(kunid) Das Ergebnis des neuen ING International Survey weist gerade für Österreich alarmierende Zahlen aus. So ist der Anteil an Österreichern ohne Ersparnisse im Vergleich zum Vorjahr von 24 auf 27 % angestiegen. Von Bankseite werden, um diesem Trend entgegenzuwirken, generelle Überlegungen zur Finanzbildung in Österreich angestellt, auch müsste es beispielsweise „niedrigere Einstiegsschwellen“ in das Fondssparen geben.
Der ING International Survey ist dafür bekannt, die wirtschaftliche Situation der Menschen in vielen westlichen Ländern gut darzustellen. Die alljährliche Studienserie beleuchtet verschiedene Aspekte rund um die Themen „Sparen, persönliche Finanzen, Digitalisierung/Banking und Wohnen“.
Für die aktuelle Umfrage wurden in 13 Ländern Europas (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien, Türkei, Tschechien) sowie in den USA und Australien knapp 15.000 Personen ab 18 Jahren befragt. In Österreich wurden mehr als 1.000 Personen interviewt.
Wie es den Österreichern finanziell geht
32 % der Österreicherinnen und 23 % der Österreicher (also insgesamt 27 %) gaben bei der aktuellen ING International Survey an, keine Ersparnisse zu haben. In der Vorjahresbefragung Ende waren es noch 24 %. 55 % jener ohne Ersparnisse verdienen einfach zu wenig.
Dazu ING-Chefökonom Carsten Brzeski: „Die finanzielle Lage verschärft sich nicht nur in Österreich, sondern in vielen europäischen Ländern. Brzeski ergänzt: „Die schönen Sparquoten im Euroraum sollten nicht über die problematische Lage hinwegtäuschen, nämlich über die Schere zwischen Arm und Reich, die weiter auseinander geht: Der Anteil derjenigen, die gar nicht sparen (können), steigt an. Gleichzeitig legen die, die können noch mehr zur Seite.“
13 % der Befragten gaben an, weniger als ein Nettomonatseinkommen (des Haushalts) an Sparreserven zu haben und stehen damit ebenso auf finanziell wackeligen Beinen. „Erst ab etwa drei Monatseinkommen kann man von einer ausreichenden Rücklage sprechen, die notfalls unerwartete dringende Ausgaben abdeckt“, so Brzeski.
Und der „gut abgesicherte Rest“?
Immerhin: der „Rest“ ist gut abgesichert: 42 % der Sparer verfügen über einen Polster zwischen ein und sechs Monatsgehältern.
13 % haben ein halbes bis ein ganzes Jahresgehalt am Sparbuch und 14 % sogar mehr als das Einkommen eines ganzen Jahres. Insgesamt fühlen sich 51 % aller Sparer mit der Höhe ihrer Ersparnisse wohl.
Jedem Zweiten geht gegen Monatsende das Geld aus
51 % der Befragten haben gegen Monatsende gelegentlich oder meist kein Geld mehr am Konto. Und das, obwohl 93 % der Befragten angaben, ihre Ausgaben regelmäßig im Blick zu haben – sei es in Form eines Haushaltsbuches, einer App oder der laufenden Kontrolle der Kontoauszüge.
Ist einmal zu wenig Geld am Konto, dann reduzieren 80 % ihre Ausgaben, 26 % borgen sich Geld aus und 21 % greifen zur Kreditkarte.
Rückhalt durch Banken notwendig
Barbaros Uygun, ING-Chef in Österreich tritt dafür ein, dass auch die Banken ihren Beitrag leisten: „Je weniger den Menschen zum Sparen bleibt, desto größer wird auch der Druck auf Banken.“
Hier habe man eine besondere Verantwortung und müsse beitragen, das Sparen zu vereinfachen.
Eine Mindestanforderung an Banken sieht er in der Finanzbildung. Diese beginnt bekanntermaßen sehr früh: Dafür braucht es Eltern, die ihre Kinder schon frühzeitig zum Sparen anhalten, und ihnen die Vorteile „schmackhaft“ machen, indem sie ihnen erklären: „Wenn du dein Geld jetzt zusammenhältst, kannst du dir später schöne, große Sachen drum kaufen.“ So gelingt es den Eltern auch, ihre Kinder „spielend“ zu den diversen Finanzprodukten hinzuführen.