(kunid) Das Bewusstsein für die Bedeutung der „Aktiven Mobilität“ steigt in der Politik zunehmend, wie etwa der „Masterplan Gehen“ oder der „Masterplan Radfahren“ zeigen. Ziel ist es etwa, den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2025 auf 13 % zu verdoppeln: mit einer positiven Konsequenz für das heimische Gesundheitssystem.
Die Experten des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) schicken voraus: Die Klimaziele, die sich Österreich gesetzt haben, sind nur mit der sogenannten „Aktiven Mobilität“ erreichbar.
Zur Datenlage: In Österreich sind laut VCÖ 19 % der Pkw-Fahrten kürzer als zweieinhalb Kilometer, 40 % kürzer als fünf Kilometer – Distanzen, die problemlos aktiv, also mit eigener Körperkraft, zurückgelegt werden können.
Dabei sind die Vorteile der aktiven Mobilität nicht von der Hand zu weisen: Während in Europa ein mit dem Pkw zurückgelegter Kilometer Kosten von durchschnittlich 11 Cent für die Gesamtgesellschaft verursacht, schaffen Radfahren und Gehen einen gesellschaftlichen Nutzen – vor allem durch Einsparungen im Gesundheitssystem – im Wert von 18 beziehungsweise 37 Cent je Kilometer, so die Verkehrsexperten.
Die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel entstehen, betragen in Österreich jährlich acht bis zwölf Mrd. Euro. Eine Verdoppelung des Radverkehrsanteils auf 13 % würde den Gesundheitsnutzen durch das Radfahren auf über eine Mrd. Euro jährlich erhöhen.
Beispiele für Aktive Mobilität
In Wien sind nur ein Drittel der Flächen von Gemeindestraßen für das Gehen und Radfahren vorgesehen, zwei Drittel der Flächen sind Fahrbahnen für den Kfz-Verkehr. In einer Befragung von zuständigen Personen in Gemeinde- und Bezirksverwaltungen Österreichs nannten rund zwei Drittel ein unvollständiges Radverkehrsnetz als Barriere auf dem Weg zu einer Verdoppelung des Radverkehrsanteils in Österreich.
Am Beispiel der schwedischen Verkehrssicherheitsstrategie für aktive Mobilität: Dort gilt ein Verkehrssystem erst dann als sicher, wenn sich ein zwölfjähriges Kind darin eigenständig und sicher bewegen kann.
Um diesbezüglich notwendige Maßnahmen identifizieren zu können, hat wiederum Amsterdam seit Juni des Jahres 2018 eine „Junior Rad-Bürgermeisterin”, die alltägliche Radfahrprobleme aus der Sicht von Kindern thematisiert.
Radverkehr als Wirtschaftsmotor
Laut VCÖ wurden im Vorjahr mehr als 475.000 Fahrräder in Österreich verkauft, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. In der Fahrradproduktion entstehen Schätzungen zufolge pro Mio.-Euro Umsatz drei- bis viermal so viel Beschäftigung wie in der Autoindustrie.
Insgesamt werden dem Radverkehr in Österreich direkte und indirekte Arbeitsplätze im Ausmaß von 18.000 Vollzeit-Äquivalenten zugeordnet, die in unterschiedlichen Sektoren entstehen, wie dem Bau und Erhalt von Radverkehrsinfrastruktur, über Handel und Produktion, bis hin zum Radtourismus.
In Straßen mit reduziertem oder keinem Kfz-Verkehr erzielt der Einzelhandel hohe Umsätze. Beispiele dafür sind die Kärntner Straße in Wien, die Grazer Herrengasse oder die Ende 2018 eingeführte Umweltzone im Zentrum Madrids.
„Gesünder ankommen“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Erwachsene Bewegung mit mittlerer Intensität im Ausmaß von mindestens 150 Minuten pro Woche. Dies entspricht einer halben Stunde pro Werktag, was etwa durch bewegungsaktiv zurückgelegte Arbeitswege in den Alltag integriert werden kann.
Es werden zwar 40 % der Freizeitwege und 33 % der Einkaufswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, jedoch nur 14 % der Arbeitswege und 9 % der Dienstwege.
Fazit: Schwingen Sie sich auf Ihren Drahtsessel oder machen Sie sich zu Fuß auf den Weg: Sie kommen gesünder an.