(kunid) Einen so geringen Anteil ihres Einkommens wie im Vorjahr haben die Österreicher noch nie gespart. Dennoch stieg das gesamte Geldvermögen der privaten Haushalte – nicht zuletzt auch dank höherer Bewertungen – um 3,3 Prozent auf 646 Milliarden Euro. Nach wie vor setzen die Österreicher stark auf täglich fällige Einlagen. Deutlich angestiegen sind die Ansprüche aus Lebensversicherungen, leicht erhöht hat sich der Bestand der kapitalgedeckten Pensionsansprüche.

Laut Österreichischer Nationalbank (OeNB) zeichnete sich das Vorjahr durch einen Rückgang der Sparquote der Österreicher von 7,9 Prozent auf den Rekord-Tiefststand von 6,4 Prozent aus. Insgesamt wurden 10,2 Milliarden Euro neu veranlagt, was einem Rückgang gegenüber 2016 um 2,6 Milliarden Euro entspricht.

Gründe dafür sieht die OeNB in höheren Konsumausgaben der privaten Haushalte und weniger dynamischen Einkommenszuwächsen: 2016 hatte die Steuerreform noch für stark gestiegene Einkommen gesorgt.

Insgesamt erhöhte sich das Finanzvermögen heimischer Privathaushalte im Vorjahr um 3,3 Prozent auf 646 Milliarden Euro – was vor allem auf höhere Bewertungen zurückzuführen ist.

Der größte Teil der Neuveranlagungen ging auch 2017 wieder in täglich fällige Einlagen. Sie wurden in Höhe von 14 Milliarden Euro aufgebaut. Mit einem Stand von 138 Milliarden Euro (21 Prozent des gesamten Finanzvermögens) entwickelten sich täglich fällige Einlagen damit weiter zum „Liquiditätsparkplatz“ der österreichischen Haushalte.

Anstieg der Ansprüche aus Lebensversicherungen

Die Ansprüche aus Lebensversicherungen erhöhten sich 2017 deutlich von 72,9 auf 80,9 Milliarden Euro. Ihr Anteil am gesamten Geldvermögen der Österreicher beträgt damit nun 12,5 Prozent (2016: 11,6 Prozent).

Eine gegenläufige Bewegung zeigte sich bei den Nicht-Lebensversicherungsansprüchen – diese reduzierten sich von 12,3 auf 4,4 Milliarden Euro.

Leichte Steigerungen gab es auch im Bestand der kapitalgedeckten Pensionsansprüche, die von 41,8 auf 42,7 Milliarden Euro anwuchsen, was einen Anteil von 6,6 Prozent am Geldvermögen der Österreicher bedeutet.

Niedrigzins-Umfeld: Plus bei täglich fälligen Einlagen

Der geringe Zinsvorteil gebundener Einlagen (im Durchschnitt wurden sie bei Bindungsfrist bis ein Jahr mit 0,2 Prozent verzinst gegenüber 0,1 Prozent für täglich fällige Einlagen) sorgte für einen Abfluss von 6,6 Milliarden Euro bei gebundenen Einlagen: Mit 104,5 Milliarden Euro entfielen somit nur noch rund 16 Prozent des gesamten Finanzvermögens (2016 waren es noch rund 18 Prozent) auf gebundene Einlagen.

Dem standen Zuwächse bei den täglich fälligen Einlagen gegenüber: Diese machen nun 21,3 Prozent des Geldvermögens aus (2016: 19,8 Prozent) – ihr Volumen erhöhte sich um 13,9 Milliarden Euro auf insgesamt 137,8 Milliarden: Sie sind damit die mit Abstand größte Position im Portfolio der Österreicher.

Private Haushalte, die nicht ausschließlich in Einlagen veranlagten, wählten – wie schon 2016 – vor allem Investmentzertifikate als alternative Anlageform: Im Jahr 2017 flossen netto 3,7 Milliarden Euro in Investmentfonds, davon 2,4 Milliarden Euro in ausländische Zertifikate.

Käufer von inländischen Investmentzertifikaten fokussierten ihr Interesse auf gemischte Fonds (+ 1,5 Milliarden Euro) und auf Immobilienfonds (+ 0,5 Milliarden Euro), während Rentenfonds im Ausmaß von 1,1 Milliarden Euro abgebaut wurden.

Steigende Börsenkurse bringen Vermögenszuwachs

Positiv wirkten sich das gute Marktumfeld und die steigenden Börsenkurse für Besitzer von Aktien und Investmentzertifikaten aus, wobei besonders die Börse Wien hervorstach.

Während sich der Marktwert aller Aktien im Portefeuille der Österreicher um 19 Prozent auf 25 Milliarden Euro erhöhte, betrug der Zuwachs bei Aktien der Wiener Börse 30 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Besitzer von Investmentfonds verzeichneten einen kursbedingten Zuwachs ihres Wertpapierportfolios um rund 1 Milliarde Euro (+ 2 Prozent).

Insgesamt bleibt der Aktienanteil am gesamten Finanzvermögen der Österreicher mit vier Prozent aber niedrig, jener der Investmentzertifikate betrug da schon 9,2 Prozent.

Wohnbaukredite überwiegen

Prozentuell weniger stark als das Geldvermögen sind 2017 die Verpflichtungen gestiegen. Das ausstehende Kreditvolumen (einschließlich sonstiger Verbindlichkeiten) zum Jahresultimo 2017 betrug rund 184,5 Milliarden Euro (+ 2,7 Prozent), wobei der Löwenanteil mit 130,9 Milliarden Euro (71 Prozent) auf Wohnbaukredite entfiel. Dieses Volumen hat sich gegenüber 2016 um 4,6 Milliarden Euro erhöht.

Deutlich dahinter rangieren sonstige Kredite (32,3 Milliarden) und die konjunkturbedingt leicht zunehmenden Konsumkredite (18,7 Milliarden).

Die österreichischen Haushalte verschuldeten sich im Jahr 2017 per Saldo um 4,9 Milliarden Euro und damit um 1,5 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2016.

Weiterführende Information

Eine umfangreiche Tabelle inklusive Quartalszahlen sowie bis 1995 zurückreichende Zeitreihen finden sich auf der Seite „Finanzverflechtungen der Haushalte“ der Österreichischen Nationalbank.