(kunid) Kurzkrankenstände steigen auf 40 Prozent aller erfassten Krankenstandsfälle, machen aber dennoch nur 8,6 Prozent aller krankheitsbedingten Fehlzeiten aus, so das Ergebnis des aktuellen Österreichischen Fehlzeitenreports. Überraschend: Die über 50-Jährigen verbringen zwar aufgrund von längeren Krankenstandsfällen im Durchschnitt mehr Zeit im Krankenstand als Jüngere, der Anteil der Personen, die im Jahresverlauf erkranken, ist aber in allen Altersgruppen etwa gleich groß.

Mit Spannung wird der jährliche Fehlzeitenreport, der seit dem Jahr 2007 vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) herausgegen wird, erwartet – sagt er doch viel über unsere Gesellschaft aus. Der Österreichische Fehlzeitenreport entsteht in Kooperation zwischen dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Arbeiterkammer (AK). Ende 2017 ist der letztgültige Fehlzeitenreport veröffentlicht worden, der auf den Werten des Jahres 2016 basiert.

Kurzkrankenstände stellen demnach 40 Prozent aller erfassten Krankenstandsfälle dar. Gemessen an der Summe der Krankenstandstage ist ihr Gewicht aber gering und liegt bei 8,6 Prozent aller krankheitsbedingten Fehlzeiten. Die Hälfte der älteren ArbeitnehmerInnen ist nie krank, ein Drittel gerade einmal eine Woche pro Jahr.

Verglichen zum Jahr 2015 kam es 2016 in Österreich zu einem leichten Rückgang der krankheitsbedingten Fehlzeiten. Die unselbständig Beschäftigten waren im Jahresverlauf durchschnittlich 12,5 Tage im Krankenstand, um rund 1,3 Prozent weniger als 2015 (12,7 Tage). Dieser Wert entspricht einer Krankenstandsquote von 3,4 Prozent (2015: 3,5 Prozent).

Salzburg ist seit Jahren das Bundesland mit den geringsten Fehlzeiten, 2016 waren dort die Beschäftigten im Schnitt nur 10,6 Tage im Jahr krank. Die niederösterreichische Gebietskrankenkasse verzeichnete mit 13,6 Tagen die höchsten Krankenstände, gefolgt von der oberösterreichischen und Wiener Gebietskrankenkasse mit 13,3 bzw. 12,5 Tagen.

Die Ergebnisse im Detail

Während in den meisten Krankheitsgruppen die Zahl der Krankenstandstage leicht zunahm, verzeichneten Atemwegserkrankungen gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Rückgang. Der Krankenstand wird heute vor allem von den Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und jenen des Atemsystems geprägt. Zusammen verursachen diese Erkrankungen rund 50 Prozent der Krankenstandsfälle und 42 Prozent aller Krankenstandstage.

2016 dauerten gut 40 Prozent aller erfassten Krankenstandsfälle weniger als vier Tage. Längere Krankenstandsepisoden sind selten – nur 12,3 Prozent aller Fälle dauern länger als zwei Wochen. Dennoch verursacht diese vergleichsweise geringe Anzahl an Krankenstandsepisoden einen erheblichen Teil der Fehlzeiten (knapp 60 Prozent).

Auch andere langfristige Trends – wie die Erhöhung der Teilzeitbeschäftigung und die Zunahme von atypischen Beschäftigungsverhältnissen – haben die Krankenstandsquote gedämpft. Der Anteil der Verletzungen an den Krankenstandsdiagnosen nahm dagegen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich ab. Er betrug 2016 gut 16 Prozent, 2004 waren es noch 21 Prozent und 1994 fast 23 Prozent.

Rückgang der Unfallquote

2016 lag die Unfallquote bei 3,2 Prozent und erreichte somit den tiefsten Stand seit 1974. Damals waren statistisch gesehen 7,6 Prozent der Beschäftigten von einem Arbeitsunfall betroffen. Dazu Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich: „Der Rückgang der Unfallquote ist vor allem dem Engagement unserer Betriebe im Arbeitnehmerschutz zu verdanken.“

Der Rückgang fiel bei männlichen Arbeitern besonders stark aus, wodurch sich auch die Unterschiede zwischen Arbeitern und Angestellten im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verringerten. 2016 verbrachten Arbeiter laut Statistik mit 15,4 Tagen um 47 Prozent mehr Zeit im Krankenstand als die Angestellten, die durchschnittlich 10,5 Tage krankgeschrieben waren. Zu Beginn der 1990er-Jahre verzeichneten Arbeiter noch doppelt so viele Krankenstandstage wie Angestellte.

Historischer Überblick

Blicken wir ein wenig in die Geschichtsbücher: Langfristig gesehen ist das Krankenstandsniveau in Österreich derzeit vergleichsweise niedrig: Die krankheitsbedingten Fehlzeiten erreichten 1980 ihren Höchstwert, als pro Kopf 17,4 Krankenstandstage anfielen und die Krankenstandsquote bei 4,8 Prozent lag.

In den Jahren 1990 und 2000 waren die Beschäftigten durchschnittlich 15,2 Tage beziehungsweise 14,4 Tage krankgeschrieben. Der langjährige Trend zu einer Verkürzung der Dauer der Krankenstandsfälle setzte sich somit auch 2016 fort.

Pensions-Vorsorge statt Reparatur

Manfred Anderle, Obmann der Pensionsversicherungsanstalt, erklärt: „Die Pensionsversicherung folgt dem Grundsatz von Vorsorge statt Reparatur und verstärkt jene Maßnahmen, welche die Menschen zu einem nachhaltig gesünderen Lebensstil anleiten.“ Durch Früherkennung und Prävention soll der Versicherungsfall der Arbeitsunfähigkeit effektiver verhindert werden, so Anderle.

So wird derzeit das Projekt Gesundheitsvorsorge Aktiv (GVA) österreichweit ausgerollt. Und mit „Reha-JET“ – in einem der drei Kompetenzzentren der PVA für die intensivierte medizinische berufs- und arbeitsplatzbezogene Rehabilitation – orientiert sich ein Rehabilitations-Programm ganz intensiv an den konkreten Anforderungen, die Beruf und individueller Arbeitsplatz an die Menschen stellen. Mit diesem Modell, das für „Rehabilitation für Job, Erwerbstätigkeit und Teilhabe“ steht, werde die integrierte medizinisch-berufliche Rehabilitation weiter ausgebaut, verspricht Anderle.

Im Krankheitsfall: gut abgesichert

Möchte man – unabhängig von den gesetzlich geregelten Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung – eine optimale Behandlung, und möchte man auch nicht auf einen gewissen Komfort verzichten – dazu gehören etwa kurze Wartezeiten auf einen Facharzttermin -, empfiehlt sich eine Absicherung mit einer privaten Krankenversicherung.

In einer entsprechenden Polizze können zum Beispiel die freie Arztwahl, diverse Präventionsangebote und Versicherungsschutz im Ausland vereinbart werden.

Auch eine Vereinbarung, die die Mehrkosten für Medikamente und Behandlungen beinhaltet, die die gesetzliche Krankenkasse nicht oder nur noch zum Teil übernimmt, ist möglich. Versicherbar sind in einer privaten Krankenversicherung außerdem eine Sonderklasse-Unterbringung und -Behandlung im Krankenhaus. Je nach Vereinbarung hat man dann die freie Wahl bei Arzt, Chirurg und Ein- oder Zweibettzimmer, die Option auf ambulante Operationen und so weiter.

Vertiefende Lektüre

Der Fehlzeitenreport 2017 lässt sich auf der Seite der WKO kostenlos als PDF herunterladen.