(kunid) Die Ferien starten traditionell gefährlich, generell wird das Ablenkungsrisiko durch Mitfahrer unterschätzt: Das „Wohnzimmer-Feeling“ im Auto schafft nämlich eine trügerische Sicherheit. Aber auch noch andere Umstände lenken uns im Auto ab – so weit soll es aber gar nicht erst kommen!

Jetzt endlich kommen die Ferien. Doch bevor es ab in den Süden (oder wohin auch immer) geht, sollten wir uns überlegen, „was alles passieren kann“: Tatsächlich geschehen in der Urlaubssaison – und hier gerade zu Beginn – viele Verkehrsunfälle, für die häufig Ablenkung der Grund ist.

Mit alljährlich rund 400 Verkehrsunfällen mit Personenschäden zählt das erste Ferienwochenende traditionell zu den gefährlichsten Wochenenden des Jahres auf Österreichs Straßen: Für die gegenständliche Sicherheitsstudie führte das Allianz Zentrum für Technik (AZT) gemeinsam mit den Instituten Mensch-Verkehr-Umwelt (MVU) und Makam Research eine Repräsentativerhebung unter 1.600 Autofahrern in Österreich, der Schweiz und Deutschland durch.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Ablenkungen sind schlimmstenfalls tödlich.

Ablenkung als tödliche Hauptursache

2017 waren rund um das erste Ferienwochenende drei Todesopfer zu beklagen, im Jahr davor sogar zehn. Zum Start in den heurigen Sommerurlaub warnen die Experten der Allianz Versicherung daher besonders vor der Gefahr der Ablenkung während der Fahrt.

Nicht nur der schnelle Blick auf das Smartphone oder das Navigationsgerät stellt ein Unfallrisiko für Autofahrer dar. Viele Menschen lassen sich vor allem durch Mitfahrer leicht ablenken, ganz besonders, wenn Kinder mit an Bord sind.

Die Folgen sind oft verheerend: Bei drei von zehn tödlichen Verkehrsunfällen in Österreich gilt Ablenkung als Hauptursache. Bei mehr als 100 tödlichen Verkehrsunfällen in Österreich im vergangenen Jahr soll somit Ablenkung die Hauptursache gewesen sein, schätzen die Experten.

Ablenkungsrisiko Beifahrer

Beate Sommerer, Schadenexpertin und Geschäftsführerin des Allianz-Kundenservice, betont in diesem Zusammenhang: „Im öffentlichen Verkehr ist es längst akzeptiert, dass während der Fahrt nicht mit dem Busfahrer gesprochen werden sollte. Private Autofahrer halten sich daran aber kaum.“

Wenn die Fahrt in die Ferien direkt an den Arbeitsalltag anschließt, ist die Gefahr der Ablenkung zudem besonders hoch. Müdigkeit auf der einen und Vorfreude auf der anderen Seite ergeben einen gefährlichen Mix.

Wie die AZT-Umfrage zeigt, empfinden neun von zehn Lenkern soziale Interaktion im Auto generell als Ablenkung. Zu den massiven Störfaktoren zählen dabei telefonierende Mitfahrer (72 Prozent) und intensive Gespräche mit den Beifahrern (70 Prozent).

Beinahe die Hälfte der Befragten berichtet von Ablenkung durch aggressive oder gereizte Stimmung. Rund ein Drittel gibt an, sich vom Verhalten der Mitfahrer oder ausgelassenen Situationen beeinträchtigt zu fühlen.

Sommerer kommentiert die Umfragedaten so: „Das Auto ist kein neutraler Ort, an dem Störfaktoren ausgeschaltet sind. Gefühle und Stimmung beeinflussen die Fahrerleistung und damit auch die Unfallgefahr in hohem Ausmaß.“

Autos werden zum „rollenden Wohnzimmer“

Neben intensiver Interaktion während der Autofahrt fordern auch zahlreiche andere Tätigkeiten häufig die Aufmerksamkeit des Lenkers, das Auto wird zum „rollenden Wohnzimmer“, was nicht im Sinne der Sicherheit sein kann.

So lassen sich knapp drei Viertel der Autofahrer durch Musikhören oder Radiobeiträge ablenken. 44 Prozent berichten, während der Fahrt zu essen, zu trinken oder zu rauchen.

Jeder Dritte stellt Sitz und Spiegel erst richtig ein, wenn das Fahrzeug bereits in Bewegung ist, oder schnallt sich dann erst an. 14 Prozent justieren ihre Kleidung oder frischen ihr Make-Up während der Fahrt auf. All diese Ablenkungen gefährden den Fahrer und die Mitfahrenden.

Ablenkung: Unfallgefahr Nummer Eins

Jörg Kubitzki, Unfallforscher am AZT, sagt diesbezüglich: „Auch scheinbar harmlose Aktivitäten im Fahrzeug können zu Unfällen führen. Dies zeigen Vergleiche der Unfallraten von Fahrern mit und ohne Ablenkung.“

Dem Unfall-Experten zufolge würden Lenker fahrfremde Tätigkeiten am Steuer mit einem deutlich höheren Risiko bezahlen: „Immer öfter führt Ablenkung auch zu Unfällen mit Todesfolge“, folgert Kubitzki.

Insgesamt lässt sich also resümieren: Der Fahrer darf sich nicht ablenken lassen – er muss sich auf die Straße konzentrieren! Und sollte ihn seine Familie ablenken, muss er einschreiten. Die Familie wird es ihm in weiterer Folge danken, nämlich dann, wenn der Fahrer sie unfallfrei an den Urlaubsort gebracht hat – und, natürlich: wenn er sie unfallfrei und heil wieder heim gebracht hat.