(kunid) Maßnahmen zur Umstrukturierung von Lieferketten werden in der gewerblichen Sach- und Haftpflichtversicherung bis 2026 global geschätzt zusätzliche 33 Milliarden US-Dollar an Prämien generieren, die Umstellung auf eine grüne Ökonomie zusätzliche 237 Milliarden bis 2035. So lautet eine aktuelle Prognose des Swiss Re Institute. In der Agrarversicherung rechnet es mit einer Steigerung von 46 Milliarden 2020 auf nahezu das Doppelte bis 2030.

„Sechs Monate nach Beginn des Ukraine-Krieges hat sich unsere Welt dramatisch verändert. Ausgelöst durch den Krieg und die Pandemie, entwickelt sich eine multipolare Welt mit gestörten Lieferketten, Energie- und Nahrungsmittelkrisen“, sagt Jérôme Haegeli, Group Chief Economist der Swiss Re.

Das Swiss Re Institute (SRI) hat in seinem neuesten „Sigma“-Bericht „Maintaining resilience: the role of P&C insurers in a new world order“ nun untersucht, was diese Veränderungen für die Versicherungsbranche bedeuten.

Verschiedene Faktoren werden nach Erwartung der Experten die Risikolandschaft prägen und wohl zu vermehrten Investitionen in die Realwirtschaft führen: Die Verlagerung von Lieferketten in befreundete Länder, sogenanntes „Friendshoring“; die Rückholung von Produktionskapazitäten ins Inland, sogenanntes „Reshoring“; und schließlich die Bekämpfung von Nahrungsmittelkrisen und Investitionen in grüne Energie.

Bis 2026 plus 33 Milliarden Dollar durch Re- und Friendshoring

So geht das SRI davon aus, dass die Umstrukturierung der Lieferketten zu Investitionen in neue Infrastruktur und Produktionsanlagen führen wird – und folglich mit einer gesteigerten Nachfrage nach Engineering-Versicherungen.

Reshoring dürfte in der gewerblichen Sach- und Haftpflichtversicherung in den nächsten fünf Jahren weltweit zusätzliche Prämien in Höhe von nominell 30,5 Milliarden US-Dollar (etwa 30,3 Milliarden Euro) generieren, vor allem im Bereich der Engineering-, Sach- und Haftpflichtversicherung.

Durch „Friendshoring“ werden zusätzliche 2,9 Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro) an Prämien erwartet. In der Transport- und Warenkreditversicherung wird das Prämienvolumen leicht sinken, weil der Welthandel wahrscheinlich abnehmen wird.

Bis 2030 fast Verdoppelung des Agrar-Prämienvolumens

Was die Landwirtschaft betrifft, sieht das SRI verschiedene Gründe für Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln: Lieferkettenprobleme, die infolge der Pandemie und des Ukraine-Kriegs entstanden sind, sowie Dürre und starke Regenfälle, durch die es in wichtigen Anbauländern zu Ernteausfällen gekommen ist.

Hinzu kommt, dass die Weltbevölkerung laut Vorhersagen in den nächsten 30 Jahren auf fast zehn Milliarden Menschen anwachsen soll.

Den Prognosen zufolge wird das weltweite Prämienvolumen in der Agrarversicherung bis 2030 auf 80 Milliarden US-Dollar (79,7 Milliarden Euro) steigen, verglichen mit 46 Milliarden US-Dollar (45,8 Milliarden Euro) 2020.

Bis 2035 plus 237 Milliarden Dollar durch „grüne Ökonomie“

Vierter Punkt: die „grüne Ökonomie“. Wie Haegeli hervorhebt, kann die Versicherungsbranche die Umstellung auf diese „vorantreiben, indem sie die Infrastruktur für erneuerbare Energien versichert und darüber hinaus in diese investiert“.

Wenn die Länder alle bisher geplanten Kapazitäten für erneuerbare Energien aufbauen, werden diese Investitionen nach Schätzungen des SRI im Energiesektor bis 2035 zusätzliche Prämien in Höhe von 237 Milliarden US-Dollar (236 Milliarden Euro) generieren.