Wie hoch die Zahl der Unfälle in den eigenen vier Wänden ist und wo häufige Ursachen liegen, hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit analysiert.

15.12.2014 (kunid) 41.600 Mal pro Jahr müssen Kinder wegen eines zu Hause erlittenen Unfalls ins Spital. Kinderunfälle passieren damit weit häufiger in den eigenen vier Wänden (26 Prozent) als im Straßenverkehr (zwei Prozent).

Tag für Tag verletzen sich österreichweit im Durchschnitt 114 Kinder unter 15 Jahren so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Pro Jahr sind das rund 41.600 Kinderunfälle. Dies teilt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) mit.

„Dabei ereignen sich diese Unfälle nicht etwa auf der Straße, auf dem Weg zur Schule oder zu Freunden, sondern in den eigenen vier Wänden. Denn entgegen der weitverbreiteten Meinung passieren lediglich zwei Prozent aller Kinderunfälle im Straßenverkehr – im eigenen Haushalt sind es jedoch 26 Prozent“, erklärt das KFV.

Säuglinge und Kinder besonders betroffen

„Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung viel Bewegung. Sie krabbeln, laufen, toben und klettern – kleinere Verletzungen stehen dabei meist auf der Tagesordnung. Aber leider ereignen sich nach wie vor auch so schwerwiegende Unfälle, dass die Kleinen im Krankenhaus versorgt werden müssen“, berichtet KFV-Direktor Othmar Thann.

Besonders betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder. In der Gruppe der unter Fünfjährigen ereignen sich nach KFV-Angaben rund 75 Unfälle pro Tag. Grund: Schnelligkeit und Bewegungsfreiheit nehmen in diesem Alter rasant zu, so das KFV. „Kindlicher Entdeckungsdrang in Kombination mit ungesicherten Treppen, offenen Türen oder Fenstern sowie Unachtsamkeit können aber innerhalb von Sekunden zur unkalkulierbaren Gefahrenquelle werden.“

Stürze sind die häufigste Unfallursache

Unfälle in den eigenen vier Wänden haben dabei oft recht banale Ursachen, heißt es vom KFV. „So reicht oft ein unachtsamer Moment der Eltern, ein klingelndes Telefon oder ein überkochender Topf auf dem Herd, die die Aufmerksamkeit für einen Augenblick auf sich ziehen, und schon ist es passiert.“

Häufigste Unfallursache sind Stürze aus der Höhe, etwa aus dem Bett oder vom Wickeltisch. Bei Kindern unter fünf Jahren sind das rund 37 Prozent aller Verletzungen. An zweiter Stelle stehen Stürze auf gleicher Ebene wie Stolpern oder Ausrutschen (circa 13 Prozent der unter Fünfjährigen). Verbrennungen und Verbrühungen sind für 13 Prozent aller Unfälle bei unter Fünfjährigen verantwortlich, Zusammenstöße mit Objekten sind es in zirka neun Prozent.

„Risiko-Hotspot Nummer eins im eigenen Zuhause sind dabei Wohn- und Schlafzimmer: 63 Prozent der Kinderunfälle (Kinder unter fünf Jahren) ereignen sich in diesen Räumen, 22 Prozent der Unfälle passieren in der Küche und sieben Prozent auf Treppen im Innenbereich“, berichtet das KFV.

Sicherheitstipps von Experten

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit gibt folgende Sicherheitstipps zur Vermeidung von Kinderunfällen:

– Scharfe Ecken und Kanten vermeiden, eventuell durch die Verwendung eines Ecken- beziehungsweise Kantenschutzes.

– Bei gläsernen Türen, Tischen sowie Spiegeln und Ähnlichem darauf achten, dass es Sicherheitsglas ist. Notfalls gibt es auch Schutzfolien, die verhindern, dass die Bruchstücke durch die Gegend fliegen.
– Bei Steckdosen sollten Sicherheitsplättchen bereits eingebaut sein.

– Für Fenster oder Türen gibt es einfach auszutauschende Riegel mit Schlüsseln, die verhindern, dass der Griff in eine andere Position gedreht wird (zum Beispiel wenn das Fenster zu oder gekippt ist).

– Für Treppen „Stiegengitter“ verwenden. Beim Geländer auf richtige Abstände achten; ein Kinderkopf sollte nicht dazwischenpassen, ansonsten kann man es zum Beispiel mit engmaschigem Netz oder vertikalen Streben weiter absichern.

– Um Ausrutschen zu vermeiden, sollten Kinder nie in Socken herumlaufen beziehungsweise nur Socken mit „Bremsbelag“ anziehen. Besser sind ordentliche Hausschuhe.

– Reinigungsmittel immer gut verschließen und außer Reichweite der Kinder aufbewahren.

– Beim Kochen, wenn möglich, die hinteren Kochplatten verwenden und die Stiele von Pfannen nach hinten drehen.

– Kabel von Wasserkochern, Schneidemaschinen und anderen Geräten immer an der wandseitigen Kante der Arbeitsplatte entlang führen und diese beim Gerät selbst aufwickeln.

– Kindersicherung für die Ofentüre sowie ein Herdschutzgitter verwenden.

– Wenn Kinder in der Küche „mitarbeiten“, müssen vorher die Regeln geklärt werden. Wichtig ist, dass nur unter Aufsicht mitgeholfen werden darf.

– Spezielle Armaturen erlauben eine Einstellung der Wassertemperatur bis zu einem Maximalwert (zum Beispiel 38 Grad Celsius) mittels Temperaturbegrenzer.

Sicherheitsnetz für die Kleinen

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann leider immer etwas passieren. Daher sollten Eltern dafür sorgen, dass ein möglicher Unfall nicht auch noch finanzielle Schwierigkeiten verursacht. Eine private Unfallversicherung bietet beispielsweise rund um die Uhr weltweiten Schutz, also sowohl bei Unfällen im Straßenverkehr als auch in der Schule, zu Hause und beim Sport. Je nach Vertragsvereinbarung erhält man bei bleibenden Gesundheitsschäden infolge eines Unfalls eine Rente und/oder eine Versicherungssumme ausgezahlt.

Zusätzliche Leistungen für den Fall eines Unfalles wie ein Spitalsgeld, Zuschüsse für kosmetische Operationen oder die Erstattung von sonstigen Unfallkosten, wie Heil-, Bergungs- und Rückholkosten, können meist zusätzlich in der Unfallpolizze vereinbart werden.

Eine private Krankenzusatz-Versicherung kann zudem dafür sorgen, dass ein unfall-, aber auch ein krankheitsbedingter Spitalaufenthalt für das Kind so angenehm wie möglich wird. Unter anderem können hier Leistungen wie die freie Wahl des Spitals, eine Unterbringung in einem Sonderklassezimmer mit Chefarztbehandlung und/oder die Kostenübernahme für die zusätzliche Unterbringung einer Begleitperson des Kindes, beispielsweise eines Elternteils, in der Klinik vereinbart werden.