(kunid) Natürlich sollen Kinder springen, toben, spielen und klettern. Doch das geht nicht immer ohne Blessuren ab und die meisten davon sind nicht wirklich schlimm. Es gibt aber auch eine ganze Reihe an wirklich gefährlichen Risiken, die zu schweren und zum Teil sogar tödlichen Unfallverletzungen führen können. Hier gilt es präventiv vorzusorgen, denn viele schlimme Unfälle lassen sich verhindern.

„Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung viel Bewegung. Sie krabbeln, laufen, toben und klettern – kleinere Verletzungen stehen dabei meist auf der Tagesordnung. Aber leider ereignen sich nach wie vor auch so schwerwiegende Unfälle, dass die Kleinen im Krankenhaus versorgt werden müssen. Jeder einzelne dieser Unfälle muss in Zukunft vermieden werden“, wie Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) betont.

Jährlich verunfallen laut KfV mehr als 27.000 Kinder in ihrem eigenen Zuhause und nach Angaben der Statistik Austria rund 440 Kinder im Straßenverkehr so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Das Hauptunfallrisiko ist bei Kleinkindern also nicht der Straßenverkehr, sondern das eigene Zuhause. Gemäß KfV ereignen sich dabei 63 Prozent der Unfälle bei Kindern unter fünf Jahren im Wohn- und Schlafzimmer, 22 Prozent in der Küche und rund sieben Prozent auf Treppen im Innenbereich.

Damit die Entdeckungstour nicht zum Risiko wird

Kinder im Krabbelalter erkunden ihre Welt – und es ist die Aufgabe der Erwachsenen dafür zu sorgen, dass im Umfeld des Kindes keine Gefahren drohen. Deshalb müssen Regale und Schränke so gesichert werden, dass diese nicht umkippen können, auch wenn sich Kinder daran hochziehen. 37 Prozent aller Unfälle zu Hause sind Stürze aus der Höhe, zum Beispiel vom Wickeltisch, und damit die häufigste Unfallursache bei kleinen Kindern bis fünf Jahren. Schutzgitter an Treppen und an Etagenbetten sowie Sicherheitsriegel an den Fenstern verhindern gefährliche Stürze.

Außerdem sollten keine Gegenstände herumliegen, die verschluckt oder anderweitig gefährlich werden können. Das betrifft beispielsweise Medikamente, Putzmittel, Zigaretten, aber auch Knöpfe, Ringe, Münzen oder giftige Pflanzen in Wohnung und Garten beziehungsweise Schnüre und Stricke, die schnell zu Strangulationsfallen werden. Steckdosen sollten mit entsprechenden Kindersicherungen ausgestattet werden, sodass Stromunfälle ausgeschlossen sind.

Vorsicht ist auch in der Nähe eines Teiches, in der Badewanne oder einem Planschbecken geboten, denn die Gefahr des Ertrinkens ist bei kleinen Kindern immens. Deren Kopf ist nämlich im Verhältnis relativ schwer, sodass ein Kleinkind, das nach vorne ins Wasser gekippt ist, selbst in einer wenige Zentimeter tiefen Pfütze ertrinken kann – und das lautlos, denn kleine Kinder ertrinken in der Regel ohne Strampeln und Schreien.

Verbrennungen und Verbrühungen vermeiden

Besonders für Kleinkinder und Säuglinge ist das Risiko, Verbrennungen und Verbrühungen zu erleiden, hoch. Jedes Jahr muss deswegen jedes achte Kind unter fünf Jahren, das zu Hause verunfallt, in einem Krankenhaus behandelt werden. Dabei ist die Haut von Kleinkindern und Säuglingen besonders sensibel. Schon kleine Mengen einer heißen Flüssigkeit, also beispielsweise eine Tasse Tee oder Glühwein reichen nämlich aus, um bis zu 30 Prozent der Haut eines Kleinkindes zu schädigen – je nach Schweregrad besteht dann sogar Lebensgefahr.

Deshalb raten Experten unter anderem, auf Tischdecken zu verzichten, Tassen oder Kannen mit heißen Getränken nicht an der Tischkante abzustellen und nichts Heißes zu trinken oder essen, während ein Kind auf dem Schoß sitzt.

Die Kabel eines Wasserkochers, einer Fritteuse oder ähnlicher Geräte sollten genauso unerreichbar sein wie der Stiel einer Pfanne, die auf dem Herd steht. Außerdem empfiehlt es sich, lediglich die hinteren Kochplatten eines Herdes zu nutzen und natürlich dürfen Kinder auch nicht unbeaufsichtigt an einer offenen Feuerstelle sein.

Kostenlose Checklisten

Zahlreiche Informationen und Checklisten, wie sich Kinderunfälle vermeiden lassen, gibt es unter anderem auf speziellen Internetseiten des KfV www.visionzero.at und www.bewusst-sicher-zuhause.at. Auf der letztgenannten Website ist unter anderem eine App für den PC sowie eine umfangreiche Checkliste, die zeigt, wie sich Kinderunfälle vermeiden lassen, kostenlos herunterladbar. Unter www.visionzero.at sind zu dem Thema diverse Flyer und ein Film abrufbar.

Im Gesundheitsportal des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen (www.gesundheit.gv.at) stehen Erste-Hilfe-Tipps speziell für den Fall, dass ein Kind verletzt wurde, zur Verfügung.

Wie Kinder in finanzieller Hinsicht abgesichert werden können, wenn es zu einem Unfall kommt, erklärt ein Versicherungsexperte – denn eine private finanzielle Vorsorge ist wichtig. Die gesetzliche Unfallversicherung deckt nämlich nur Unfälle ab, die im Bereich der Schule beziehungsweise des Kindergartens oder auf dem Weg dorthin oder wieder zurück nach Hause geschehen. Da die allermeisten Unglücke aber in der Freizeit passieren, ist dieser Schutz nicht ausreichend.