(kunid) Hauptgrund für den Anstieg des Geldvermögens der Österreicher ist die deutlich höhere Sparquote. Der Anteil der Einlagen am Geldvermögen nahm ab, Aktien und Investmentzertifikate wurden verstärkt gekauft. Altersvorsorgeprodukte bleiben die zweitwichtigste Veranlagungsform.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) zeigt auf, wie sich das Finanzvermögen der heimischen Haushalte entwickelt hat.

Der Einbruch der österreichischen Wirtschaft infolge der Covid-19-Pandemie um 6,7 % im Vorjahr hat zwar zu einem geringeren verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte geführt – dieses ist von 222,5 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 220,9 Milliarden gesunken.

Allerdings haben Lockdowns und Reisebeschränkungen einen Konsumverzicht erzwungen und zu „Zwangssparen“ geführt; die Sparquote stieg von 8,5 % im Jahr 2019 auf 14,4 %. Gleichzeitig ist der Konsum um 7,2 % eingebrochen.

Insgesamt konnten die Haushalte im Vorjahr über verfügbare Mittel in Höhe von 38,6 Milliarden Euro entscheiden; davon flossen 28,5 Milliarden Euro in die Geldvermögensbildung, der Rest ist auf realwirtschaftliche Investitionen wie Immobilien oder Gold entfallen.

Altersvorsorgeprodukte auf Platz zwei

Das Geldvermögen der Österreicher ist damit auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Betrug es 2019 noch 742 Milliarden Euro, so wuchs es im Pandemiejahr 2020 auf 778 Milliarden. Einen weiteren Anstieg auf 799 Milliarden gab es im ersten heurigen Halbjahr.

Täglich fällige Einlagen machten weiterhin den relativ größten Anteil am Geldvermögen aus: Ihr Volumen stieg von 173 Milliarden Euro 2019 auf 194 Milliarden per Ende 2020; im ersten Halbjahr 2021 kam es zu einem weiteren Anstieg auf 200 Milliarden.

Rang zwei nehmen Altersvorsorgeprodukte ein: Auch sie verzeichneten 2020 ein kleines Plus von 145 auf 148 Milliarden Euro, Ende Juni 2021 betrug ihr Volumen 147 Milliarden. Gebundene Einlagen reduzierten sich dagegen von 101 Milliarden auf nunmehr 96 Milliarden.

Leichte Zuwächse verzeichneten 2020 auch die Vermögen in Privatstiftungen, Investmentfonds, Unternehmensbeteiligungen sowie börsennotierte Aktien. Auch hat die Pandemie zu einer verstärkten Nachfrage nach Bargeld geführt.

Gewinne dank riskanterer Anlageformen

Der Anteil der Einlagen an der Geldvermögensbildung hat während Covid-19 abgenommen. Zu beobachten ist ein ausgeprägter und anhaltender Trend zur Umschichtung von gebundenen Einlagen in täglich fällige; Anleger schätzen vor allem die Flexibilität täglich fälliger Einlagen.

Während zwischen 2015 und 2019 noch 74 % in Einlagen veranlagt worden waren, waren es 2020 nur noch 62 %. Bei Aktien und Investmentfonds hat es dagegen von Ende 2019 bis Ende 2020 einen Transaktionsaufbau um 6,7 % gegeben; bis Ende Juni 2021 waren es sogar 12,0 %.

Die riskanteren Veranlagungsformen haben den Haushalten Kursgewinne verschafft, so die OeNB. Zwar mussten sie vom vierten Quartal 2019 bis zum ersten Quartal 2020 Kursverluste in Höhe von 14 Milliarden Euro hinnehmen, konnten bis zum zweiten Quartal 2021 aber 25 Milliarden Kursgewinne lukrieren.

Die Verschuldung der Haushalte ist dagegen auf einem verhältnismäßig stabilen Niveau geblieben. Wohnkredite werden weiterhin die wichtigste Komponente darstellen, während die Bedeutung von Konsumkrediten schon seit mehreren Jahren abnimmt.

Heuer wird die Sparquote sinken

Für 2021 erwartet die Nationalbank einen Anstieg des Konsums; daher ist mit einem Rückgang der Sparquote zu rechnen. Mit erwarteten 10,4 bis 11,6 % wird sie deutlich unter dem Wert im Pandemiejahr zu liegen kommen.

Damit wird es auch zu einem geringeren Aufbau des Geldvermögens kommen. Zahlen des ersten Halbjahres zufolge sind bis Juni 2021 rund zehn Milliarden Euro veranlagt worden; je die Hälfte davon ist in Einlagen sowie in Aktien und Investmentzertifikate geflossen.

Das Interesse der Sparer an Einlagen ist zwar weiterhin hoch, wie die Zahlen des ersten Halbjahres zeigen, so die OeNB. Ihr relativer Anteil an der Geldvermögensbildung sinkt aber seit dem Jahr 2019 kontinuierlich. Wesentlicher Grund dafür ist der deutliche Ausbau des Wertpapiervermögens.