(kunid) Daten der Statistik Austria zeigt, dass sich rund 40 Prozent der Österreicher lärmgeplagt fühlen. Einer der Hauptursachen ist dabei der Verkehrslärm. Dauerlärm ist unter anderem die Ursache für Bluthochdruck- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie diverse andere Krankheiten. Es gibt jedoch Möglichkeiten, wie der Einzelne sein persönliches Lärmrisiko vermindern kann.

Vier von zehn Österreichern fühlen sich tagsüber oder in der Nacht zu Hause von Umgebungslärm gestört, stellt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) unter Berufung auf Zahlen der Statistik Austria fest. Größte Lärmquelle sei laut VCÖ der Verkehr, da rund 60 Prozent der lärmgeplagten Personen als Ursache den Lärm der Fahrzeuge angeben.

Von denen, die sich am Verkehrslärm stören, gaben laut VCÖ fast 80 Prozent den Kfz-Verkehr als Ursache an, so der VCÖ weiter. Danach folgt der Lärm durch Flugzeuge, Bahn und Straßenbahnen. Insgesamt störe der Verkehr vier Mal so viele Personen wie der Lärm von Nachbarn, acht Mal so viele wie Baustellenlärm und 17 Mal so viele wie der Lärm von Lokalen.

Psychische und physische Auswirkungen von Lärm

Studien in Tirol entlang der Transitautobahnen hätten nach Angaben des VCÖ gezeigt, dass Verkehrslärm bei Kindern zu Konzentrationsstörungen führe, mit negativen Folgen auf die Leistungen in der Schule. Auch eine Studie der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) kommt zu dem Ergebnis, dass Lärm krank machen kann.

„Bei extremer Lärmbelästigung sind Depression und Angst immerhin doppelt so häufig wie bei geringer Lärmbelästigung“, erklärt der Studienleiter Prof. Dr. Manfred Beutel von der JGU. Lärm ist eben nicht nur ein Störfaktor, sondern auch ein Gesundheitsrisiko, so das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF). Sowohl kurzzeitige Schallspitzen als auch ein dauerhaft hoher Lärmpegel schädigen das Hörvermögen bis zur Schwerhörigkeit.

So reicht es laut Gesundheitsexperten beispielsweise aus, wenn man 15 Minuten pro Tag mit einem Winkelschleifer arbeitet, damit es zu einem Gehörschaden kommen kann. Diese Schäden entwickeln sich aber schleichend, oftmals über einen Zeitraum von Jahren hinweg. Das Tückische dabei: Sind Schädigungen erst einmal eingetreten, können diese nicht mehr geheilt werden. Es hilft also nur vorbeugen.

Von Tinnitus bis zu Bluthochdruck

Weitere mögliche Auswirkungen von Lärm sind Ohrgeräusche (Tinnitus), ein erhöhter Blutdruck und eine gesteigerte Herzfrequenz. Zudem kann eine chronische Lärmbelastung zu Nervosität, Konzentrations- und Schlafstörungen, erhöhten Blutfett- und Blutzuckerwerten sowie zu Bluthochdruck führen. So erhöht eine dauerhafte Lärmbelastung von mehr als 65 Dezibel (dB) am Tag beziehungsweise mehr als 55 dB in der Nacht das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko.

Gehörschäden sind ab einer ständigen Lärmbelastung von mehr als 85 dB oder bei einem kurzfristigen Lärm mit mehr als 137 dB zu erwarten. Zur Einordnung: Typischerweise verläuft ein Gespräch bei einem Lärmpegel zwischen 50 und 60 dB. Ein vorbeifahrendes Auto erreicht rund 75 dB, der Straßenverkehr liegt zwischen 75 und 85 dB. Der Schwerlastverkehr kommt auf rund 95 dB Lärm und ein Presslufthammer auf 100 dB. Bei einem Rockkonzert sind es bis zu 120 dB und ein startendes Flugzeug erreicht bis zu 140 dB.

Vorsicht ist auch bei Kinderspielzeug geboten, denn Rasseln, Quietscheentchen oder elektronisches Spielzeug können laut sein und einen Lärmpegel von bis zu 115 dB erreichen. Dementsprechend rät unter anderem die Arbeiterkammer Oberösterreich, dass Kinder möglichst kein lautes Spielzeug nutzen sollten. Auch bestimmte Gewohnheiten beim Musik hören, wie zahlreiche Besuche sehr lauter Musikveranstaltungen und häufiges sehr lautes Musikhören über Kopfhörer, können laut BMGF zu Gehörschäden führen

Lärmvermeidung

Es gibt jedoch zahlreiche Möglichkeiten der Lärmvermeidung. So sollte beim Musikhören mit dem Kopfhörer die Lautstärke möglichst niedrig eingestellt werden. Zudem sind die Unterschiede zwischen den Kopfhörermodellen zu beachten. Beispielsweise blockieren die beliebten In-ear-Kopfhörer Außengeräusche weniger, was zur Folge hat, dass die Lautstärke höher eingestellt wird. Geschlossene Kopfhörer dämpfen zwar den Umgebungslärm, sind dafür problematisch, wenn sie draußen genutzt werden, weil Signaltöne, wie eine Autohupe damit leicht(er) überhört werden.

Grundsätzlich gilt: Man sollte unnötigen Lärm vermeiden und beispielsweise leise Geräte verwenden. Zudem kann man sich in der eigenen Wohnung durch entsprechende Baumaßnahmen wie Schallschutzfenster schützen. Bereits ab einem Lärmpegel von 80 dB muss laut einem Flyer der Allgemeinen Unfallversicherungs-Anstalt Beschäftigten ein Gehörschutz zur Verfügung gestellt werden. Ab 85 dB müssen Beschäftigte am Arbeitsplatz einen Gehörschutz tragen, denn bereits ab dieser relativ geringen Lautstärke wird das Gehör bei einer häufigen Einwirkung geschädigt.

Aber auch zu Hause sollte man bei lauten Tätigkeiten sich und seine Ohren schützen, zum Beispiel beim Rasenmähen oder beim Bohren. Laut wird es auch beim Umgang mit Feuerwerkskörpern, bei Disco- oder Konzertbesuchen und für Sportschützen auch beim Gebrauch von Schusswaffen – deshalb sollten auch hierbei Ohrstöpsel genutzt werden. Weitere Tipps und hilfreiche Links zum Thema zur Risikominimierung von Gehörschäden enthält das BMGF-Portal www.gesundheit.gv.at.