Wer seinem kranken Kind Medikamente verabreicht, sollte einiges beachten, um folgenreiche Fehler zu vermeiden.
17.5.2016 (kunid) Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – dementsprechend dürfen sie nicht immer mit den gleichen Arzneimitteln, die für Erwachsene geeignet sind, behandelt werden. Auch bei der Dosierung notwendiger Medikamente muss einiges berücksichtigt werden. Anderenfalls kann ein falsche Arzneimittel oder eine fehlerhafte Dosierung die Gesundheit des Kindes schädigen.
Oftmals reicht es aus, Kinder, die an harmlosen Gesundheitsbeschwerden wie Unwohlsein oder erhöhter Temperatur leiden, mit einfachen Hausmitteln wie Bettruhe oder Wärme zu behandeln, damit es ihnen wieder besser geht. Ist man sich als Eltern jedoch unsicher, was zu tun ist, oder treten stärkere Beschwerden oder auffällige körperliche Veränderungen beim Kind auf, wie plötzliches starkes Kopfweh, Ohrenschmerzen, Atemnot oder hohes Fieber, sollte unbedingt ein (Kinder-)Arzt aufgesucht werden.
Laut Gesundheitsexperten sollten Kindern Arzneimittel grundsätzlich nur nach Rücksprache mit einem Arzt verabreicht werden. Das gilt auch für frei verkäufliche Mittel oder naturheilkundliche Medikamente. Ist dies aus irgendeinem Grund nicht möglich, sollten nur Mittel, auch rezeptfreie, beispielsweise bestimmte Fieberzäpfchen, die ein Kind in der Vergangenheit vom Arzt schon einmal bekommen hat, gegeben werden.
Nur für Erwachsene geeignet
Frei verkäufliche Arzneimittel oder homöopathische Mittel können nämlich Substanzen enthalten, die bei einer falschen Einnahme oder in Kombination mit anderen Mitteln problematische Nebenwirkungen hervorrufen. Zudem gibt es diverse Medikamente für Erwachsene – mitunter auch rezeptfrei erhältlich –, die aufgrund ihrer Wirkstoffe für Kinder nicht oder aber nur in einer anderen Dosierung als angegeben geeignet sind.
Laut der Österreichischen Apothekerkammer kann unter Umständen bei Kindern ein für Erwachsene zugelassenes Medikament selbst in sehr geringer Dosis gefährlich werden. Ein Beispiel dazu ist der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS), der in gängigen Schmerzmitteln wie Aspirin enthalten ist, und bei Kindern zu einer seltenen, aber sehr gefährlichen Hirn- und Lebererkrankung führen kann.
Kindern unter zwölf Jahren darf daher nach Angaben der Österreichischen Apothekerkammer ASS nur aufgrund einer ärztlichen Verschreibung gegeben werden. Auch Arzneimittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen, der häufig zur Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber eingesetzt wird, sollten Kinder unter sechs Jahren aufgrund der möglichen Nebenwirkungen nur bei einer ärztlichen Anordnung erhalten.
Am besten immer zuerst den Arzt fragen
Am sichersten ist es deshalb, wenn Eltern auch rezeptfreie Medikamente erst nach Rücksprache mit dem Arzt in der für das Kind passenden Dosis verabreichen. Bei einer vom Arzt verschriebenen medikamentösen Behandlung ist es notwendig, sich strikt an die ärztlichen Einnahmevorschriften zu halten.
Die Substanzen werden nämlich anders abgebaut als bei Erwachsenen. Während bei manchen Wirkstoffen Kleinkinder viel geringere Dosierungen in Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht benötigen als größere Kinder oder Erwachsene, sind bei anderen Arzneisubstanzen sogar höhere Dosierungen als bei älteren Kindern oder Erwachsenen notwendig.
Eine falsche Dosierung ist einer der häufigsten Fehler bei der medikamentösen Behandlung von Kindern, wie Studien ergeben haben. Dabei ist nicht nur eine Überdosierung, die gesundheitsschädigende Nebenwirkungen hervorrufen kann, gefährlich. Eine Unterdosierung kann zum Beispiel dazu führen, dass eine Erkrankung nicht ausreichend behandelt wird oder sich bei der Gabe von Antibiotika eine Resistenz bildet.
Ein Löffel ist das falsche Dosierinstrument
Zum richtigen Abmessen von Arzneisäften sollte daher stets die mitgelieferte Dosierhilfe verwendet werden. Mit Tee- oder Esslöffeln ist keine exakte Dosierung möglich. Tabletten, Tropfen und Arzneimittel in Pulverform sollten am besten mit kaltem oder höchstens lauwarmem Wasser verabreicht werden. Ist das Wasser zu warm, kann dies jedoch die Arzneiwirkstoffe beeinflussen.
Andere Getränke wie Tees, Säfte oder sonstige Flüssigkeiten können die Wirkung des Arzneimittels verändern oder herabsetzen. Werden zum Beispiel Antibiotika gleichzeitig mit Milch verabreicht, verlieren sie an Wirkung.
Kapseln oder Tabletten, die mit einer Schutzschicht überzogen sind, sollten zur Einnahme nicht vorher in Wasser aufgelöst werden, es sei denn, dies wird ausdrücklich vom Arzt erlaubt. Zum einen kann es sein, dass bei dieser Arzneiform mit dem Überzug ein unangenehmer Geschmack überdeckt wird, um das Schlucken zu erleichtern. Zum anderen wird in vielen Fällen durch den speziellen Überzug die Aufnahmegeschwindigkeit oder auch der Wirkungsort (zum Beispiel Magen oder Darm) des Arzneistoffes im Körper gesteuert.
Für eine sichere Aufbewahrung
Zäpfchen lassen sich, mit etwas Wasser befeuchtet, leichter einführen. Sie sind vor der Gabe kühl, also unter 25 Grad Celsius, zu lagern. Auf keinen Fall dürfen sie jedoch in die Gefriertruhe gelegt werden, da dies zu Erfrierungen bei der Gabe führen kann.
Arzneimittel, auch wenn sie mehrmals am Tag verabreicht werden, sind immer außer Reichweite von Kindern, am besten in einem abschließbaren und für Kinder unzugänglichen Schrank aufzubewahren.
Weitere Details zur richtigen Arzneimittel-Aufbewahrung, ob beispielsweise ein Medikament im Kühlschrank gelagert werden muss, wie dies bei manchen flüssigen oder angerührten Medikamenten der Fall ist, sind dem jeweiligen Beipackzettel zu entnehmen.