(kunid) Laufend steigende Mietkosten und das anhaltend niedrige Zinsniveau sorgen dafür, dass aktuell viele Menschen mit dem Gedanken spielen, ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Eine so weitreichende Entscheidung wie die Aufnahme eines Kredits sollte jedoch gut überlegt sein.
Die steigenden Miet- und Wohnkosten auf der einen Seite und das sehr niedrige Zinsniveau für Finanzierungen auf der anderen Seite veranlassen aktuell sehr viele Menschen, darüber nachzudenken, ob sie zukünftig nicht mehr mieten, sondern Eigentum kaufen sollen.
Der Österreichische Verband Financial Planners gibt potenziellen Kreditnehmern das nötige Rüstzeug mit auf den Weg.
Gerfried Karner, Vorstandsmitglied Österreichischer Verband Financial Planners, meint, dass – wenn man nicht über die notwendigen Eigenmittel verfügt – bei der Finanzierung meist kein Weg an einem Bankkredit vorbeiführt.
Auf das Beratungsgespräch kann und soll sich jeder potenzielle Kreditnehmer gut vorbereiten.
Finanzieller Fahrplan zum Eigenheim
Auch wenn das Umfeld für Kreditnehmer derzeit attraktiv erscheint, sollten Interessenten bei der Entscheidung nichts überstürzen. Dazu Sonja Ebhart-Pfeiffer, ebenfalls Vorstandsmitglied Österreichischer Verband Financial Planners: „In der Regel sehen Banken gerne 20 bis 30 Prozent Eigenkapital, die restliche Summe kann über einen Kredit finanziert werden.“
Was die benötigte Kreditsumme anbelangt, sollte man nicht den Fehler begehen, nur mit den reinen Anschaffungs- oder Baukosten zu kalkulieren. „Wenn man von einer 80 m² Wohnung in ein 160 m² Haus zieht, ist es unrealistisch, keine Kosten für die Einrichtung anzusetzen“, bringt Ebhart-Pfeiffer ein plakatives Beispiel.
Im Sinne der Planungssicherheit rät die Expertin, eine längere Kreditlaufzeit zu vereinbaren – das senkt auch die monatliche Kreditrate. Wobei als Faustregel gilt, dass man mit dem Pensionsantritt weitestgehend schuldenfrei sein sollte.
Darüber hinaus empfiehlt die Expertin, mit der Bank die Möglichkeit von Sondertilgungen zu vereinbaren, falls doch mehr Geld für die Rückzahlung übrig bleibt. Das verkürzt entweder die Laufzeit oder senkt die monatliche Rate.
Langfristig planen und finanzieren
Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase lässt ein variabler Zinssatz die monatlichen Belastungen vermutlich überschaubar erscheinen. Allerdings steigen diese parallel mit einem etwaigen Anstieg der Zinsen.
Wer einen fixen Zinssatz hingegen vereinbart, kann sich für diese Zeit gegen das Kreditnehmer-Risiko steigender Zinsen absichern. Karner: „Im Vergleich zu einer reinen variablen Kreditrate ist die monatliche Belastung bei einer Fixverzinsung in der Regel höher.“
Weitere Möglichkeiten zur Absicherung gegen steigende Zinsen stellen Zinsbandbreitenfinanzierungen oder auch Zinscaps dar – hier kann für eine gewisse Laufzeit gegen eine Einmalzahlung eine Zinssatzobergrenze fixiert werden. Viele Banken gewähren einen Fixzinssatz übrigens nicht für die gesamte Laufzeit, häufig geht er nach einigen Jahren in eine variable Verzinsung über.
Haushaltsrechnung glaubwürdig darstellen
Um sich abzusichern, prüft die Bank bei der Kreditvergabe, ob sich der Kunde die monatliche Kreditrate auch leisten kann. Dafür fordert sie eine Haushaltsrechnung.
Variable Gehaltsbestandteile und Zulagen sollten nur dann bei den Einnahmen angeführt werden, wenn sie wirklich regelmäßig auf dem Gehaltskonto eingehen.
Banken wird auch interessieren, wie Kreditraten während vielleicht bevorstehender Karenzzeiten bedient werden, oder, falls aktuell eine Teilzeitbeschäftigung vorliegt, ob und wann wieder Vollzeit gearbeitet wird.
Umschuldung prüfen
Wer in der Vergangenheit, als die Zinsen noch viel höher waren als zuletzt, einen Kreditvertrag abgeschlossen hat und einen Fixzinssatz vereinbart hat, wird sich angesichts der derzeit niedrigen Zinsen vermutlich ärgern.
Es empfiehlt sich, das Gespräch mit der Bank bzw. Ihrem persönlichen Berater zu suchen, denn so lange das Zinsniveau noch so tief ist, kann es sich rentieren, eine bereits bestehende Kreditfinanzierung überprüfen zu lassen. Eventuell besteht die Möglichkeit, jetzt einen niedrigeren Fixzinssatz oder eine variable Verzinsung auszuhandeln.
Generell ist es ratsam, gerade vor großen finanziellen Entscheidungen, wie der Aufnahme eines Kredites, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.