Nach wie vor verunglücken jährlich Tausende Kinder. Neben menschlichem Leid verursachen Unfälle auch immer wieder hohe Folgekosten. Viele Fälle ließen sich aber verhindern, betonen Versicherungsverband, Familienministerium und Kuratorium für Verkehrssicherheit.

7.4.2015 (kunid) Rund 165.000 Kinder verunglückten 2014 bei Unfällen. Neben physischem, psychischem und emotionalem Leid verursachen Unfälle immer wieder auch hohe Folgekosten.

Alle drei Minuten erleidet in Österreich ein Kind einen Unfall; wobei hier nur jene Unfälle mitgezählt sind, die einen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen. Auf das ganze Jahr gerechnet bedeutet das, dass vergangenes Jahr 164.700 Kinder unter 15 Jahren betroffen waren.
Im Jahre 2013 waren es mit rund 163.000 noch etwa 1.700 verunfallte Kinder weniger. Darauf machten der Verband der Versicherungs-Unternehmen Österreichs (VVO), das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und Familien- und Jugendministerin Sophie Karmasin am Mittwoch aufmerksam.

Ziel: 2020 keine getöteten oder schwer verletzten Kinder mehr

KFV-Direktor Othmar Thann sagte, in den vergangenen Jahren sei nur ein langsamer Rückgang im Unfallgeschehen zu verzeichnen gewesen, 2014 sogar wieder ein leichter Anstieg.

Und: „Immer noch ist die Kindersterblichkeit nach Unfällen in Österreich mit einer Rate von 20 Unfalltoten je einer Million Kinder unter 15 Jahren um über 20 Prozent höher als beispielsweise in Schweden mit einer Rate von 16 im Jahr 2011.“ Im Durchschnitt stirbt in Österreich alle zwei Wochen ein Kind an den Folgen eines Unfalls.

Ziel müsse es sein, die Zahl der getöteten und schwer verletzten Kinder bis zum Jahr 2020 auf null zu senken, betonten VVO, KFV und die Familienministerin.

Drei Viertel der Unfälle ereignen sich zu Hause und in der Freizeit

Einer aktuellen KFV-Studie zufolge verorteten Eltern Gefahren für ihre Kinder meist zuerst im Straßenverkehr. Das eigene Zuhause gelte hingegen als sicherer Ort. Die Realität sehe jedoch anders aus: Nur zwei Prozent der Kinderunfälle ereignen sich demnach im Straßenverkehr. Thann sieht Maßnahmen wie Helmpflicht, Kindersitze und -sicherheitsgurte sowie die Tätigkeit von Schülerlotsen als positiv wirkende Faktoren.

Die große Mehrheit der Unfälle, nämlich drei Viertel, passiere zu Hause und in der Freizeit: 2014 verletzten sich hier rund 123.000 Kinder unter 15 Jahren. Mehr als 20 Prozent der Unfälle passieren in der Schule und beim Schulsport, die meisten Unfälle sind Stürze, so der KFV.

„Durch einfache Sicherheitsmaßnahmen wäre eine Reduktion von bis zu 100.000 Kinderunfällen jährlich durchaus vorstellbar“, meinte Thann. Dies und eine „Stärkung des elterlichen Risikobewusstseins“ könnten Haushalte kindersicherer machen. Besonders tragisch seien Unfälle wie etwa die immer wieder passierenden tödlichen Fensterstürze, die aber ebenfalls leicht vermeidbar wären, sagt Thann. Beispielsweise sollten Fenster immer mit Fenstersperren versehen sein.

Prävention, Gefahrenhinweise, Übung

In diesem Zusammenhang verwies Thann auf die 2. Tierhaltungsverordnung. Darin heißt es unter anderem: „Werden Tiere in Räumen gehalten, bei denen die Gefahr eines Fenstersturzes besteht, so sind die Fenster oder Balkone mit geeigneten Schutzvorrichtungen zu versehen.“

Es sei „schwer nachzuvollziehen“, dass es zwar für Tiere solche Sicherheitsvorschriften gebe, nicht aber für Kinder. Zudem wolle man österreichweit Kinderschwimmkurse organisieren. Ertrinken sei eine der häufigen Unfallursachen, und bereits drei Minuten unter Wasser hätten irreversible Gehirnschäden zur Folge.

Familienministerin Karmasin will gleichfalls mittels Informationen die Zahl der Kinderunfälle senken. Die Website „elternbildung.at“ biete hierzu Wissenswertes.

Wenn zum menschliches Leid hohe Kosten hinzukommen

Peter Thirring, Vizepräsident des VVO, wies darüber auch auf die möglichen finanziellen Konsequenzen von Unfällen hin.

Immer wieder sei eine Versicherung auch mit Fällen konfrontiert, in denen es beispielsweise im Straßenverkehr zu einer Kollision mit einem Fahrzeug und schweren Verletzungen des Kindes kommt.

Zu bedenken seien dabei nicht nur die Kosten für die Behandlung der unmittelbar auftretenden Unfallfolgen, sondern ebenso der Umstand, dass ein derartiger Unfall letztlich auch eine lebenslange Pflegebedürftigkeit und Erwerbsunfähigkeit nach sich ziehen könne. Dadurch könnten Kosten in Millionenhöhe entstehen. In der Regel, so Thirring, seien Fälle wie diese allerdings nicht oder nicht ausreichend versichert.

Unfälle wegen mangelnder Sicherheitsmaßnahmen „unentschuldbar“

Kinderunfallexperte Lars-Peter Kamolz, Leiter der klinischen Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie am LKH-Universitäts-Klinikum Graz ergänzte, nur 20 Prozent der Kosten würden beim Erstaufenthalt im Spital anfallen.

Die weiteren Kosten würden im Laufe des späteren Lebens folgen – nicht zuletzt weil der Körper eines Kindes noch wachse, was schließlich auch Auswirkungen auf die Entwicklung der erlittenen Verletzungen habe.

„Natürlich gehören kleine Verletzungen zum Aufwachsen und der Entwicklung eines Kindes dazu und verheilen ja meist auch schnell“, so Kamolz. „Unentschuldbar“ seien allerdings jene Unfälle, bei denen sich Kinder aufgrund fehlender Schutz- oder Sicherheitsmaßnahmen so schwer verletzen, dass sie bleibende Schäden davontragen oder sterben. „Der Großteil dieser Unfälle könnte meist auf einfache Weise vermieden werden.“

Finanzieller Schutzengel

Dennoch kann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer ein Unfall passieren. Daher ist eine umfassende Absicherung vor den finanziellen Folgen und Mehrbelastungen durch unfallbedingte Gesundheitsschäden wichtig. Eine private Unfallversicherung bietet rund um die Uhr weltweiten Schutz, also sowohl bei Unfällen zu Hause und in der Schule als auch in der Freizeit.

Je nach Vereinbarung erhält man bei einer unfallbedingten Invalidität eine monatliche Rente und/oder eine Versicherungssumme ausbezahlt. In vielen Polizzen können zum Teil auch optional weitere Leistungen wie zum Beispiel ein Spitalsgeld, Zuschüsse für kosmetische Operationen oder die Erstattung sonstiger anfallender Kosten nach einem Unfall, wie Heil-, Bergungs- und Rückholkosten, vereinbart werden.

Mit einer privaten Krankenzusatz-Versicherung kann man dafür sorgen, dass ein unfall-, aber auch krankheitsbedingter Spitalaufenthalt für das Kind so angenehm wie möglich wird. Denn eine solche Polizze übernimmt die Kosten für vereinbarte Leistungen wie die freie Wahl des Spitals, eine Unterbringung in einem Sonderklassezimmer mit Chefarztbehandlung und/oder für die zusätzliche Unterbringung einer Begleitperson des Kindes in der Klinik.