(kunid) Die Talsohle ist durchtaucht, so die positive Botschaft der Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung. Diese hat österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen Wirtschaftslage und den Ausblicken für die kommenden sechs Monate befragt.

Die Talsohle der durch Corona ausgelösten Wirtschaftskrise scheint erreicht zu sein. Die österreichischen KMU beurteilten in den letzten sechs Monaten ihre Geschäftslage wieder positiver und die Geschäftserwartungen sind zuversichtlicher als im Vergleichszeitraum 2020, so das überaus positive Ergebnis der aktuellen Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung.

Die Ergebnisse im Folgenden im Detail.

Alle Erwartungen haben sich deutlich verbessert

Das Ergebnis des Creditreform-Klimabarometers für das Frühjahr 2021 liegt mit plus 4 Punkten deutlich – und zwar um 6 Zähler – über dem Vorjahreswert (minus 2,0 Punkte) und damit wieder im positiven Bereich.

In allen Hauptwirtschaftsbereichen mit Ausnahme der Dienstleistungsbranche ist der Index positiv. Die Dienstleistungen bleiben allerdings mit minus 10,7 Punkten im tiefroten Bereich. Der Handel kämpft und bleibt knapp positiv. Die Baubranche und das Verarbeitende Gewerbe (Industrie) sind bereits (fast) auf Vorkrisenniveau angelangt.

Das Creditreform-Klimabarometer setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten zum eigenen Betrieb, zur eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Dabei fließen in die Gesamtbewertung des Konjunkturklimas sowohl die Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zukünftigen Entwicklung ein.

Auftragserwartungen wieder positiv

Eine Erholung der Auftragsentwicklung halten viele Unternehmen für realistisch. So beträgt der Erwartungssaldo aus steigenden und sinkenden Aufträgen plus 1,1 Prozentpunkte und hat im Vergleich zum Vorjahr (minus 11,9 %) zugelegt.

Mit Auftragssteigerungen rechnen 24,1 % der Befragten (Vorjahr: 19,2 %), während 23,0 % (Vorjahr: 31,1 %) Auftragsrückgänge befürchten.

Einen positiven Erwartungssaldo erzielten das Verarbeitende Gewerbe mit plus 18,9 % (Vorjahr: minus 29,0 %) und die Bauwirtschaft mit plus 13,8 % (Vorjahr: plus 9,3 %).

Wenig Vertrauen in den künftigen Konjunkturverlauf haben die Branchen Dienstleistung (minus 10,0 %; Vorjahr: minus 7,6 %) und Handel (minus 4,9 %; Vorjahr: minus 18,3 %).

Mehr als jedes vierte Unternehmen rechnet mit steigenden Umsätzen

Ihre künftige Umsatzlage beurteilen die befragten Betriebe heuer mit deutlich mehr Zuversicht als noch vor einem Jahr. Der Saldo aus steigenden und sinkenden Umsätzen erreichte plus 3,7 % – nach minus 12,4 % im Frühjahr 2020.

So rechnen aktuell 26,7 % der Mittelständler (Vorjahr: 19,2 %) mit einem höheren und 23,0 % (Vorjahr: 31,6 %) mit einem geringeren Umsatzaufkommen.

Einen positiven Erwartungssaldo haben die Branchen Bau (plus 22,5 %; Vorjahr: plus 1,3 %) und Verarbeitendes Gewerbe (plus 20,0 %; Vorjahr: minus 27,7 %). Bei beiden Wirtschaftsgruppen rechnet rund jeder Dritte – 32,5 % (Vorjahr: 21,3 %) bei der Bauwirtschaft und 34,4 % (Vorjahr: 15,7 %) beim Verarbeitenden Gewerbe – mit Umsatzsteigerungen.

Beim Handel (minus 0,8 %; Vorjahr: minus 15,5 %) und bei der Dienstleistungsbranche (minus 10,6 %; Vorjahr: minus 8,2 %) sind per Saldo keine Umsatzzuwächse zu erwarten.

Mehr Jobs im Bau und in der Industrie

Anders als im Vergleichszeitraum 2020, wo jedes fünfte Unternehmen Personal abgebaut hat, dürfte in den nächsten Monaten die Zahl der Beschäftigten in den mittelständischen Unternehmen steigen. Der Erwartungssaldo beträgt heuer plus 7,4 % (Vorjahr: minus 4,4 %). Ihr Personal aufstocken möchten 20,9 % der Betriebe (Vorjahr: 15,2 %), während 13,5 % (Vorjahr: 19,6 %) mit Personalrückgängen rechnen.

Alle vier Hauptwirtschaftsbereiche haben einen positiven Erwartungssaldo für die Personalentwicklung. Die meisten Neueinstellungen planen die Bauunternehmen – hier beträgt der Anteil 30,0 % (Vorjahr: 26,7 %).

Beim Verarbeitenden Gewerbe denken überdurchschnittlich viele Betriebe über zusätzliche Arbeitsplätze nach (26,7 %; Vorjahr: 6,0 %). Die meisten Personalrückgänge gibt es voraussichtlich bei der Dienstleistungsbranche (18,9 %; Vorjahr: 23,3 %) und die wenigsten beim Baugewerbe (8,8 %; Vorjahr: 10,7 %).

Conclusio

Eine steile V-förmige Konjunkturentwicklung und ein rasanter Aufschwung scheint möglich. Das bestätigen auch die hier befragten Unternehmen.

Bemerkenswert ist, dass die Erwartungen die tatsächliche Lage übertreffen. Das Ende des Lockdowns, historisch wenige Insolvenzen, das Impftempo und rückläufige Infektionen haben wieder das Vertrauen in die Wirtschaft gebracht.

Über 51 % wollen nun auch wieder investieren – um 5 % mehr als noch vor der Krise.