Besonders im November und Dezember ist die Zahl der Wohnungsbrände relativ hoch. Eine neue Initiative gibt Tipps, wie man sich – und vor allem Kinder – vor Verbrennungen und Verbrühungen schützen kann.

9.11.2015 (kunid) Etwa 7.100 Personen müssen laut dem Versicherungsverband Österreich (VVO) jedes Jahr wegen Verbrennungen und Verbrühungen im Krankenhaus behandelt werden. Alleine in den Monaten November und Dezember sind davon 1.600 Personen, darunter rund 600 Kinder betroffen. Experten zeigen, wie sich dieses Unfallrisiko minimieren lässt.

Nicht ganz 4.000 Wohnungsbrände gibt es jedes Jahr in Österreich, so der Versicherungsverband Österreich (VVO). Etwa die Hälfte betrifft private Haushalte. Die größten Gefahrenquellen sind dabei die aufkommende Wärmeenergie, zum Beispiel bei Öfen, überhitztes Fett in Pfannen, Bügeleisen sowie in Schränken verbaute oder stark verstaubte Fernseher, Monitore und Videorekorder, des Weiteren offenes Feuer und Licht, aber auch elektrische Energie.

Im Rahmen der Initiative „Vision Zero 2020 – Kinderunfälle sind vermeidbar!“ weisen der VVO, das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und Landeskrankenhaus-Universität (LKH-Univ.) Klinikum Graz im neuen Folder „Sicherer Umgang mit Feuer“ auf die Brandgefahren hin und geben Tipps zur Risikovermeidung.

Kinder besonders gefährdet

Etwa 7.100 Verbrennungen und Verbrühungen müssten jedes Jahr im Krankenhaus behandelt werden, allein im November und Dezember seien es mit rund 1.600 Fällen überproportional viele, nämlich 22 Prozent. „Erfahrungsgemäß gibt es im Dezember doppelt so viele Brände durch offenes Licht und Feuer wie in einem anderen durchschnittlichen Monat des Jahres“, erklärt VVO-Vizepräsident Peter Thirring.

„Rund 4.100 Kinder unter 15 Jahren verbrennen oder verbrühen sich jährlich zu Hause, davon mehr als 600 Kinder – also zehn Kinder täglich – alleine im November und Dezember. Offenes Licht und Feuer, zum Beispiel brennende Kerzen, und defekte oder unbeaufsichtigte technische Geräte zählen hierbei zu den größten Brandauslösern“, betont KFV-Direktor Othmar Thann.

Es sollten nur Feuerzeuge mit Kindersicherung gekauft werden. Kerzen, Feuerzeuge, Streichhölzer und Wunderkerzen dürfen nicht im Kinderzimmer gelagert werden, betont Thann. Aber auch andere Lichtquellen können ein Risiko darstellen – etwa Halogenlampen, die Oberflächentemperaturen von bis zu 400 Grad Celsius entwickeln. Im Kinderzimmer sollten daher nur Energiesparlampen oder LEDs verwendet werden, da bei diesen die Brandgefahr niedriger sei.

Rauchmelder im Kinderzimmer

Laut KFV-Umfrage hat jeder zweite Haushalt einen Feuerlöscher, jeder dritte Haushalt einen Rauchmelder. „Ein Rauchmelder gehört in jeden Haushalt“, unterstreicht Thann. Und wenn man Kinder habe, sollte ein Rauchmelder vor allem auch im Kinderzimmer angebracht werden, der Feuerlöscher immer an einer möglichst zentralen und gut zugänglichen Stelle.

Sieben von zehn Eltern seien zwar darauf bedacht, Zündhölzer und Feuerzeuge außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren, aber nicht einmal 50 Prozent haben laut einer Umfrage mit ihren Kindern über die Gefährlichkeit von Feuer gesprochen, erklärt Thann.

„Um Gefahren möglichst vorzubeugen, sollten Eltern ihren Kindern schon früh den sorgfältigen und bewussten Umgang mit Licht und Feuer näherbringen“, so Thann. Kinder seien, wenn ein Feuer ausbricht, schutzlos.

Verletzungen für Kinder schwerwiegend

Brand- oder Verbrühungsverletzungen sind besonders bei Kindern schwerwiegend, erklärt Brandverletzungsexperte Univ.-Prof. Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am LKH-Univ. Klinikum Graz.

Kamolz: „Bereits der Inhalt einer Tasse mit heißer Flüssigkeit reicht aus, um bei Kleinkindern eine Verbrennung oder Verbrühung von rund 30 Prozent der Körperfläche zu verursachen – aber schon 15 Prozent Hautverbrennung können für ein Kind lebensgefährlich werden.“

Bei einer kleinen Verbrennung oder Verbrühung könne man sich mit kaltem Wasser behelfen, bei größeren Verletzungen gelte es, sofort die Rettung zu alarmieren oder ein Krankenhaus aufzusuchen. „Viele Unfälle wären durch einfache Sicherheitsmaßnahmen vermeidbar. Schutzmaßnahmen wie Herdschutzgitter in der Küche und Temperaturbegrenzer im Bad sind besonders effektiv“, so Kamolz.