(kunid) Emissionsvorschriften, staatliche Anreize, aber auch ein langsam steigendes Angebot machen den Erwerb eines elektrischen Fahrzeugs zunehmend attraktiver. Doch wie steht es eigentlich um den Wiederverkaufswert eines Elektro-Pkw? Und: Wie schneiden die Restwerte der Elektroautos im Vergleich zu Benzin- und Dieselfahrzeugen ab?
Hierzulande beobachten wir auf unseren Straßen: Auch wenn Elektro-Pkw (noch) ein Schattendasein fristen, werden sie doch immer mehr. Die ING hat dazu Zahlen für Deutschland erhoben – Parallelen zu Österreich dürfen angenommen werden.
47.095.784 Pkw gab es Anfang 2019 in Deutschland. Ein Bruchteil davon – nämlich 83.175 und 66.997 – entfiel auf Elektro- und Plug-in Hybride.
Doch auch wenn diese Antriebsarten in Deutschland nach wie vor mit einem Anteil von unter 0,5% am Gesamtbestand eine Nische einnehmen, so kommt die Nachfrage doch langsam in Schwung. Allein 2018 wurden 43,9 % reine Elektrofahrzeuge mehr zugelassen als noch im Jahr zuvor.
Mittlerweile alle großen deutschen Automobilhersteller investieren Milliarden in die Elektromobilität. Gleichzeitig steigt die Reichweite der Fahrzeuge, zudem gibt es inzwischen ein – wenn auch nach wie vor ausbaufähiges – Schnelladenetz in Europa.
Doch welchen Restwert gibt es noch für das Elektroauto?
Ein Vergleich von im Markt angebotenen Elektro- und vergleichbaren Diesel- oder Benzinmodellen zeigt, dass Elektroautos durchaus in der Lage sind, einen Großteil ihres ursprünglichen Wertes zu erhalten und sich die Restwerte auf dem Niveau von Benzinern bewegen.
Generell muss bei dieser Betrachtung jedoch berücksichtigt werden, dass die Restwertentwicklung für Elektrofahrzeuge noch ein recht neues Terrain ist, da Elektroautos im großen Stil erst Anfang dieses Jahrzehnts auf den Markt gekommen sind und die Auswahl an Gebrauchtwagen recht gering ist.
Zudem werden Elektroautos aufs Jahr gesehen bis dato weniger gefahren als vergleichbare Verbrenner, auf über 30.000km in zwei Jahren schaffen es die wenigsten gebrauchten Elektro-Pkw.
Höhere Nachfrage und Reichweite stützt die Restwertentwicklung
Die zu erwartende steigende Nachfrage nach Elektroautos dürfte sich tendenziell weiterhin günstig auf die Restwertentwicklung von Elektroautos auswirken, auch dadurch, dass immer mehr Elektroautos mit einer größeren Reichweite auf den Markt kommen.
Ein Blick auf die Restwertentwicklung der ersten Elektroauto-Generation zeigt jedoch auch, dass Elektroautos ebenso wie Verbrenner einem stetigen Wertverlust unterliegen – sei es durch technologischen Fortschritt, externe Schocks oder einfach ein gefälligeres Design. Heißt: Die höhere Reichweite dürfte sich zwar positiv auf die Restwerte neuer Elektro-PKW auswirken, jedoch negativ auf die Restwertentwicklung älterer Gebrauchtwagen.
Die höhere Reichweitenentwicklung dürfte dabei laut ING-Untersuchung „vorwiegend ab dem Mittelklasse-Segment“ zum Tragen kommen. Aus Kosten-, Gewichts- und Praktikabilitätsgründen erwarte man „in absehbarer Zeit keine Produktion von Elektro-Pkw mit hoher Reichweite im Kleinst- und Kleinwagensegment“. Elektro-Pkw aus diesem Segment werden meistens nur im Kurzstreckenverkehr eingesetzt und profitieren aber gegenüber vergleichbaren Verbrennern durch geringere Wartungs- und Betriebskosten, was den Restwert in diesem Segment stützen sollte.
Denn die Betriebskosten von Elektroautos – wie Kraftstoff (Strom), Wartung und Steuern – sind im Vergleich zu Benzin- und Dieselautos generell niedrig. Elektrische Fahrzeuge haben zudem einen geringeren Wartungsbedarf und eine hohe Zuverlässigkeit aufgrund einer geringeren Anzahl an Antriebsstrangteilen.
Was die Zukunft bringt
Wie beim Handykauf ist auch beim Elektroauto letztlich die Batterie der Knackpunkt, doch die Garantie für Batterien und Elektromotoren beträgt oftmals bis zu 8 Jahre. Beim derzeitigen Durchschnittsalter von Pkw von 9,5 Jahren ist das keine schlechte Bilanz.
Die ING-Studie abschließend: „Mit einem zukünftigen Anstieg des gebrauchten Elektro-Angebots und einer noch stärkeren Nachfrageentwicklung erwarten wir, dass sich die Restwertentwicklung von Elektroautos auch weiterhin auf dem Niveau von vergleichbaren Verbrenner-Modellen bewegen wird und der kleine Vorteil bei der Restwertentwicklung gegenüber Verbrennern bestehen bleiben dürfte.“