Alle drei Minuten verunglückt in Österreich ein Kinder so schwer, dass es ärztlich versorgt werden muss. Wo die meisten Unfälle passieren und welche Schutzmaßnahmen es dagegen gibt.

21.9.2015 (kunid) Kinder sollen aktiv sein und springen, klettern, toben und spielen dürfen. Da sind kleinere Verletzungen oftmals nicht zu vermeiden. Doch es gibt auch Unfallrisiken, die zu schweren oder sogar tödlichen Unfallverletzungen führen können. Mit den richtigen Präventionsmaßnahmen lassen sich viele dieser tragischen Unglücke jedoch vermeiden.

Wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) vor Kurzem bekannt gab, mussten letztes Jahr aufgrund eines Unfalles rund 167.100 Kinder ärztlich behandelt werden, das sind 4,4 Prozent mehr als noch 2013. 21 Kinder verunfallten 2014 tödlich. Damit gehören Unfälle nach Angaben des KfV zu den höchsten Gesundheitsrisiken für Kinder – Tendenz steigend. Laut einer aktuellen Studie des KfV ereignen sich zwei Prozent der Kinderunfälle im Straßenverkehr, 73 Prozent zu Hause und in der Freizeit sowie über 20 Prozent in der Schule und beim Schulsport.

Viele dieser schweren Kinderunfälle lassen sich jedoch durch umsichtiges Verhalten, altersgerechte Sicherheitsmaßnahmen und eine gewissenhafte Aufsicht vermeiden. „Durch einfache Präventionsmaßnahmen wäre eine österreichweite Reduktion von bis zu 100.000 Kinderunfällen jährlich in Österreich durchaus vorstellbar“, betont auch Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV. „Durch die Stärkung des elterlichen Risikobewusstseins sowie einfache Sicherheitsmaßnahmen lassen sich Haushalte im Handumdrehen kindersicher gestalten und Unfälle vermeiden“, so Thann weiter.

Unfallschutz vom Säugling und Kleinkind im Krabbelalter …

So sollte man bei Säuglingen beim Wickeln immer eine Hand am Kind halten, damit es nicht herunterfallen kann. Die Entdeckungsfreude der meisten Kinder ist groß und zugleich mit hohen Risiken verbunden. Im Krabbelalter ist es wichtig, Regale und/oder Schränke, an denen sich Kinder hochziehen könnten, gegen Umkippen zu sichern. Gegen Stromunfälle helfen Kindersicherungen in jeder Steckdose und das Wegräumen von elektrischen Geräten.

„Besonders tragisch sind Unfälle – wie zum Beispiel die regelmäßig wiederkehrenden tödlichen Fensterstürze – die durch entsprechende Maßnahmen vermeidbar wären“, appelliert Thann. Spezielle Sicherheitsriegel an Fenstern, abschließbare Fenster- und Türgriffe, Treppenschutzgitter sowie Schutzgitter an Etagenbetten können gefährliche Stürze verhindern. Schnüre und Stricke beispielsweise an Vorhängen oder an der Kleidung sowie in Reichweite liegende Kabel können schnell zur Strangulationsfalle für ein Kind werden und sind daher zu vermeiden.

Verschluckbare Kleingegenstände wie Knöpfe oder Ringe, sowie Medikamente, Zigaretten, Alkohol und Putzmittel wie auch giftige Pflanzen in Wohnung und Garten sollten aufgrund der Vergiftungs- und Erstickungsgefahr immer außer Reichweite von Kleinkindern sein. Kleine Kinder sollten wegen der Gefahr des Ertrinkens zudem niemals ohne Aufsicht in der Badewanne sitzen gelassen werden sowie auf einem Gelände mit Gartenteich oder sonstigem Gewässer sein.

… bis zum Schulkind

Um Verbrühungen zu verhindern, sollten heiße Speisen und Getränke oder auch am Herd stehende Töpfe mit heißem Inhalt immer außer Reichweite der Sprösslinge sein. Auch eine Tischdecke kann zur Unfallfalle werden, wenn ein Kind versucht, sich daran festzuhalten, und dadurch die Decke samt daraufstehendem Geschirr mit Speisen vom Tisch zieht.

Kinder sollten zudem nie ohne Aufsicht von Erwachsenen bei einem offenen Feuer wie einem Grill oder einem offenen Kamin sein. Auch andere Brandrisiken wie Halogenleuchten als Nachttisch-Lampen gilt es zu vermeiden, da sie eine Oberflächentemperatur von bis zu 400 Grad Celsius erreichen und Materialien wie Papier, Stoffe oder Bettzeug schnell in Brand setzen können. Neben einem Feuerlöscher gehören Rauchwarnmelder im Flur, im Wohnzimmer und im Kinderzimmer zu den bedeutendsten Schutzmaßnahmen.

Kinder, die im Straßenverkehr zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, sollten bunte Kleidung mit Reflektoren tragen, um bei jeder Witterung von anderen Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen zu werden. Im Auto sind Kinder bis zu einer Größe von 1,50 Metern ausschließlich in einer altersgerechten und geprüften Sitzsicherung mitzunehmen. Dies kann zwar in der Regel keine Unfälle verhindern, doch zumindest die Verletzungen so gering wie möglich halten. Das Gleiche gilt für den Fahrradhelm, den Kinder beim Fahrradfahren immer aufhaben sollten.

Kostenlose Checklisten und Ratgeber

Im Rahmen der Studie wurde zudem gefragt, wie wahrscheinlich die Umfrageteilnehmer es halten, dass die genannten Risiken auch eintreten werden. Über 98 Prozent gehen davon aus, dass es zu einem Anstieg der Lebenshaltungskosten und zu Steuererhöhungen kommen wird. Rund 94 bis 95 Prozent rechnen mit einem Klimawandel, Umweltverschmutzung, einer Verschlechterung der Wirtschaftslage und einer Kürzung der staatlichen Sozialleistungen.

Fast 93 Prozent gehen davon aus, dass die staatlichen Pensionen gekürzt werden. Zudem rechnen über 90 Prozent selbst mit niedrigeren Pensionen, was sich auch auf ihren Lebensstandard im Alter auswirken wird. Knapp 92 Prozent halten eine Kürzung der staatlichen Gesundheitsleistungen für wahrscheinlich. Über 82 Prozent rechnen mit Naturkatastrophen. Und fast 75 Prozent halten es für sehr wahrscheinlich, dass ein Angehöriger zum Pflegefall wird. Einen Einbruch beziehungsweise Diebstahl halten rund 71 Prozent für durchaus wahrscheinlich.

Persönliche Absicherung

Umfassende Informationen und herunterladbare Broschüren, wie sich Kinderunfälle vermeiden lassen, bietet das Österreichische Komitee zur Unfallverhütung im Kindesalter unter www.grosse-schuetzen-kleine.at. Eine Checkliste, was Eltern beachten sollten, um Unfällen in der eigenen Wohnung zu vermeiden, ist im Webportal www.konsumentenfragen.at des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz kostenlos herunterladbar. Das Bundesministerium für Gesundheit gibt in seinem Internetauftritt Erste-Hilfe-Tipps speziell für den Fall, dass ein Kind verletzt wurde.

Wie Kinder zumindest finanziell abgesichert werden können, sollte es doch zu einem Unfall kommen, kann bei einem Versicherungsexperten nachgefragt werden. Eine entsprechende private Vorsorge ist wichtig, da die soziale Unfallversicherung nur Unfälle im Bereich der Schule oder des Kindergartens, nicht jedoch in der Freizeit, wo sich die meisten Unfälle ereignen, abdeckt. Details zum gesetzlichen Unfallschutz gibt es in kostenlos herunterladbaren Versicherungs-Informationen für Schüler und Studierende und für Kindergartenkinder von der Allgemeinen Unfallversicherungs-Anstalt.

Und selbst wenn der gesetzliche Unfallschutz greift, weil sich das Unglück zum Beispiel auf dem Weg zur Schule ereignet hat, sind die entsprechenden Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Vergleich zu den tatsächlich anfallenden Kosten oftmals unzureichend. Im Gegensatz dazu bietet die private Versicherungswirtschaft Absicherungslösungen an, die für Unfälle weltweit und rund um die Uhr gelten, und deren Unfallleistungen entsprechend den individuellen Wünschen vereinbart werden können.