeschlossenen Spareinlagen selbst bei Kapitalbindung lediglich bei 0,21 %. Während in Österreich Negativzinsen bei Spareinlagen aufgrund eines OGH-Urteils nicht möglich sind, waren im Jahr 2021 erstmals negative Aggregatszinssätze bei täglich fälligen Einlagen privater Haushalte in einzelnen Ländern des Euroraums (z. B. Deutschland und Belgien) zu beobachten.

Negative Zinssätze bei Unternehmenseinlagen sind hingegen im Euroraum weit verbreitet und traten auch in Österreich schon seit längerem auf. Dies betraf insbesondere neu veranlagte Einlagen mit (meist kurzfristiger) vereinbarter Laufzeit, die im Dezember 2021 im Inland ein Zinsniveau von –0,63 % erreichten und von Veranlagungen großer, international agierender Konzerne geprägt wurden.

Bankeinlagen stiegen trotzdem weiter an

Trotz stark negativer Realzinssätze wuchsen die Bankeinlagen der heimischen Haushalte auch im Jahr 2021 weiter auf 294,8 Mrd Euro.

Nach dem starken Anstieg im Jahr 2020 (welcher auch in pandemiebedingten Konsumeinschränkungen begründet war) zeigte sich im zweiten Jahr der Pandemie jedoch eine etwas geringere Dynamik: Während der Nettozuwachs von Haushaltseinlagen 2020 noch 17,1 Mrd Euro (+6,4 %) betrug, belief sich dieser im Jahr 2021 nur noch auf 10,9 Mrd Euro (+3,8 %) und entsprach damit in etwa dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie.

Die Einlagen der Unternehmen stiegen 2021 um 3,0 Mrd Euro (+3,5 %) auf 87,4 Mrd Euro an.

Österreichische Investmentfonds profitierten 2021 vom günstigen Umfeld

Investmentfonds waren aufgrund ihrer höheren Renditechance in Zeiten des Niedrigzinsumfeldes eine zunehmend gesuchte Veranlagungsalternative, was sich 2021 in historisch hohen Nettomittelzuflüssen in Höhe von 15,2 Mrd Euro niederschlug.

Inländische Investmentfonds konnten im Jahr 2021 – vor den negativen Auswirkungen der Ukrainekrise auf die Finanzmärkte und in einem damals noch wesentlich günstigeren Börsenumfeld – eine Rendite von 7,3 % erzielen.

Sie waren im Jänner 2022 mit 68,5 % ihres Wertpapierportfolios (verzinsliche Wertpapiere, Anteilsreche, Investmentzertifikate) an Wertpapieren aus dem Euroraum und 13,3 % an US-Wertpapieren beteiligt, sodass das zukünftige Renditepotenzial stark von weiteren Entwicklungen an diesen Märkten beeinflusst wird. Russische bzw. ukrainische Wertpapiere wurden von inländischen Fonds nur in geringem Umfang (0,7 Mrd Euro bzw. 0,3 % des Wertpapierportfolios) direkt gehalten.

Private Haushalte investieren vor allem in nachhaltige inländische Fonds

Die um Kurseffekte bereinigte Jahreswachstumsrate der von privaten Haushalten gehaltenen Investmentzertifikate stieg ab dem Jahr 2018 stetig an und lag im Jahr 2021 mit 13,0 % sogar deutlich über jener der Bankeinlagen (3,8 %).

Der Bestand an Investmentzertifikaten im Besitz privater Haushalte stieg im Jahr 2021auf 89,3 Mrd Euro, wobei 59,5 Mrd Euro auf inländische und 29,8 Mrd Euro auf ausländische Fonds entfielen.

Private Haushalte investierten dabei zunehmend in nachhaltige inländische Fonds.

Gütesiegel im Bereich ESG

In Österreich ist bei nachhaltigen Investmentzertifikaten das UZ49-Gütesiegel von Bedeutung, das von der Zertifizierungsstelle des Klimaministeriums an besonders nachhaltige Finanzprodukte auf Basis von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) vergeben werden kann.

Mehr als die Hälfte (54 % bzw. 3,0 Mrd Euro) aller Nettoinvestitionen von privaten Haushalten (5,6 Mrd Euro) in inländische Fonds entsprachen dieser Zertifizierung.

Aufgrund der dynamischen Entwicklung waren im Jahr 2021 bereits 16,5 % (9,8 Mrd Euro) aller von privaten Haushalten gehaltenen inländischen Investmentzertifikate (59,5 Mrd Euro) mit einem UZ49-Gütesiegel zertifiziert, während dieser Anteil im Jahr 2019 lediglich 7 % betrug.