Wer beim Kauf von Autoreifen nur auf den Preis achtet, geht unter Umständen ein höheres Unfallrisiko ein.
18.4.2016 (kunid) Obwohl sich alle Reifen auf den ersten Blick nicht viel voneinander unterscheiden, können die Qualitätsunterschiede und damit auch die sicherheitstechnischen Leistungen enorm sein. Nach Angaben von Fahrzeugexperten muss man zum Beispiel bei minderwertigen Reifen mit einem deutlich längeren Bremsweg rechnen als bei qualitativ guten Pneus. Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum es wichtig ist, beim Kauf von Reifen auf bestimmte Merkmale zu achten.
Die Reifen sind eines der wichtigsten Sicherheitselemente eines Pkws. Sie beeinflussen nicht nur den Bremsweg und das sonstige Fahrverhalten des Autos wie die Straßenlage auf trockenen, nassen und/oder kurvigen Straßen, sondern auch dessen Kraftstoffverbrauch und Laufruhe.
Daher empfehlen die Experten des Deutschen Verkehrssicherheitsrats e.V. (DVR) in einem speziellen Webportal zum Thema Reifen, die Reifen regelmäßig auf Beschädigungen, den richtigen Luftdruck und die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe zu prüfen.
Wann ein Reifen ausgetauscht werden sollte
Weisen die Autoreifen weniger als die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe auf, sollten die Pneus ausgewechselt werden. Sommerreifen müssen laut Gesetz eine Profiltiefe von mindestens 1,6 Millimetern – aus Sicherheitsgründen empfehlen Experten sogar eine Profiltiefe von mindestens drei oder mehr Millimetern – haben. Bei Winterreifen mit Diagonalbauart liegt die gesetzliche Mindestprofiltiefe bei fünf Millimetern und bei Winterreifen mit Radialbauart bei wenigstens vier Millimetern.
Ein Austausch der Reifen ist auch notwendig, wenn Reifenschäden, wie Risse, Beulen oder eingefahrene Gegenstände, beispielsweise ein eingefahrener Nagel, festgestellt werden. Selbst das Alter der Reifen kann ein Grund zum Wechseln sein.
Bereits ab einem Reifenalter von sechs bis zehn Jahren kann das Material porös und härter werden. Dadurch sind leichter Risse sowie sonstige Defekte möglich und auch die Straßenhaftung und das Bremsverhalten der Reifen verschlechtert sich zunehmend, wie Tests belegen. Auch wenn es kein Gesetz gibt, das die Verwendung von Pkw-Reifen ab einem bestimmten Alter verbietet, empfehlen Autoexperten Reifen, die älter als zehn Jahre sind, zu ersetzen.
Sicherheitsrisiko: Alte Reifen
Auch wer gebrauchte Reifen kauft, sollte unbedingt auf das Reifenalter achten. Das Reifenalter lässt sich am Herstellungsdatum des Reifens, welche durch die letzten vier Ziffern der auf jeder Reifenflanke angegebenen DOT-Nummer – DOT steht für „Department of Transportation“ – erkennen. Die beiden ersten Zahlen zeigen dabei die Woche, an dem der Reifen produziert wurde, die beiden letzten Zahlen das Produktionsjahr. Beispiel: Ein Reifen mit der Aufschrift DOT ABCD A1B2 4313 wurde in der 43. Kalenderwoche 2013 hergestellt.
Übrigens: Während bei Autos die Lebenserwartung eines Reifens in der Regel rund zehn Jahre beträgt, ist besonders bei Wohnwagen und -mobilen, Anhängern, aber auch bei Reservereifen der Verschleiß meist größer. Bei einem Wohnwagen, Wohnmobil oder einem Anhänger werden die Pneus meist durch lange Standzeiten auf Dauer einseitig belastet. Das Reserverad wiederum steht dauernd unter Druck, ohne dass es laufend bewegt wird. Beides führt zu einer schnellen Alterung und erhöhten Rissbildung. Daher sollten solche Reifen laut Experten spätestens nach sechs Jahren durch neuere ersetzt werden.
Von der richtigen Reifengröße bis hin zur RKDS-Pflicht
Beim Reifenkauf ist darauf zu achten, dass die für den jeweiligen Pkw zugelassene Reifengröße ausgewählt wird. Die passende Reifengröße ist dem Fahrzeugschein zu entnehmen. Zulässige Alternativgrößen sind in der Regel in der sogenannten EG-Übereinstimmungs-Bescheinigung (CoC – Certification of Conformity), die üblicherweise vom Autohersteller mitgeliefert wird, aufgeführt. Auch die zugelassene Höchstgeschwindigkeit der Reifen, angegeben durch die Geschwindigkeitsklasse, sollte höher sein als die mögliche Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs.
Viele Fahrzeuge sind heute bereits mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgestattet – einige davon sollten auch bei einem Reifenwechsel weiterhin mit einem funktionsfähigen RDKS versehen sein. Dies gilt insbesondere für Fahrzeuge, die nach dem 1. November 2012 neu typengenehmigt wurden und Autos, die nach dem 1. November 2014 erstmals neu zugelassen wurden.
Laut Kfz-Experten müssen die Sensoren, die direkt am Reifen aufgebracht sein können, aus Sicherheitsgründen bei jedem Reifenwechsel neu angepasst werden, was in der Regel nur in einer Fachwerkstatt möglich ist. Wer sich nicht sicher ist, ob für sein Fahrzeug eine RDKS-Pflicht besteht, sollte sich bei einer Fachwerkstatt erkundigen. Nähere Einzelheiten zum Thema RDKS bietet der Automobilklub ÖAMTC auf seinem Webportal
EU-Label hilft bei der Bewertung von Reifen
Weitere wichtige Kriterien für die Auswahl eines guten Reifens sind das Bremsverhalten auf nasser und trockener Straße, die voraussichtliche Laufleistung, der Rollwiderstand, der den Kraftstoffverbrauch beeinflusst sowie die Abrollgeräusche. Hilfe beim Vergleich der Reifen ermöglicht das aufgrund der Verordnung der Europäischen Kommission 1222/2009 europaweit eingeführte EU-Reifenlabel. Denn es gibt Auskunft über den Rollwiderstand, die Nässehaftung und das Abrollgeräusch der Pneus.
Alle Reifen mit einem Herstellungsdatum ab dem 1. Juli 2012, die für Pkws sowie leichte und schwere Nutzfahrzeuge gedacht sind, müssen dieses Label haben. Das Abrollgeräusch wird in Dezibel angegeben. Die qualitative Einstufung des Rollwiderstandes eines Reifens und damit seine Kraftstoffeffizienz sowie seine Nassbremseigenschaften erfolgt über eine Klasseneinteilung der Klassen A (sehr gut) bis G und mit einer farbigen Kennzeichnung von Grün (sehr gut) bis Rot (schlecht) eingeteilt.
Details zum Reifenlabel bietet die herunterladbare Broschüre „Das EU-Reifenlabel“ des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und das Faltblatt „Das Reifenlabel“ des Verbands der Reifenspezialisten Österreichs (VRÖ). So ist beispielsweise der Bremsweg bei Nässe bei einer Vollbremsung zwischen einem Reifen mit der Nässehaftungsklasse A (grün) um bis zu 30 Prozent kürzer als bei einem Reifen der Klasse F (rot). Mehr Informationen rund um das Thema Reifen bieten das Webportal des VRÖ, ein Webportal des DVR und die downloadbare Broschüre „Sicherheit mit Grips“ des KFV.