(kunid) Manchmal ist ein Ausweichmanöver unvermeidlich – z. B. wenn plötzlich Wildtiere queren, landwirtschaftliche Fahrzeuge hinter einer uneinsichtigen Kurve einbiegen oder verlorene Gegenstände auf der Fahrbahn liegen.
Dann muss man blitzschnell und richtig reagieren, um eine Kollision zu vermeiden. Ausschlaggebend dafür ist, dass die richtige Reaktion ohne zu zögern automatisiert abläuft. Das wiederum muss man wiederholt trainieren und einüben, erklärt Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik.
Das sind seine Fahrtipps für ein sicheres Ausweichmanöver auf der Straße:
Ablenkung vermeiden
Unnötige Nebentätigkeiten sollten generell unterlassen werden und die Aufmerksamkeit auf die Straße gerichtet sein.
Entscheidend ist, dass der Fahrer keine Zeit verliert, um Hindernisse ehestmöglich zu erkennen und Gegenmaßnamen einzuleiten.
Notbremsung einleiten
Wenn plötzlich ein Hindernis auf der Fahrbahn erscheint, kann es lebensrettend sein, sofort mit aller Kraft auf die Bremse zu steigen und das Lenkrad nicht zu verreißen.
Währenddessen muss man abschätzen, ob sich ein Anhalten vor dem Hindernis ausgeht. Ist ein sicheres Anhalten nicht möglich, aber Platz vorhanden, kann man ein Ausweichmanöver starten – dann ist es wichtig, auf der Bremse zu bleiben und gefühlvoll um das Hindernis herum zu lenken. Ist jedoch kein Platz zum Ausweichen vorhanden – etwa aufgrund des Gegenverkehrs – gilt es, so viel Geschwindigkeit wie möglich vor dem Aufprall abzubauen. Jeder km/h weniger reduziert bei einem Aufprall das Verletzungsrisiko. Außerdem ist beim Ausweichen wichtig, den Blick in Fahrtrichtung zu belassen und sich nicht auf das Hindernis zu fokussieren, denn: Wohin man schaut, dorthin fährt man auch.
Notbremsassistenten nicht deaktivieren
Bei manchen Automodellen kann man einzelne Assistenzsysteme noch deaktivieren. Davor warnt der Fahrtechnik-Chefinstruktor: „Der Notbremsassistent schützt Pkw-Insassen, indem das Fahrzeug rechtzeitig vor einem Aufprall warnt und den Impuls für eine Notbremsung selbstständig einleitet.“ Für die Sicherheit in Fahrzeugen ist es daher essenziell, diese lebensrettende Technik auch wirklich zu nutzen.
Zur aktuellen Situation
Auf Österreichs Straßen sind seit 1. Jänner 2024 laut vorläufigen Zahlen des BMI 96 Personen tödlich verunglückt – damit waren um 25 % weniger Verkehrstote zu beklagen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (Stand: 26. Mai).
Doch auch wenn die Anzahl der Todesopfer zu diesem Zeitpunkt des Jahres noch nie so niedrig war, ist jeder Tote einer zu viel.
80 % der tödlichen Pkw-Unfälle Alleinunfälle oder Frontalkollisionen
50 Personen – und damit mehr als die Hälfte aller heuer bisher tödlich Verunglückten – kamen in einem Pkw ums Leben, davon wiederum 40 % bei Alleinunfällen. „Hier zeigt unsere Analyse, dass drei Viertel der Abkommensunfälle mit dem Anprall an einem Baum, einem Brückenpfeiler oder ähnlichen Objekten am Straßenrand enden – mit gravierenden Folgen hinsichtlich Verletzungsschwere“, erklärt der ÖAMTC-Experte. Leider hinkt Österreich den in der aktuellen Verkehrssicherheitsstrategie selbst gesetzten Maßnahmen – darunter vor allem die Gestaltung eines fehlerverzeihenden Straßenraums – deutlich hinterher.
Weitere 40 % der tödlichen Pkw-Unfälle waren Frontalkollisionen – überwiegend aufgrund von Unachtsamkeit oder Ablenkung. Dazu der ÖAMTC: „Wir sehen, dass diese Zahlen nicht nachhaltig zurückgehen. Potenzial, Abhilfe zu schaffen, haben Fahrassistenzsysteme, wie z. B. der Notfall-Spurhalteassistent. Dieser ist mit Juli 2024 in allen neu zugelassenen Pkw vorgeschrieben. Von der Verantwortung, hinter dem Steuer stets konzentriert und aufmerksam zu sein, entbinden solche Systeme freilich nicht.“ Untersuchungen des Mobilitätsclubs zeigen jedenfalls bereits jetzt, dass diese Technik die Verkehrssicherheit nachhaltig steigern kann.
Jeder fünfte Verkehrstote zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs – Biker zu Saisonbeginn besonders gefährdet
13 Personen kamen heuer bisher als Fußgänger ums Leben. Viele der tödlichen Unfälle passierten auf Schutzwegen oder im Bereich von Kreuzungen. Beim Zusammenstoß mit einem Fahrzeug haben ungeschützte Verkehrsteilnehmer immer die schlechteren Karten. Aber auch hier kann die Technik helfen: Automatische Notbremssysteme können Kollisionen effizient verhindern – oder zumindest deren Folgen mildern. In Hinblick auf die Radfahrer – 2024 kamen bisher vier bei Verkehrsunfällen ums Leben – fordert der ÖAMTC dringende Maßnahmen, um der in den vergangenen Jahren überproportional steigenden Anzahl der Alleinunfälle entgegenzutreten.
Der heurige Saisonstart ist für die meisten Biker bereits erfolgt – das erkennt man leider bereits auch anhand der Statistik: Bislang kamen 13 Motorradfahrende bei Verkehrsunfällen ums Leben. Gerade zu Saisonbeginn müssen Biker darauf achten, es langsamer anzugehen. Generell sind fast 40 % der Motorradunfälle Alleinunfälle – verursacht durch nicht angepasste Geschwindigkeit, Unachtsamkeit oder Ablenkung sowie missglückte Überholmanöver.