(kunid) Arbeitslosigkeit, eine Verschlechterung des Einkommens und gescheiterte Selbstständigkeit gehören zu den häufigsten Ursachen für Schuldenprobleme. Dies geht aus dem „Schuldenreport 2017“ der ASB-Schuldnerberatungen, einer Dachorganisation staatlich anerkannter Schuldenberatungen hervor.

58.991 Personen erhielten 2016 Unterstützung von einer der zehn unter dem Dach der ASB Schuldnerberatungen GmbH zusammengeschlossenen Schuldnerberatungen. Dies geht aus dem kürzlich veröffentlichten „Schuldenreport“ der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich hervor.

Schulden müssen nicht notwendigerweise zu Schuldenproblemen werden, betont die ASB. Sie können es aber – „wenn die Finanzplanung schlecht durchdacht ist oder unvorhergesehene Ereignisse wie Arbeitsplatzverlust, Krankheit oder Scheidung, Einkommenseinbußen beziehungsweise zusätzliche Ausgaben die finanzielle Situation verschlechtern“.

Berufliche Schwierigkeiten sind Hauptgründe

Der häufigste Grund für Überschuldung war – mit 36,6 Prozent der Erstberatungen im Jahr 2016 – Arbeitslosigkeit oder Einkommens-Verschlechterung, beispielsweise durch Kurzarbeit oder Wegfall von Überstunden oder Partnereinkommen.

Gescheiterte Selbstständigkeit folgt an zweiter Stelle (21,4 Prozent). Der Report spricht hier von einem deutlichen Geschlechterunterschied: Während sie von 25,8 Prozent der Männer als Überschuldungsgrund angeführt worden sei, sei dies nur bei 14,9 Prozent der Frauen der Fall gewesen.

Mangelhafter oder ungeplanter Umgang mit Geld, falsches Konsumverhalten oder inadäquate Planung des Haushaltsbudgets waren in 17,9 Prozent der Fälle Ursachen der Überschuldung. Bei 13,6 Prozent führten Scheidung oder Trennung zu Finanzproblemen, wobei hier Frauen (16,3 Prozent) öfter betroffen waren als Männer (11,8 Prozent). Wohnraumbeschaffung einschließlich Wohnraumausstattung ließen in jedem zehnten Fall (10,5 Prozent) finanzielle Schwierigkeiten entstehen.

Oft ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren

Sehr oft gebe es aber nicht „den einen“ Grund für Überschuldung, sondern ein ungünstiges Zusammenwirken mehrerer Faktoren, hebt die ASB hervor.

Zu den weiteren Gründen für Überschuldung, die bei den Erstberatungen erhoben wurden, zählen persönliche Härtefälle wie Tod des Partners oder Erwerbsunfähigkeit durch einen Unfall. Aber auch Sucht und Krankheit, ein noch zu einkommensstarken Zeiten eingegangener Autokauf durch Finanzierung oder Leasing oder bereits bestehende hohe Lebenshaltungskosten, zum Beispiel durch noch laufende Kredite.

Am häufigsten schlägt Überschuldung im mittleren Alter zu: 26,8 Prozent der Betroffenen sind 31 bis 40 Jahre alt, 24,6 Prozent sind 41 bis 50. Ein gutes weiteres Fünftel (22,2 Prozent) ist zwischen 21 und 30 Jahre alt.

Durchschnittlich mit 60.246 Euro verschuldet

Gemessen an der Gesamtbevölkerung haben Klienten der Schuldenberatungen „monatlich mit 1.119 Euro (im Median) deutlich weniger Einkommen zur Verfügung“, heißt es im Bericht weiter. Bei 29,3 Prozent der Klienten waren es weniger als 882 Euro. „Unselbstständig erwerbstätige Personen, wenn Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte zusammen betrachtet werden, verdienten in Österreich im Jahr 2015 im Mittel (Median) 1.877 Euro netto im Monat“, stellt die ASB einen Vergleich her.

Die Höhe der Schulden der Erstberatenen lag im Schnitt bei 60.246 Euro. In die Berechnung einbezogen sind hier lediglich Schuldenhöhen von 1.000 bis maximal 700.000 Euro, um statistische „Ausreißer“ zu vermeiden. Bezöge man Letztere mit ein, so läge die Verschuldung im Schnitt bei 69.967 Euro. Zwei Drittel aller Klienten (67,4 Prozent) haben höchstens 50.000 Euro Schulden. Mehr als 100.000 Euro sind es bei 15,3 Prozent.

Betrachtet man wieder die Altersklassen, so ist die Verschuldung bei den Älteren deutlich höher. Über-51-Jährige sind im Schnitt mit 84.076 Euro verschuldet, während 31- bis 50-Jährige einen Mittelwert von 63.584 Euro aufweisen. In der Gruppe „bis 30 Jahre“ sind es durchschnittlich 27.436 Euro. Greift man die Gruppe der ehemals Selbstständigen heraus, so zeigt sich hier eine wesentlich höhere durchschnittliche Verschuldung als in der Gesamtheit: Sie beläuft sich auf 110.890 Euro.

Damit die finanzielle Krise kein Dauerzustand wird

Wem eine Überschuldung droht oder wer bereits überschuldet ist, kann sich bei staatlich anerkannten Schuldenberatungen, zu finden unter www.schuldenberatung.at, informieren, wie er sich im Einzelnen verhalten sollte, um möglichst schnell aus der finanziellen Krise zu kommen. Die genannte Webadresse enthält zudem hilfreiche Ratschläge und Broschüren für Schuldner.

Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz bietet eine 131-seitige Broschüre mit dem Titel „Ausweg gesucht“ aus dem Jahr 2014 an. Die kostenlos herunterladbare Broschüre enthält umfassende Tipps, wie man eine Überschuldung vermeidet beziehungsweise was man tun kann, um aus einer finanziellen Krise zu kommen.

Unter anderem wird hier auch die bisherige Vorgehensweise eines Privatkonkurses beschrieben. Aktuell gibt es zum Privatkonkurs jedoch eine Reform, die zum 1. Juli 2017 in Kraft treten soll. Die voraussichtlichen Änderungen erklärt der Flyer „Privatkonkurs-Reform“ der ASB.

Finanzielle Sicherheit auch in schwierigen Situationen

Die Versicherungswirtschaft bietet im Übrigen gegen diverse Armutsfallen wie Krankheit, Unfall oder Tod des Partners Lösungen an, welche die finanziellen Folgen solcher Ereignisse absichern.

Im Falle einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit müssen zum Beispiel Erwerbstätige mit einem auf Dauer gesehen erheblich niedrigeren Einkommen rechnen. Mit einer Erwerbs- oder auch Berufsunfähigkeits-Polizze lässt sich dieses Risiko abfedern. Auch andere Versicherungslösungen wie eine private Pflegeversicherung und/oder eine Unfallversicherung könnten im Fall des Falles ein finanzielles Desaster verhindern.

Der Einzelne kann sich zudem mithilfe einer Lebens- und/oder einer Rentenversicherung ein finanzielles Polster für Notfälle und/oder für das Alter zulegen. Hauptverdiener können mit einer Ablebens-Versicherung auf günstige Art sicherstellen, dass der Ehepartner und die Kinder auch nach dem eigenen Tod finanziell abgesichert bleiben. Ein Versicherungsexperte berät auf Wunsch, was im Einzelfall sinnvoll ist.