Wandern ist eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Wer jedoch unvorbereitet und zu sorglos eine Bergtour startet, riskiert Kopf und Kragen. Welche Sicherheitsvorkehrungen für den Einzelnen wichtig sind, um das Unfallrisiko in den Bergen auf einem Minimum zu halten.

5.10.2015 (kunid) Jedes Jahr verletzen sich nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit rund 8.000 Menschen beim Wandern in Österreich so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Damit es nicht so weit kommt, sollte jeder, der eine Wandertour unternimmt, ein paar Sicherheitsregeln beachten.

Es gibt entsprechend einer Auswertung des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit vier Hauptursachen, die zu Unfällen beim Bergwandern und Klettern führen. 40 Prozent der Bergunfälle, die sich von Mai bis Anfang September diesen Jahres in den österreichischen Bergen ereignet haben, sind auf Stürze und Stolpern und 37 Prozent auf Herz-Kreislauf-Versagen zurückzuführen. Zehn Prozent der Unfälle waren Abstürze, weil Personen beispielsweise nicht richtig gesichert waren, und zwei Prozent der Verunfallten hatten sich verirrt.

Mit einer vernünftigen Planung der Wanderroute und einigen Verhaltensregeln beim Wandern lässt sich nach Angaben von Experten das Unfallrisiko erheblich reduzieren.
Auf eine gute Planung kommt es an

Da nicht jeder durchtrainiert und mit einem alpinen Gelände vertraut ist, sollte die gewählte Wanderroute, wie zum Beispiel ihr Schwierigkeitsgrad, aber auch der Zeitaufwand für eine Tour, entsprechend der Kondition der Wanderer gewählt werden.

Wer beispielsweise selbst untrainiert ist oder mit Kindern oder Senioren unterwegs ist, muss andere Anforderungen an die Tour stellen als ein Leistungssportler oder jemand, der jede Woche in die Berge geht, um beispielsweise das Herz-Kreislauf-System und die Gelenke nicht zu überlasten. Die geplante Tour sollte unter Berücksichtigung von ausreichenden Ruhe- und Trinkpausen noch vor Einbruch der Dunkelheit bewältigt werden können.

Informationen zu den Schwierigkeitsgraden der einzelnen Wanderwege sowie Zeitangaben, in welcher Zeit einzelne Streckenabschnitte bewältigt werden können, bieten oftmals ortsnahe Touristinformationen. Beispielsweise gibt es nach der international anerkannten Wanderskala des Schweizer Alpen-Clubs sechs Schwierigkeitsgrade (T1 bis T6) bei den Wanderwegen.

Wanderwege haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade

Für Personen mit wenig Kondition sowie für das Wandern mit Kindern empfehlen sich reine Wanderwege der Klasse T1. Sie sind meist gut ausgebaut und verlaufen in flachem oder leicht geneigtem Gelände, bei dem in der Regel keine Absturzgefahr besteht. Die Beschilderung ist meist in Gelb gehalten.

Bergwanderwege der Klasse T2 sind für trittsichere Personen geeignet. Die Wege weisen eine durchgehende Trasse und ausgeglichene Steigungen auf, allerdings kann das Gelände steil sein, sodass eine Absturzgefahr nicht ausgeschlossen werden kann. Eine gute Kondition und alpine Erfahrungen sind bei anspruchsvollen Bergwanderwegen der Klasse T3 erforderlich. Hier ist der Weg teils mit Ketten und Seilen gesichert, damit Wanderer sich daran festhalten können, um nicht abzustürzen. Die Wege können durch Geröll schwer begehbar sein.

Für T4-Wege ist eine alpine Erfahrung wichtig. Die zum Teil steilen Wege sind hier nicht immer durch Wegspuren als solche zu erkennen und an manchen Stellen muss man die Hände einsetzen, um vorwärtszukommen. Zudem müssen eventuell Gletscher überquert werden. Je nach Region gibt es aber auch andere Schwierigkeitsgradskalen. Häufig werden leichte Wanderwege mit Blau oder keiner Farbe, mittelschwere mit Rot und schwere mit Schwarz gekennzeichnet.

Auf das Wetter achten

Doch nicht nur die Wanderwege selbst, auch die Wetterverhältnisse können ein erhebliches Unfallrisiko bergen. Daher gilt es, sich vor der Wandertour zu informieren, ob mit Gewitter oder Sturm zu rechnen ist. Experten empfehlen zudem, niemals alleine auf Tour zu gehen.

Grundsätzlich sollte man beim Wandern nicht von den markierten Wanderwegen abweichen. Vermeintliche Abkürzungen erhöhen oftmals das Unfallrisiko, da zum Beispiel Felsen oder Waldböden rutschiger sein können als gedacht, zudem besteht die Gefahr, sich zu verlaufen.

Experten raten prinzipiell dazu, eine Wanderkarte mitzunehmen und sich vorher das Gelände auf der Karte anzusehen. Wer sich nur auf das Navigationsprogramm seines Smartphones oder auf ein spezielles GPS-Gerät für Wanderer verlässt, kann schnell Probleme bekommen, wenn die mobilen Begleiter nicht richtig funktionieren.

Vom Zwiebellook bis zur Notfallnummer

Für die richtige Kleidungswahl zum Wandern empfiehlt sich ein sogenannter Zwiebellook. Hat der Wanderer über einem leichten, luftigen Outfit noch eine wärmende Kleidung an, kann er je nach Bedarf variieren. Die Schuhe sollten bei den unterschiedlichsten Untergründen wie Schotterwegen, nassen Wiesen oder morastigen Waldwegen Trittsicherheit bieten und bei Regen die Füße trocken halten. Empfehlenswert sind spezielle Wanderschuhe mit griffigem Profil und einer wasserabweisenden Oberfläche. Straßenschuhe oder Turnschuhe sind zum Wandern ungeeignet.

Wanderstöcke helfen nicht nur das Gleichgewicht zu halten, sondern entlasten auch die Gelenke. Wichtig sind auch Verbandszeug, Blasenpflaster sowie Sonnen- und Regenschutz. Für den Notfall empfiehlt sich die Mitnahme eines Mobiltelefons, in das die wichtigsten Notrufnummern des Wandergebietes abgespeichert sind. Für den nationalen (Berg-)Rettungsdienst ist das in Österreich die Nummer 140, in der Schweiz die 144 oder auch die 1414, in Frankreich die 15 und für alle Länder Europas allgemein die Notrufnummer 112.

Da ein Unfall eines Wanderers auch bei größter Vorsicht nicht ausgeschlossen werden kann, sollte man frühzeitig an die Absicherung der finanziellen Folgen eines Unfalles denken. So ist bei Wandertouren im Ausland eine Auslandsreisekranken-Versicherung unverzichtbar. Bei fast allen Unfällen, egal wo und wie sie passieren, hilft eine private Unfallversicherung weiter, wenn es zum Beispiel darum geht, Kostenschutz im Invaliditätsfall zu haben.