Wer einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, sollte auf bestimmte Kriterien achten, damit man die Preisersparnis im Vergleich zu einem Neuwagen im Falle eines Unfalles nicht mit schweren Verletzungen bezahlt.

2.3.2015 (kunid) Nicht jedem gebrauchten Wagen erkennt man auf dem ersten Blick bereits seine Mängel an. Daher gilt es, vor dem Kauf diverse Kriterien zu prüfen, um nicht enttäuscht zu werden. Zum anderem kann man so auch sicherstellen, dass die Sicherheit für die Insassen des Fahrzeuges im Falle eines Unfalles nicht zu kurz kommt.

Kfz-Experten raten, dass bei der Besichtigung eines älteren Pkws am besten ein Fachmann dabei sein sollte. Aber es gibt auch einige Indizien, auf die bereits ein Laie achten kann, um einen Fehlkauf zu vermeiden. Grundsätzlich sollte man zuerst die Papiere prüfen, also ob die Fahrgestellnummer mit dem Kfz-Brief übereinstimmt, was im letzten Prüfgutachten (Begutachtung, um das Pickerl zu erhalten) steht, und welche Inspektionen laut Serviceheft gemacht wurden.

Prinzipiell lässt sich durch ein durchgängig geführtes Wartungsheft zudem nachvollziehen, ob die angegebene Kilometerleistung des Wagens stimmt. Bei Autos mit angeblich wenig Laufleistung deuten zudem stark abgenutzte Gas- und Bremspedalgummis sowie ein abgewetztes Lenkrad auf etwas anderes hin.

Besichtigung nur bei Tageslicht

Der Pkw sollte am besten am Tage und bei gutem Wetter besichtigt werden, so lassen sich Lackmängel oder auch Anzeichen eines Unfalles leichter entdecken. Auf einem nassen Lack, beispielsweise bei Regen, können zum Beispiel Kratzer, Steinschläge und Beulen nur schwer erkannt werden.

Ist der Lack an einer Stelle anders als am Rest des Autos, kann dies bedeuten, dass aufgrund eines Unfalles nachlackiert wurde. Unfallverdächtig ist zudem, wenn die Spaltmaße bei den Türen, an der Kofferraumklappe und der Motorhaube unterschiedlich breit sind oder sich eine Türe nur schwer schließen lässt.

Um einen Wagen nach Rost abzusuchen, sollten typische Korrosionsstellen an den Kotflügeln, den Türkanten, -falzen und -schwellen, den Bodenblechen im Innenraum und am Unterboden inspiziert werden.

Sicherheitsrelevante Merkmale

Außerdem sind die sicherheitsrelevanten Einrichtungen, wie Sicherheitsgurte, alle Bremsen – also auch die Handbremse – sowie alle Lichter am Fahrzeug auf Funktionstüchtigkeit zu prüfen. Die Scheinwerfer sollten keine Steinschläge, Risse oder Feuchtigkeit aufweisen.

Auch alle sonstigen Funktionen wie Scheibenwischer, elektrische Fensterheber, Blinker, Warnblinklicht, Heizung, Klimaanlage, Schiebedach und/oder Radio-/Audioanlage sind zu kontrollieren. Zudem sollte die Windschutzscheibe keine Risse oder Steinschläge aufweisen.

Die Reifen sollten mindestens eine Profiltiefe von vier Millimetern aufweisen und frei von Rissen sein. Ist das Profil einseitig abgefahren oder weist eine Felge starke Schrammen auf, kann dies auf einen Fahrwerksschaden hindeuten. Insbesondere Leichtmetallfelgen dürfen keine Risse haben.

Probefahrt ist notwendig

Der Zustand der Schläuche sowie der Stand der Flüssigkeiten bei Öl und Kühlmittel sagt viel über die Pflege und Wartung eines Autos aus. Ist der Motorinnenraum ohne jeglichen Schmutz, muss man davon ausgehen, dass das Fahrzeug einer Motorwäsche unterzogen wurde. Öllecks lassen sich in diesem Fall oftmals nicht durch eine reine Sichtkontrolle erkennen.

Experten raten bei einem Gebrauchtwagenkauf prinzipiell zu einer Probefahrt. Nur so lässt sich beispielsweise feststellen, ob die Gänge problemlos eingelegt werden können, die Kupplung und die Bremse ruckelfrei funktionieren und die Stoßdämpfer einigermaßen in Ordnung sind.

Zudem lässt sich bei einer längeren Probefahrt zum Teil feststellen, ob eine Reifenunwucht vorhanden ist oder der Pkw beim Fahren oder Bremsen einseitig zieht. Auch auffällige Geräusche, die durch einen Defekt am Motor, am Getriebe oder am Auspuff oder infolge beschädigter Tür- oder Fensterdichtungen entstehen können, stellt man meist erst beim Fahren fest.

Pkw sollte über möglichst viele Sicherheitssysteme verfügen

Bei einer Analyse ihrer Unfalldatenbank hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) festgestellt, dass Personen, die in älteren Fahrzeugen verunglücken, häufiger schwere Verletzungen erleiden als in modernen Pkws. Nach Angaben der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zeigt die Unfallstatistik, dass ältere Autos mit einem Baujahr vor 1997 bei ähnlichen Unfällen deutlich stärker deformiert werden als jüngere Pkws. Ein Grund ist sicher, dass Airbags und ESP erst verstärkt nach 1997 zur Standardausstattung gehören.

Auch Crashtests, die vom UDV durchgeführt wurden, zeigen den Sicherheitsunterschied zwischen neuen und älteren Pkws. So kollabierte die Fahrgastzelle eines 1997 gebauten Autos bei gleichen Testbedingungen, wie einer Geschwindigkeit von 60 km/h, während die eines 2004 hergestellten Pkws erhalten blieb. Der UDV empfiehlt beim Autokauf darauf zu achten, dass am besten Pkws ab Baujahr 2000 gekauft werden. Denn erst ab Ende der 90er-Jahre haben sich Verbraucher-Crashtests etabliert, die zu mehr Sicherheit führten.

Die Verkehrsexperten des Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclubs (ÖAMTC) weisen ebenfalls darauf hin, dass ältere Fahrzeuge oft nicht den aktuellen Stand der Technik haben. Dadurch seien die Folgen vieler Unfälle mit solchen Wagen schwerer. Insbesondere das bei älteren Autos oft fehlende Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) könnte bis zu 30 Prozent der Unfälle verhindern, wie der ÖAMTC betont. Die Webseite www.udv.de/esp zeigt, welche Modelle über ESP verfügen. Der im Internet herunterladbare Flyer „Sichere Autos kaufen“ des UDV gibt weitere Tipps für den Autokauf.

Mehr Schutz beim Kauf

Checklisten für den Kauf eines Gebrauchtwagens bieten unter anderem die Arbeiterkammer Wien, der Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs (ARBÖ), der ÖAMTC, aber auch Onlinefahrzeugmärkte wie www.autoscout24.at oder www.automobile.at. Wer als Käufer sichergehen möchte, dass der Gebrauchtwagen in Ordnung ist, kann mit dem Verkäufer auch eine neutrale Prüfung des Fahrzeugs durch einen Kfz-Spezialisten vereinbaren. Angeboten wird dies unter anderem von freien Kfz-Werkstätten.

Für einen seriösen Verkäufer dürfte dies kein Problem sein, wenn die Kosten dafür der Käufer trägt. Da es trotz aller Vorsicht dennoch zu Problemen mit dem neuen „Gebrauchten“ kommen kann, sind Streitigkeiten mit dem Verkäufer nicht auszuschließen. Ist der Gang zum Anwalt oder sogar vor Gericht nötig, bietet eine Fahrzeugrechtsschutz-Polizze, die einen Vertragsrechtsschutz enthält, einen Kostenschutz.

Der Rechtsschutz-Versicherer prüft im Streitfall, ob Erfolgsaussichten bestehen, und gibt dann, wenn dies positiv beschieden wird, eine Leistungszusage für die anfallenden Anwalts-, Gerichts- und eventuell Sachverständigenkosten bei Vertragsproblemen rund um das Kfz. Eine solche Polizze deckt zudem auch andere Streitfälle rund um das Kfz, beispielsweise einen Rechtsstreit um Schmerzensgeld und Schadenersatzansprüche nach einem Verkehrsunfall.