Ein neues Computerprogramm, dass das Bundeskriminalamt, das Kuratorium für Verkehrssicherheit und der Österreichische Versicherungsverband vor Kurzem vorgestellt haben, soll die Bürger für die Einbruchsprävention sensibilisieren.

4.1.2016 (kunid) Die Mehrheit der Österreicher glaubt, dass das Risiko eines Einbruchdiebstahls in den letzten Jahren zugenommen hat. Allerdings ist der Anteil jener, die Sicherungsmaßnahmen wie etwa die Einrichtung von Alarmanlagen planen, eher gering, wie eine Umfrage ergab. Dagegen möchten das Bundeskriminalamt und andere Institutionen vorgehen und haben eine Computersimulation herausgegeben. Damit ist es Bürgern möglich, ihr Haus oder ihre Wohnung interaktiv „durch die Augen eines Einbrechers“ zu sehen. Sie erfahren dabei, wie sich die Sicherheit der eigenen vier Wände erhöhen lässt.

17.109 Einbruchsdelikte wurden 2014 gezählt, das sind 3,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dies berichtete Hartwig Löger, Vizepräsident des Versicherungsverbandes (VVO). Löger ist der Ansicht, dass sich manche Bürger darauf verlassen, dass sie versichert sind. Die Deckung durch die Versicherung sei seiner Meinung nach aber nur ein Teil der Wiedergutmachung, denn vielfach werde erst im Nachhinein realisiert, welche psychische Belastung das Eindringen in die Privatsphäre bedeute. Daher sei es wichtig, das Sicherheitsbewusstsein in der Bevölkerung zu stärken.

Wie die Österreicher das Einbruchsrisiko einschätzen, hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) im September 2015 in einer Umfrage erhoben. 69 Prozent der 1.000 Teilnehmer glauben, dass das Einbruchsrisiko in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. Gleichzeitig sind aber nur zehn Prozent der Ansicht, dass sie im nächsten Jahr selbst Opfer eines Einbruchs werden könnten. „Mir kann ja nichts passieren“, laute das Motto, sagte KFV-Direktor Othmar Thann.

Mehrheit sieht höheres Risiko, Minderheit sieht sich selbst gefährdet

Im nächsten Jahr Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen, planen lediglich sieben Prozent; weitere 22 Prozent überlegen, dies vielleicht zu tun. Oftmals, so Thann, herrsche auch die Ansicht vor: „Bei mir ist nichts zu holen.“ Eine Fehleinschätzung, zumal der Einbrecher dies erst dann vollends beurteilen kann, wenn er „eingestiegen“ ist.

„Solange nichts passiert, wird nichts gemacht“, fasste Thann zusammen. Selbst einfache Vorbeugungsmaßnahmen würden oft nicht ergriffen: Beispielsweise schließen nur rund 40 Prozent der Bürger gekippte Fenster immer, wenn sie ihr Heim verlassen. Nur jeder zweite Befragte prüft, ob nach dem Verlassen der Wohnung die Türe richtig verschlossen ist. Jede neunte Eingangstür wird selbst in der Nacht nicht abgesperrt – „open house“ für Einbrecher, wie Thann sagte.

Wie viele Personen bereits Sicherheitsmaßnahmen ergriffen haben, wurde in der Umfrage nicht erhoben. Thann berichtete aber, dass aus den Umfrageergebnissen der vergangenen Jahre keine signifikanten Änderungen in der Einstellung der Befragten festzustellen seien.

Ballungszentren und Räume entlang der großen Verkehrsadern

Ernst Geiger, Abteilungsleiter im Bundeskriminalamt (BK), erklärte, dass die Täter vor allem zwischen 16 und 21 Uhr aktiv sind, wenn die Bewohner noch nicht zu Hause sind. In örtlicher Hinsicht betroffen seien vor allem die Ballungszentren, der Großraum Wien, die Regionen entlang der Autobahnen und der Hauptverkehrswege.

In der Dämmerungszeit zwischen Oktober und März werde die früher einsetzende Dunkelheit von Tätern genutzt, um in Häuser und Wohnungen einzudringen und zu stehlen. Auch wenn es weithin angenommen werde: Luxusvillen stünden „aufgrund der wahrnehmbaren Sicherungen“ gar nicht mehr so sehr im Fokus, ergänzte Löger. Gerade auch Wohnungen in Ballungszentren seien immer stärker betroffen. Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Einzel- und Mehrfachtätern sei „ausgewogen“, sagte Geiger.

In der Regel handle es sich um Täter, die es nicht bei einem Einbruch belassen, sondern immer wieder zuschlagen. Laut Löger beläuft sich der durchschnittliche Schaden pro Einbruch in private Objekte auf rund 2.200 Euro. Davon sei etwa ein Drittel jenen Schäden zuzuordnen, die durch den Einbruch an Toren, Türen, Fenstern und dergleichen entstehen. Auf das Diebesgut selbst entfallen also circa 1.000 bis 1.500 Euro.

Interaktive Simulation aus dem Blickwinkel des Einbrechers

Um das Bewusstsein der Bevölkerung zu heben, haben KFV und Bundeskriminalamt die Informationswebsite „bewusst sicher zuhause“ eingerichtet. Auf ihr findet sich eine Checkliste, wie man sein Zuhause sicherer machen kann.

Herzstück des Webportals ist ein downloadbares Computerprogramm, das den Anwender „mit den Augen des Einbrechers“ sehen lässt. In Simulationen mit verschiedenen Szenarien kann man Häuser und Wohnungen auf Schwachstellen überprüfen und erhält zugleich Tipps, wie man die Sicherheit verbessern kann.

Das interaktive Programm läuft nicht online im Browser, sondern kann auf dem eigenen Computer heruntergeladen und installiert werden. Zur Verfügung stehen eine Windows- und eine Mac-Version. Der Windows-Download ist 186 MB groß, der Mac-Download 302 MB. Grundlage der Simulation sind Gespräche, die mit Einbrechern geführt wurden. Dabei wurde eruiert, was den Einbrechern wichtig ist, was sie von ihrem Vorhaben Abstand nehmen lässt und Ähnliches.

Finanzielle Absicherung

Sollte trotz aller Vorsicht dennoch eingebrochen werden, übernimmt eine bestehende Haushaltsversicherung zumindest den finanziellen Schaden. Wichtig ist, dass die Versicherungssumme dem Wert des Hausrates entspricht, damit nach einem Einbruch die tatsächlich verursachten Schäden auch komplett von der Versicherung übernommen werden.

Bei bestehenden Polizzen sollte deswegen regelmäßig geprüft werden, ob die im Vertrag vereinbarte Versicherungssumme noch dem tatsächlichen Wert der versicherten Sachen entspricht.

Wer teure Wertsachen wie Schmuck, Antiquitäten oder echte Teppiche besitzt, sollte sich beraten lassen, inwieweit es sinnvoll ist, für diese eine eigene Polizze, zum Beispiel eine Schmuck- oder Kunstversicherung abzuschließen. Hier können oftmals nicht nur höhere Versicherungssummen als in der Haushaltspolizze abgesichert werden, sondern auch weitere Risiken wie die versehentliche Beschädigung oder der einfache Diebstahl.