Eine Studie zeigt, wie hoch die Kluft bei Naturkatastrophen zwischen Gesamtschäden und durch Versicherungen abgesicherte Schäden ist. Wie der Einzelne Schäden durch Wind, Wasser, und anderen Naturgewalten an seinem Hab und Gut absichern kann.

28.9.2015 (kunid) Schätzungen eines Rückversicherers zufolge ist das Naturkatastrophen-Risiko weltweit mit etwa 137 Milliarden Euro jährlich unterversichert. Davon entfallen auf Österreich circa 359 Millionen Euro an Schäden, die innerhalb eines durchschnittlichen Jahres durch Naturkatastrophen entstehen und nicht durch einen passenden Versicherungsschutz abgesichert sind. Die Geschädigten müssen zum größten Teil alleine diese Schadenskosten tragen. Doch auch bei anderen Sachgefahren besteht ein hohes Absicherungsdefizit.

In einer aktuellen Studie schätzt ein international agierender Rückversicherer die weltweite Deckungslücke bei Naturkatastrophen – also die Differenz zwischen versichertem und gesamtem Schaden – pro Jahr auf 153 Milliarden US-Dollar oder umgerechnet 137 Milliarden Euro.

Die Zahlen basieren auf einem „durchschnittlichen“ Katastrophenjahr. Grundlage der Schätzungen sind historische Daten und Modellrechnungen zum Schadenpotenzial der Naturkatastrophen-Risiken. Die drei größten Naturgefahren sind dabei Erdbeben, Überschwemmungen und Stürme.

Hohe Sachwerte ohne passenden Versicherungsschutz

Für Österreich errechnete der Rückversicherer eine geschätzte jährliche Deckungslücke von 400 Millionen US-Dollar (359 Millionen Euro). Mehr als die Hälfte der ermittelten Gesamtdeckungslücke fällt auf die USA, Japan und China, die gemeinsam eine Deckungslücke von 81 Milliarden US-Dollar (73 Milliarden Euro) aufweisen. In den Schwellenländern seien durchschnittlich 80 bis 100 Prozent der wirtschaftlichen Schäden nicht versichert.

In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Deckungslücke „stetig ausgeweitet“, obwohl auch die Summe der Schadenzahlungen in diesem Zeitraum stark zugenommen habe, wird in der Studie konstatiert. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung und anhaltender Urbanisierung habe der Wert der gefährdeten Sachwerte global stärker zugenommen als die Versicherungsnachfrage, erläutert der Rückversicherer.

Laut Studienautoren betrug der kumulative Sachschaden infolge von Naturkatastrophen in den vergangenen zehn Jahren weltweit 1,8 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro). Davon sind nach Angaben des Rückversicherers nur rund 30 Prozent versichert gewesen. Die gesamte Deckungslücke betrug laut Studie demnach 1,3 Billionen US-Dollar (1,2 Billionen Euro).

60 Milliarden Euro Deckungslücke bei anderen Sachrisiken

Die Studie befasste sich außerdem mit der Unterversicherung von Sachschadenrisiken, wie Feuer, Wasserschaden und Einbruch, die nicht unter die Naturkatastrophen fallen. Auch hier besteht laut der Studie eine hohe Unterversicherung, also eine große Differenz zwischen tatsächlich eingetretenen Schäden und versicherten Schäden. Entsprechend einer konservativen Schätzung besteht diesbezüglich eine zusätzliche Deckungslücke von 68 Milliarden US-Dollar (61 Milliarden Euro) bei allgemeinen Sachrisiken.

Viele der am stärksten unterversicherten Länder weisen ein hohes Wirtschaftswachstum auf, führt der Rückversicherer aus. Während die rasch wachsende Mittelklasse in diesen Ländern stetig wohlhabender wird, hinkt die Versicherungsnachfrage laut Studienautoren jedoch hinterher.

Dies verstärke die Unterversicherung. Insgesamt ergibt sich bei den allgemeinen Sachschäden und den modellierten Naturkatastrophen-Schäden zusammen eine weltweite Deckungslücke bei Sachrisiken von 221 Milliarden US-Dollar (198 Milliarden Euro) pro Jahr.

Bedarfsgerechte Absicherung

Um sich als Einzelner gegen die finanziellen Schäden infolge von Naturgewalten und sonstigen Sachrisiken wie Feuer zu schützen, bietet die Versicherungswirtschaft auf den jeweiligen Bedarf zugeschnittene Sachversicherungen an. Schäden am Auto, die durch Brand, Hagel, Blitz oder Sturm verursacht werden, lassen sich durch eine Teilkaskoversicherung, die automatisch auch in der Vollkaskoversicherung enthalten ist, absichern.

Immobilienbesitzer können zum Beispiel Schäden an ihrem Haus durch Brand, Sturm, Blitzeinschlag, Schneedruck, Steinschlag und Erdrutsch mit einer Eigenheim- oder Gebäudeversicherung abdecken. Schäden am Hausrat durch diese und weitere Risiken wie Einbruch-Diebstahl können mithilfe einer Haushaltsversicherung abgesichert werden. Firmen, die eine Geschäftsversicherung abgeschlossen haben, erhalten Schäden, die am Inventar ihres Betriebes durch Sachrisiken wie Brand, Einbruch-Diebstahl, Sturm, Hagel und Blitzschlag entstanden sind, erstattet.

Neben den üblichen versicherten Gefahren der Sachversicherungen können meist optional auch andere Naturgewalten, wie zum Beispiel Starkregen, Schmelz- und Hochwasser, Überschwemmungen, Muren, Erdbeben und Lawinen, in einer Sachpolice mitversichert werden. Dies ist meist gegen einen kleinen Aufpreis in der Eigenheim-, der Haushalts-, aber auch in der Geschäftsversicherung möglich.