Nicht nur im Straßenverkehr, auch in der Freizeit und während der Arbeit ist im Sommer das Unfallrisiko besonders hoch, wie Statistiken und Umfragen belegen.
11.7.2016 (kunid) Die Allgemeine Unfallversicherungs-Anstalt (AUVA) und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) weisen auf ein erhöhtes Unfallrisiko im Sommer im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz hin. Eine aktuelle KFV-Umfrage zeigt überdies, dass es bei der Hälfte der privaten Wasserflächen wie Pools und Biotopen an Sicherungsmaßnahmen mangelt. Kleinkinder können aber schon bei geringer Wasserhöhe ertrinken, warnt das KFV.
Nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) lässt sich an der Verkehrsunfallstatistik ablesen, dass gerade im Sommer viele schnell „in die Freizeit“ wollen. Letztes Jahr ereigneten sich von Januar bis Mai und von September bis Dezember pro Monat zwischen fast 2.100 bis 3.450 Verkehrsunfälle mit Personenschäden. Im Juni, Juli und August waren es dagegen zwischen 4.000 bis knapp 4.400 solcher Unfälle. Dies belegt die aktuelle Verkehrsunfallstatistik der Statistik Austria.
„Gerade bei der Anfahrt zum Urlaub mit dem Auto holt viele Erholungssuchende nochmals mit geballter Ladung der Stress ein, häufig in Form eines Staus auf der Reiseroute. Eine zeitliche Planung der Autofahrt mit dem Ziel, sicheren oder erwartbaren Staus aus dem Weg zu gehen, ist das Um und Auf“, so der KFV-Direktor Othmar Thann. Das KFV empfiehlt Reisenden, Pausen einzulegen, gerade bei Hitze ausreichend zu trinken und nicht Freitagmittag oder Samstagvormittag aufzubrechen.
Gefährlicher Wasserspaß für die Kleinen
Auf eine besondere Gefahr weist das KFV in Bezug auf Kinder hin: Ertrinken sei bei Kleinkindern die zweithäufigste Todesursache. „Die meisten Ertrinkungsunfälle mit Kleinkindern passieren im eigenen Garten oder in der unmittelbaren Wohnumgebung, zum Beispiel bei den Nachbarn“, berichtet Thann. Einer aktuellen, unter 760 Pool- oder Teichbesitzern durchgeführten KFV-Erhebung zufolge sind 47 Prozent der privaten Wasserflächen nicht gesichert. Von den Haushalten mit Kindern unter zehn Jahren gaben 40 Prozent an, dass ihre Wasserflächen nicht gesichert sind.
Kleinkinder können aber schon bei einer Wassertiefe von zehn Zentimetern ertrinken, warnt das KFV. „Kinder unter fünf Jahren reagieren in Panik nicht vernünftig und es gelingt ihnen folglich nicht, den Kopf eigenständig aus dem Wasser zu ziehen, sondern sie verfallen in eine Starre mit Atemsperre.“ Das KFV rät daher, rasch Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen: Wer einen Swimmingpool oder ein Biotop im Garten hat, sollte diese offene Wasserfläche umzäunen; und zwar auch dann, wenn man selbst keine Kinder hat, aber etwa in der Nachbarschaft Kinder zu Hause sind.
„Eine Mindesthöhe von einem Meter und eine Tür, die von Kindern nicht geöffnet werden kann, sind dabei wichtig. Auch Querlatten sollten für den Zaun nicht benutzt werden: Sie laden Kinder geradezu zum Klettern ein“, so Thann. Für kleinere Wasserflächen wie Brunnen oder Zierbiotope eignen sich – entsprechend belastbare – Gitterkonstruktionen unter der Wasseroberfläche, erklärt das KFV. Ganz grundsätzlich gelte: „Kinder dürfen in der Nähe von Gewässern nie unbeaufsichtigt gelassen werden.“
In den Sommermonaten steigt das Risiko eines Arbeitsunfalls
Nicht nur bei Freizeitaktivitäten können hochsommerliche Temperaturen negative Auswirkungen zeitigen: Angesichts der jüngsten Hitze sah sich die Allgemeine Unfallversicherungs-Anstalt (AUVA) veranlasst, auf ein erhöhtes Unfallrisiko auch am Arbeitsplatz hinzuweisen. „Reaktions-Geschwindigkeit und Koordinationsfähigkeit sinken bei Temperaturen von 30 Grad um ein Viertel, bei 35 Grad ist bereits mit 50 Prozent Leistungseinbuße zu rechnen. Die Hitze wird dadurch zum Risikofaktor: Die Fehlerhäufigkeit und das Unfallrisiko steigen“, so die AUVA.
Bei Arbeiten im Freien zeige sich, dass die höchsten Unfallraten in den wärmsten Monaten zu verzeichnen sind. Vor allem im Juli steige die Zahl der Unfälle, im Jahresvergleich um circa zehn Prozent. Bei hohen Temperaturen komme es jedes Jahr auch vermehrt zu Verkehrsunfällen im Ortsgebiet. Maßgeblich für die Abnahme der Leistungsfähigkeit sei zunehmender Flüssigkeitsmangel, bedingt durch starkes Schwitzen. Bei mehr als 30 Grad Celsius Lufttemperatur und mittelschwerer bis schwerer Arbeit rät die AUVA deshalb, alle 20 Minuten etwa einen Viertelliter Flüssigkeit zu trinken.
„Wasser, ungesüßter Tee oder isotonische Getränke sind dabei besonders gut als Durstlöscher geeignet.“ Auch vor der Gefahr von Haut- und Augenerkrankungen sowie Sonnenstich oder Hitzschlag bei Arbeiten im Freien wird gewarnt. „Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung ist unbedingt notwendig. Nach Möglichkeit wäre es auch ratsam, den Arbeitsplatz mit einem Schattenspender, etwa einem Schirm, zu schützen“, so die AUVA. Auch zusätzliche Arbeitspausen seien bei großer Hitze zu empfehlen.