(kunid) Die finanzielle Unabhängigkeit der Frau rückt in Österreich – gerade rund um den alljährlichen Weltfrauentag am 8. März – stärker ins Bewusstsein. Streng getrennte Konten innerhalb einer Partnerschaft sind erst der Anfang. In Finanzfragen haben Frauen jetzt mehr Selbstvertrauen, sie verhandeln direkt, planen längerfristiger und verzichten, so möglich, nicht auf ein schönes Freizeitbudget.
Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März: Einerseits haben Frauen ein höheres Risiko, im Alter von Armut betroffen zu sein, andererseits treffen sie nach Meinung von Experten die besseren Anlageentscheidungen als Männer.
Laut einer aktuellen Umfrage der Erste Bank führen knapp die Hälfte der in Beziehungen lebenden Österreicher die Finanzen gemeinschaftlich. Finanzielle Entscheidungen werden mehrheitlich ebenso gemeinsam getroffen (67 Prozent).
Dennoch trügt diese Harmonie, denn jedes zweite Paar streitet ums liebe Geld. Ein Grund dafür ist die finanzielle Abhängigkeit vom Partner, vor allem für Frauen. Sechs von zehn Österreicherinnen geben an, dass der Mann in der Beziehung der Hauptverdiener ist. Sieben von zehn Frauen sagen zudem, dass sie ihren derzeitigen Lebensstandard alleine nicht halten könnten.
Ziel: streng getrennte Konten
Bianca Schwabl, Anlageexpertin der Erste Bank, betont: „In einer Beziehung sollte jeder sein eigenes Konto und seine eigene Altersvorsorge haben. Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass der Staat oder der Lebenspartner einspringt.“
Frauen, die in Partnerschaften leben, würden finanziell gerne unabhängig sein, wie eine repräsentative IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen zeigt. Acht von zehn Frauen ist diese Eigenständigkeit in einer Beziehung wichtig – allerdings nur sechs von zehn Männern.
Vor allem streng getrennte Konten werden für Frauen in einer Partnerschaft bedeutsamer (im letzten Jahr plus acht Prozent; 2018: 58 Prozent, 2017: 50 Prozent), während gemeinsame Konten für immer weniger in Frage kommen (2018:18 Prozent, 2017: 23 Prozent). Rund die Hälfte der Männer legt für die Partnerin Geld zur Seite. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert um sechs Prozent gestiegen (2018: 50 Prozent, 2017: 44 Prozent).
Karin Kiedler, Leiterin der Marktforschung der Erste Bank, unterstreicht: „Trotzdem sollten Frauen nicht auf ihre eigene finanzielle Vorsorge vergessen.“
Immer geht?s ums gar nicht so liebe Geld
Gerade wenn man Finanzentscheidungen gemeinsam fällt, sind Konflikte bei jedem zweiten österreichischen Paar vorprogrammiert. Jedes fünfte Paar streitet regelmäßig ums liebe Geld, jedes dritte gelegentlich. Streitfaktoren sind vorrangig die zu „ungleichen Teilen getragenen Fixkosten“ und der „Beitrag zum Haushaltseinkommen“.
Letzteres geben vor allem Männer (62 Prozent) vermehrt an. Dahinter steht allerdings der Fakt, dass durch die vermehrte Teilzeitarbeit von Frauen und Karenzzeiten der Mann in Beziehungen der Hauptverdiener bleibt und ihm das auch bewusst ist.
Der durchschnittliche monatliche Sparbetrag bei Frauen liegt aktuell bei 220 Euro, der von Männern bei 269 Euro. Seit 2014 ist dieser bei beiden Geschlechtern kontinuierlich gestiegen. Top vier Sparmotive bleiben bei Herrn und Frau Österreicher der „Notgroschen“ (74 Prozent), die „finanzielle Absicherung“ (70 Prozent), das „Ansparen für größere Anschaffungen wie Haus, Wohnung oder Auto“ (53 Prozent) sowie die „Zukunftsvorsorge“ (52 Prozent).
Bei den Spar- und Anlageprodukten setzen beide Geschlechter vorrangig auf Sicherheit. Bausparen, Sparbuch und Lebensversicherung rangieren in der Beliebtheitsskala auf den vordersten Plätzen. Schwabl rät: „Bauen Sie Ihre Vorsorge auf drei Stufen auf. Decken sie Ihre finanziellen Bedürfnisse mit kurz-, mittel- und langfristigen Anlagemöglichkeiten ab. Bei der Altersvorsorge gilt: Je früher man damit beginnt, desto besser.“
Frauen, die vorsorgen
Auch der Österreichische Verband Financial Planners nimmt den bevorstehenden Internationalen Frauentag am 8. März zum Anlass, um das Verhältnis von Frauen zu ihren Finanzen näher zu beleuchten.
Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstandsmitglied Österreichischer Verband Financial Planners, schickt voraus: „Frauen können viel besser mit Geld umgehen, als sie vielleicht glauben. Sie informieren sich in finanziellen Angelegenheiten besser als Männer und halten an ihren Entscheidungen fest, während Männer ihr Wissen öfter überschätzen und auch höhere Risiken eingehen, indem sie zum Beispiel bei Aktien nicht in Fonds, sondern in Einzeltitel investieren.“
Zudem legen Frauen bei der Geldanlage mehr Wert auf soziale Fairness und Nachhaltigkeit. Es ist ihnen also wichtig, auf welche Art und Weise sich ihr Geld vermehrt.
Fünf Finanz-Tipps für „sie“
Der Österreichische Verband Financial Planners gibt fünf Tipps. Tipp Nr. 1 lautet „Selbstvertrauen ist angebracht – Frauen legen besser an“.
Tipp 2: Öfter Gehalt verhandeln: Anlässe, wie größere Verantwortung oder gelungene Projekte, sollten aktiv genutzt werden, um über den Gehalt zu verhandeln. Wer öfter fragt, erhöht auch seine Chancen.
Tipp 3: Achtung vor der „Teilzeitfalle“: Möglicherweise ist Vollzeitarbeit doch möglich? Arbeit muss nicht immer im Büro zwischen acht und 17 Uhr stattfinden. Abhängig von der Branche lässt sich vielleicht ein Modell finden, bei dem frau abends im Home Office arbeiten kann.
Tipp 4: Verantwortung übernehmen und langfristig planen: Stehen die Ausgaben den Einnahmen einmal gegenüber, lässt sich auch die monatliche Sparrate definieren. Spargeld sollte übrigens gleich zu Monatsbeginn weggelegt werden, damit es nicht vorzeitig ausgegeben wird.
Tipp 5: Freizeitbudget gleich am Monatsbeginn zur Seite legen: Besser ist es, neben der Sparrate auch gleich am Monatsbeginn einen fixen Betrag für das eigene Vergnügen zu definieren.