Die soziale Krankenversicherung hatte letztes Jahr mehr Einnahmen als Ausgaben und konnte dementsprechend einen Überschuss erzielen. In 2015 wird dies nach vorliegenden Prognosen nicht mehr der Fall sein.

1.6.2015 (kunid) 2014 erzielten die gesetzlichen Krankenversicherungs-Träger insgesamt einen Überschuss von 88 Millionen Euro. Für 2015 wird jedoch ein Minus von rund 137 Millionen Euro erwartet. Der Hauptverband macht dafür insbesondere die schwache Konjunktur und teure Medikamente verantwortlich.

Österreichs Krankenkassen haben 2014 bei einem Gesamtbudget von rund 16,4 Milliarden Euro insgesamt einen Überschuss von 88 Millionen Euro erzielt. Dies teilte der Hauptverband der Sozialversicherungs-Träger vor Kurzem auf Basis vorläufiger Daten mit. Lediglich die Kärntner und Steiermärkische Gebietskrankenkassen sowie die Sozialversicherungs-Anstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) waren laut Hauptverband 2014 im Minus.

Die anderen Krankenversicherungs-Träger haben Überschüsse erreicht oder ausgeglichen bilanziert, weil sie ihre Überschüsse zur Sicherung neuer Leistungen wie zum Beispiel der neuen Zahnspangen-Versorgung oder ergänzender Primärversorgung rückgestellt haben. „Weniger positiv“ sehe die Entwicklung des Finanzergebnisses für 2015 aus, so der Hauptverband.

Für 2015 wird ein Minus von 136,8 Millionen erwartet

Mit Ausnahme der Salzburger Gebietskrankenkasse, der Betriebskrankenkassen, der SVA und der Sozialversicherungs-Anstalt der Bauern rechnen „nach kaufmännisch vorsichtigen Schätzungen“ alle anderen Krankenversicherungs-Träger mit roten Zahlen. Bei einem Gesamtbudget von rund 17 Milliarden Euro würde sich dieses Minus – alle Krankenversicherungs-Träger-Ergebnisse zusammengerechnet – auf 136,8 Millionen Euro belaufen.

Die Ursachen dafür sieht man im Hauptverband „vor allem im Bereich des gedämpften Beitragseinnahmen-Wachstums und einzelner Ausgabenpositionen, insbesondere bei den Medikamenten“. „In Kombination mit der steigenden Zahl an Arbeitslosen und dem abgeschwächten Wirtschaftswachstum, wodurch die Beitragseinnahmen-Entwicklung insbesondere bei den Gebietskrankenkassen hinter den Erwartungen zurückbleibt, sorgen sie für eine angespannte Finanzsituation der Krankenversicherungen“, sagt Hauptverbandschef Peter McDonald.

Die Zahl der Verordnungen bleibe zwar annähernd stabil, so der Hauptverband. Allerdings verursache „eine kleine Gruppe von hochpreisigen Medikamenten mit einem Packungspreis von über 700 Euro, die nur 0,4 Prozent der verschriebenen Medikamente ausmachen“, bereits 25 Prozent der gesamten Heilmittelausgaben.

Wettbewerb soll helfen

„Medikamente, die bis zu 41.000 Euro pro Packung kosten, stellen das System einer solidarischen und sozialen Krankenversicherung vor völlig neue Herausforderungen. Das kostenintensivste Arzneimittel – etwa zur Behandlung der chronischen Leberentzündung Hepatitis C – belastet die Gebarung aktuell mit 50,4 Millionen Euro pro Jahr“, erklärt McDonald.

Angesichts dessen wolle man „auch die Pharmawirtschaft in die Verantwortung nehmen“. Die Kosten von „Monopolmedikamenten“, so McDonald, „dürfen nicht explodieren“. Deshalb habe die Sozialversicherung ein Register für hochpreisige Arzneimittel eingeführt, um mit einer besseren Wirkungsabschätzung Patienten besser begleiten zu können.

„Wir brauchen darüber hinaus Maßnahmen, um einerseits den Wettbewerb zu fördern – wo dies möglich ist – und andererseits im Bereich der hochpreisigen Monopolisten Preismechanismen, die die Versicherten-Gemeinschaft nicht überfordern, und höhere Rabatte“, betont McDonald, der dazu entsprechende Verhandlungen mit der Pharmawirtschaft ankündigte.

Kostenschutz nach Wunsch

Prinzipiell muss auch der Einzelne aufgrund der immer höher werdenden Preise für Arzneimittel sowie medizinische Ge- und Verbrauchsmittel mit steigenden Ausgaben rechnen. Schon jetzt wendet ein privater Haushalt im Durchschnitt rund vier Prozent seiner gesamten Ausgaben für die Gesundheit, also beispielsweise für Arzneimittel und Arztkosten, auf.

Wer sich selbst vor einer unüberschaubaren Kostenlawine im Krankheits- oder Pflegefall schützen will, kann private Vorsorge treffen. So können mit einer privaten Krankenversicherung Kosten, die man als Patient normalerweise selbst tragen muss, abgefedert werden.

In einer entsprechenden Polizze können beispielsweise Mehrkosten für Medikamente, eine freie Arztwahl, die Übernahme von Behandlungskosten und Präventionsmaßnahmen, welche die Krankenkasse nicht oder nur noch zum Teil übernehmen, vereinbart werden. Versicherbar sind auch eine Sonderklasse-Unterbringung und -Behandlung im Spital und/oder ein Krankenschutz im Ausland.