Jährlich verletzen sich nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit rund 900 Menschen beim Grillen so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Doch viele Grillunfälle könnten verhindert werden.

22.6.2015 (kunid) Eigentlich stehen beim Grillen die kulinarischen Genüsse und das gemütliche Zusammensein im Vordergrund. Wenn jedoch bestimmte Sicherheitsregeln außer Acht gelassen werden, kann es schnell zu einem folgenschweren Unglück kommen.

Durch Leichtsinn, Unerfahrenheit und Unwissenheit kommt es jedes Jahr zu zahlreichen Grillunfällen. In der Grillsaison von April bis September müssen laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) jeden Tag fünf Personen aufgrund eines Unfalles beim Grillen stationär behandelt werden, mehr als die Hälfte davon wegen Verbrennungen.

„Fehlendes Wissen, Leichtsinn und ungeeignete Grillausrüstung verursachen Jahr für Jahr folgenreiche Unfälle mit schwerwiegenden Folgen“, so Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereiches Recht und Normen im KFV.

Die Gefahr ungeeigneter Anzündhilfen

Ein überwiegender Teil der Unfälle mit Verletzten ist auf die Benutzung ungeeigneter Anzündhilfen wie Alkohol, Spiritus oder Benzin zurückzuführen. Denn dadurch entwickelt sich beim Anzünden schnell eine einige Meter lange, unkontrollierbare Stichflamme, die in der Nähe stehende Gegenstände und Menschen gefährdet.

Immer wieder kommt es beim Aufgießen auf den Grill auch zu Rückzündungen des Flüssigkeitsstrahls oder des verdunsteten Brennstoffs in den Brennstoffbehälter und dadurch zu einer Explosion, die herumstehende Personen verletzt. Daher sollten nach Aussagen von Brandschutzexperten beim Grillen nur spezielle Grillanzünder, die mit dem Prüfzeichen ÖNORM EN 1860-3 oder DIN 66358 versehen sind, verwendet werden.

Der Grill selbst sollte nach ÖNORM EN 1860-2-geprüft sein und zudem das GS-Zeichen aufweisen. Den Brennstoff, wie die Grillkohle, gibt es mittlerweile ebenfalls als ÖNORM EN 1860-2-geprüfte Ware.

Unfallfrei mit Gas grillen

Auch ein Gasgrill birgt diverse Unfallrisiken. Wer einen Gasgrill verwendet, sollte zuerst prüfen, ob der Gasschlauch, die Dichtungen und Anschlüsse dicht sind und keine Risse und spröden Stellen aufweisen. Dies lässt sich zum Beispiel mit dem Aufbringen von Seifenwasser feststellen, da dieses bei undichten Stellen Bläschen schlägt. Die Gasflasche sollte zudem niemals liegend verwendet werden, da die Ventile in der Regel für eine aufrechte Lage ausgelegt sind und anderenfalls schneller undicht werden können.

Grundsätzlich sollte man einen Gasgrill nie von oben unter Zuhilfenahme eines Feuerzeugs anzünden, da es dabei zu Stichflammen kommen kann. Bemerkt man während des Grillens einen Gasgeruch sollten den Gasgrill sofort abstellen und die Fehlersuche einem Fachmann überlassen. Nach dem Grillen gilt es immer zuerst die Gasventile und dann das Flaschenventil abzudrehen. Bei Verwendung eines Elektrogrills ist darauf zu achten, dass das Stromkabel stolperfrei verlegt ist.

Unabhängig von der Grillart sollte der Grill fest und kippfrei stehen. Er sollte während des Grillens auch nicht verschoben werden, daher ist es wichtig, bereits zu Beginn darauf zu achten, dass beispielsweise ein möglicher Funkenflug, auch bei einem aufkommenden Wind, keine erhöhte Brandgefahr darstellt. Als Mindestabstand zu brennbaren Gegenständen wie Büschen, Bäumen oder Gartenmöbeln empfehlen Experten mindestens fünf Meter.

Nur unter freiem Himmel

Generell sollte nur unter freiem Himmel, nie in geschlossenen Räumen und immer weit weg von leicht brennbarem Material wie Sonnenschirmen, Zelten, Sitzpolstern und Holzbauten gegrillt werden. Außerdem sollte man nicht im Wald oder in Waldnähe grillen. Tritt unvorhergesehen ein starker Wind auf, der vermehrt zu Funkenflug führt, sollte die Glut abgelöscht werden.

Bereitstehende Löschhilfen wie Sand, eine Löschdecke oder ein Feuerlöscher sorgen für mehr Sicherheit. Gerät Fett in Brand, darf das Feuer auf keinen Fall mit Wasser gelöscht werden, da dies zu Stichflammen oder sogenannten Fettexplosionen führen kann. Bei einem Kugelgrill kann das Feuer durch Schließen des Deckels gelöscht werden, da man so die Flammen „erstickt“.

Beim Grillen selbst minimieren ein langes Grillbesteck und Grillhandschuhe ohne Kunstfasern die Verbrennungsgefahr. Auch die Verwendung von Grillschalen, die abtropfendes Fett auffangen, ist empfehlenswert, da tropfendes Fett spritzen und schmerzhafte Verbrennungen verursachen oder auch einen Brand auslösen kann. Außerdem ist der durch brennendes Fett entstehende Qualm krebserregend.

Gesundheitsschädliche Gase

Gesundheitsschädlich sind zudem die Gase, die beim Anbrennen der Grillkohle freiwerden. Daher sollte das Fleisch oder das Gemüse erst auf den Grill gelegt werden, wenn die Holzkohle die richtige Temperatur für das gleichmäßige Grillen hat. Diese ist erreicht, wenn die Kohle mit einer weißen Ascheschicht überzogen ist. Aus diesem Grund sollte man auch auf das Nachlegen von Grillkohle, während das Grillgut noch auf dem Grill liegt, verzichten.

Nach dem Grillen muss die Grillkohle vollständig erkaltet sein, bevor sie im Restmüll entsorgt werden kann. Zudem darf ein heißer Grill zu keiner Zeit sich selbst überlassen sein, denn ein kleiner Windstoß oder ein Funkenflug könnte anderenfalls unbemerkt einen Brand auslösen. Wer auf dem Balkon oder der Terrasse grillt, muss den Grill, auch wenn die Grillkohle scheinbar verglüht ist, noch im Freien stehen lassen. Denn es ist nicht auszuschließen, dass sich Kohlenmonoxidgase bilden, die zwar im Freien ungefährlich sind, in geschlossenen Räumen aber zum Erstickungstod führen können.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Kinder beim Grillen dabei sind. Kinder sollten beispielsweise nie unbeaufsichtigt am Grill stehen und auf gar keinen Fall alleine ein Grillfeuer entzünden. Weitere Tipps für ein sicheres Grillen mit Kindern stehen im Onlineauftritt des KFV.