(kunid) Laut einer neuen Studie sind 2016 in der EU bis zu rund 72 Milliarden Euro, davon bis zu etwa 2,8 Milliarden in Österreich, an Kosten für Gesundheitsschäden entstanden, die auf straßenverkehrsbedingte Luftverschmutzung zurückzuführen sind.
Mit eindringlichen Worten hat UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in der vergangenen Woche bei der internationalen Klimakonferenz in Polen davor gewarnt, die Chance auf ein Einbremsen des Klimawandels zu verpassen.
In der Versicherungsbranche ist der Klimawandel bereits seit Jahren ebenfalls ein Thema – meist im Zusammenhang mit einer drohenden Zunahme der Sach- und Vermögensschäden aufgrund einer Häufung von Wetterextremereignissen. Zur Herausforderung könnten Umweltveränderungen aber ebenso im Hinblick auf die Effekte für die menschliche Gesundheit werden.
Einer der treibenden Faktoren für die Belastung der Umwelt ist bekanntermaßen der Verkehr. Eine Studie der niederländischen Forschungs- und Beratungs-Organisation CE Delft hat sich nun mit den Auswirkungen der straßenverkehrsbedingten Luftverschmutzung auf die Gesundheit auseinandergesetzt.
67 bis 80 Milliarden Euro Luftverschmutzungskosten
Die Schätzungen der Studie siedeln die „Luftverschmutzungskosten“ für die gesamte EU im Jahr 2016 je nach Berechnungsmethode bei 66,7 oder 79,8 Milliarden Euro an.
Der Bericht unterscheidet hierbei noch zwischen gesundheits- und nicht-gesundheitsbezogenen Kosten. Die Kosten für die Gesundheit machen aber in beiden Berechnungen mit 93 beziehungsweise 91 Prozent den weitaus höchsten Anteil aus.
Geht man von der Treibstoffart aus, so identifiziert die Studie einen Hauptverantwortlichen: Der Großteil der Luftverschmutzungskosten gehe auf das Konto des Diesels.
Für Österreich werden, wieder je nach Berechnungsmethode, die Gesamtkosten mit rund 2,0 beziehungsweise rund 3,0 Milliarden Euro angegeben. Gesundheitskosten sind davon zirka 1,9 beziehungsweise 2,8 Milliarden Euro.
„Massive Luftverschmutzung“
Ulla Rasmussen, eine Expertin des VCÖ (ehemals Verkehrsclub Österreich), kommentiert die Studie: „Das Verbrennen von Benzin und Diesel verschärft die Klimakrise und verschmutzt massiv die Luft. Lungenschäden, Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen sind einige der Folgen.“
Die Kosten für die Schäden seien „enorm und werden in der öffentlichen Wahrnehmung nicht dem Verkehr zugerechnet“.
Sehr hoch, so der VCÖ, seien tatsächlich die Schäden, die durch Klein-Lkw und Kleintransporter entstehen: Obwohl deren Anteil an der Verkehrsleistung vergleichsweise gering sei, seien sie für 35 Prozent der von Dieselabgasen verursachten Schäden verantwortlich.
Viele Kleintransporter seien nämlich alt und wiesen besonders schlechte Schadstoffwerte auf. Und: „Aufgrund des boomenden Online-Handels nehmen die Lieferfahrten dieser Transporter stark zu“, ergänzt Rasmussen.
„Die letzte Generation, die Maßnahmen setzen kann“
Wenn – unter der Annahme, dass drei Viertel der Gesundheitsschäden von der öffentlichen Hand und von Pflichtversicherungen getragen werden – Österreichs Gesundheitssystem jährlich mit 1,4 Milliarden Euro aus verkehrsbedingter Luftverschmutzung belastet werde, so sei dies „rund dreimal so viel, wie der Staat und die Sozialversicherungsträger für Gesundheitsprävention ausgeben“, so Rasmussen.
Rasmussen appelliert abschließend: „Wir sind die letzte Generation, die Maßnahmen setzen kann, um den Klimawandel zu bremsen. Nun müssen dem Ziel eines klimaneutralen Wirtschaftens rasch konkrete Maßnahmen folgen.“