(kunid) Durchschnittlich 67 Fahrräder werden tagtäglich in Österreich als gestohlen gemeldet. Eine Erhebung des österreichischen Versicherungsverbandes (VVO) und des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) alarmiert: Aktuell sind hierzulande mehr als die Hälfte der abgestellten Fahrräder nicht oder falsch gesichert.
Im Straßenbild werden sie immer sichtbarer – und auch die Zahlen der Experten bestätigen unser Bauchgefühl: Das Fahrrad ist hierzulande zum Trendgefährt aufgestiegen – und immer mehr Österreicher steigen auf das Fahrrad, sei es im Alltag oder zum privaten Freizeitvergnügen.
Klar ist: Mit der Fahrradfreude ist es schnell vorbei, wenn es plötzlich gestohlen wurde. Laut Bundeskriminalamt (BKA) wurden im vergangenen Jahr 24.795 Fahrräder als gestohlen gemeldet.
Der österreichische Versicherungsverband (VVO) und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) haben sich dieses Problem näher angesehen. Vorneweg wird gewarnt: „Fahrraddiebe haben es in Österreich sehr leicht, denn die Radfahrerinnen und Radfahrer gehen sehr sorglos mit ihren Zweirädern um.“ Einige wenige Schutzmaßnahmen reichen aber schon, um den Großteil der Diebstähle zu verhindern.
Unterschiedliche Sicherungsquoten in den Bundesländern
Gerade in den Landeshauptstädten – beispielsweise in Wien, St. Pölten, Graz und Salzburg – ereignen sich viele der polizeilich registrierten Diebstähle, wie die aktuelle Erhebung des KFV und des VVO ergibt. Hauptgrund dafür ist, dass die Drahtesel ungenügend gesichert sind. Die Zahl erschreckt: Rund 65 der Fahrräder sollen heute in Österreich schlecht gesichert sind.
Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Fahrräder in Wien sind lediglich durch einfache Spiral- oder Kabelschlösser gesichert, die von Dieben binnen weniger Sekunden mit Seitenschneidern durchtrennt werden können. Zu den deutlich schwerer und aufwendiger zu knackenden hochwertigen Schlössern hingegen zählen das Bügelschloss, das Faltschloss, das Panzerkabel etc.
Die Erhebungsergebnisse zeigen hinsichtlich der verwendeten Fahrradschlösser bemerkenswerte regionale Unterschiede. So ist die Verwendung von hochwertigen Schlössern in Wien am höchsten (rund 63 Prozent aller erfassten Räder). In Graz und Salzburg werden diese schon deutlich weniger verwendet (rund 42 Prozent beziehungsweise 30 Prozent) – und in St. Pölten ist nur jedes vierte Fahrradschloss hochwertig (rund 23 Prozent) gesichert.
Aber auch die Tendenz in Wien ist nicht gerade erfreulich: In der Bundeshauptstadt ist die Zahl der verwendeten hochwertigen Schlösser rückläufig – von 68 Prozent im Jahr 2017 auf 63 Prozent im Jahr 2018.
Teure Fahrräder benötigen hochwertige Schlösser!
Othmar Thann weist darauf hin, dass Fahrräder sehr häufig nur am Vorder- oder Hinterrad abgesperrt werden. Dazu der KFV-Direktor: „Durch ein Öffnen des Schnellspanners können Diebe ein Rad ohne jegliches Werkzeug mit einem Handgriff problemlos entwenden. Zumindest der Rahmen sollte daher immer an einer ortsfesten Verankerung oder Abstellanlage abgesperrt werden.“
Zudem werden viele Fahrräder (27 Prozent) falsch abgestellt. Diese können dann einfach fortgetragen werden – und das Schloss vom Fahrraddieb „in aller Ruhe“ andernorts geknackt werden.
Teure Fahrräder sollten aufgrund eines höheren Diebstahlrisikos auch mit hochwertigen Schlössern gesichert werden. Diesem Umstand sind sich die Fahrradbesitzer großteils bewusst. Aber, Hand aufs Herz: Ist das Fahrrad auch wirklich hochwertig abgesichert?
Da aber laut VVO und KFV kein Fahrradschloss absolute Sicherheit bietet und – entsprechendes Werkzeug vorausgesetzt – jedes noch so gute Schloss geknackt werden kann, sollte generell darauf verzichtet werden, teure Fahrräder über einen längeren Zeitraum im Freien abzustellen.
Besondere Sicherheitsvorkehrungen
Thann gibt einen besonderen Tipp: „Da sich manche Diebe auf bestimmte Schlosstypen spezialisieren, hilft auch der Einsatz von zwei unterschiedlichen Schlössern.“ Mit vier Prozent werden heute doppelt so viele Fahrräder mit zwei Fahrradschlössern gesichert als vergangenes Jahr.
Und der KFV-Direktor gibt noch einen weiteren Tipp: Beim Abschließen des Fahrrades sollte darauf geachtet werden, dass das Schloss in Richtung des Bodens schaut, „da viele Diebe zum Öffnen der Schlösser einen Dietrich benutzen, wird ihnen somit die Arbeit erschwert.“
Außerdem sollte man den Fahrradpass immer griffbereit haben – dieser dient als Eigentumsnachweis. Wichtig ist, alle Fahrraddaten im Fahrradpass zu vermerken, um so – im Fall der Fälle – alle Informationen gleich bei der Hand zu haben. Das hilft der Polizei natürlich bei Fahndungsmaßnahmen enorm.
Der Fahrradpass liegt in jeder Polizeidienststelle auf oder kann ganz einfach auf der Homepage des Bundeskriminalamtes direkt heruntergeladen und ausgefüllt werden. Generell gilt: Im Zweifelsfall sollte man die Beratung suchen: Beamte der Kriminalprävention informieren gerne und beraten über den richtigen Schutz – auch und gerade vor Fahrraddieben.