(kunid) Kunden der heimischen KMU sind an und für sich recht „zahlungstreu“, wie Creditreform beforscht hat. Bei der Bauwirtschaft ist die Zahlungsqualität freilich nicht so hoch, insgesamt kann die Zahlungsmoral als Konjunkturindikator verstanden werden.
Das Zahlungsverhalten der Kunden des Mittelstandes in Österreich sei auch 2018 „zufriedenstellend“, wie die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung in einer aktuellen Untersuchung herausstreicht.
So begleichen drei von vier Kunden ihre Rechnungen binnen eines Monats (ganz genau sind es 73,6 %). Jeder vierte Kunde zahle spätestens nach zwölf Wochen (24,2 %) und nur 2,1 % lassen sich mit der Zahlung mehr als 90 Tage Zeit.
Die beste Zahlungsmoral haben die Kunden der Dienstleistungsbranche, wo 81,2 % spätestens 30 Tage nach Rechnungsstellung zahlen. Beim Handel freuen sich 72,6 % der Befragten über einen raschen Zahlungseingang, so Creditreform, beim Bau 71,0 % und beim Verarbeitenden Gewerbe 66,6 %.
Weshalb aber haben die Kunden der Dienstleistungsbranche die beste Zahlungsmoral? Dazu Gerhard M. Weinhofer, Mitglied der Geschäftsleitung der Creditreform Wirtschaftsauskunftei Kubicki KG: „Bei den Dienstleister-KMU werden einfach Services in Anspruch genommen, die unbedingt erforderlich sind und daher auch bezahlt werden (müssen).“
Bauwirtschaft: eigene Gesetze
Mehr als drei Monate müssen 3,4 % der Bauunternehmen derzeit auf die Begleichung ihrer Forderungen warten. Verglichen mit dem Vorjahr hat sich dieser Wert von 1,5 % mehr als verdoppelt.
Dazu Weinhofer: „Die Bauwirtschaft ist ein Sektor sui generis mit eigenen Gesetzmäßigkeiten. Der Konkurrenzdruck und Preiskampf bei niedrigen Margen ist dazu noch mit vielen Unwägbarkeiten wie Gewährleistungsfragen sowie oftmals unlauteren Methoden verknüpft.“ Als übergeordnetes Motto könnte man folglich feststellen: „Das Geschäft ist erst dann perfekt, wenn das Geld am Konto ist bzw. das Haus steht.“
Dagegen erfolgt beim Handel lediglich bei 0,5 % der Betriebe erst nach 90 Tagen der Zahlungseingang. Hier registriert Creditreform eine Verbesserung: Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war hier noch ein vierfach höherer Wert zu messen.
Betrifft: Abschreibungen
Beim Blick auf die Forderungsverluste der Betriebe des österreichischen Mittelstandes im Verhältnis zum Umsatz gibt es leichte Verschiebungen hinsichtlich der Verlusthöhe: So stieg der Anteil der Unternehmen, die leichte Forderungsverluste von bis zu einem Zehntel-Prozent hatten, im Vergleichszeitraum von 27,0 auf 34,8 %, während der Anteil der Firmen, die bis zu einem Prozent ihrer Forderungen abschreiben mussten, von 31,2 % im Frühjahr 2017 auf 22,8 % im Vergleichszeitraum im heurigen Frühling sank.
Weinhofer hat dafür eine Erklärung: „Die Refinanzierung bei den Banken ist aufgrund des Zinsniveaus einfach und billig. Die Kunden zahlen darüber hinaus auch pünktlicher.“
Eine leichte Zunahme auf aktuell 5,6 % gab es bei Unternehmen, die mehr als 1,0 % Forderungsverluste verkraften mussten. Erfreulich hingegen ist: Jeder fünfte mittelständische Betrieb blieb im Frühjahr von Umsatzverlusten ganz verschont.
Zahlungsmoral als Konjunkturindikator
Bei Forderungsverlusten von bis zu 0,1 % des Umsatzes war – wenig überraschend – wieder die mittelständische Bauwirtschaft besonders betroffen: Der aktuelle Wert von 40,7 % verdoppelte sich sogar!
Bei der Dienstleistungsbranche hingegen waren es „nur“ 31,0 % der Befragten (im Vorjahr lag der Wert bei 19,1 %). Auch bei den Forderungsverlusten in Höhe von mehr als 1,0 % hatte im Frühjahr besonders die Bauwirtschaft zu leiden (9,9 %). Deutlich weniger Unternehmen waren dagegen in den Sektoren Handel (5,0 %), Verarbeitendes Gewerbe (4,7 %) und Dienstleistung (4,5 %) von hohen Forderungsverlusten betroffen.
Creditreform-Geschäftsführer Weinhofer überblickt die aktuellen wie die vergangenen Zahlen zur Zahlungsverlässlichkeit der Kunden heimischer mittelständischer Unternehmen. Aus dieser Position heraus wagt er eine Prognose über den weiteren Trend: „Solange die Zinsen niedrig sind und die allgemeine Konjunktur brummt, wird sich die Zahlungsmoral nicht verschlechtern.“
Abschließend warnt er: „Sollte dies aber eintreten, ist es ein erstes ernstzunehmendes Zeichen einer wirtschaftlichen Verschlechterung.“