Zu viel, zu wenig, zum falschen Zeitpunkt, mit den falschen Lebensmitteln, in Kombination mit einem anderen Präparat oder auf leeren oder vollen Magen – es gibt zahlreiche Dinge, auf die man achten muss, wenn man Medikamente zu sich nimmt.
22.8.2016 (kunid) Die Einnahmeanweisungen des Beipackzettels, des Arztes oder Apothekers sollten stets beachtet werden. Werden nämlich Medikamente beispielsweise in falscher Menge oder zum falschen Zeitpunkt beziehungsweise mit ungeeigneten anderen Lebensmitteln eingenommen, kann dies zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Es kann sogar sein, dass das Medikament gar nicht wirkt. Auch sonst gibt es einiges zu beachten, damit es zum Beispiel nicht zu schädlichen Wechselwirkungen kommt.
Nach Angaben der Österreichischen Apothekerkammer beraten hierzulande in 1.360 Apotheken knapp 6.000 akademisch ausgebildete Experten unter anderem zur richtigen Einnahme von Medikamenten und zu möglichen Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln und anderen Arzneimitteln. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) weist zudem darauf hin, dass viele Medikamente alleine wegen ihrer Darreichungsform besonders beratungsbedürftig sind.
Wer gegen Asthma oder andere Krankheiten Medikamente inhaliert, sollte zum Beispiel genau wissen, wie und wann er dies tut. „Besonders langjährige Patienten sind davon überzeugt, dass sie ihre Medikamente richtig anwenden. Aber viele Inhalationssysteme sind kompliziert. Die Folge: Sprays oder Pulverinhalatoren werden nicht immer korrekt bedient“, warnt Gabriele Overwiening, Mitglied des Vorstands der ABDA.
Rezeptfrei heißt nicht harmlos
Selbst bei rezeptfreien Medikamenten ist Vorsicht geboten, wie die Österreichische Apothekerkammer auf ihrem Webportal betont: „Gerade auch im Bereich der rezeptfreien Medikamente (OTC-Präparate) können bei geläufigen Schmerzmitteln mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, NSAR (nicht steroidale Antirheumatika) oder bei analgetischen Kombinationspräparaten massive Wechselwirkungen auftreten. Aber auch Protonenpumpenhemmer, Johanniskrautpräparate und Ginkgopräparate verursachen gesundheitliche Probleme, wenn sie falsch kombiniert werden.“
Zu beachten sind bei der Einnahme von Medikamenten nicht nur die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arznei- oder Nahrungsmitteln, sondern generell auch die Dosierung, die Darreichungsform, und der Einnahmezeitpunkt. Auch die richtige Lagerung muss sichergestellt werden. So müssen beispielsweise manche Medikamente kühl gelagert werden, andere wiederum dunkel.
Laut Österreichischer Apothekerkammer können „Licht, Luftsauerstoff, Hitze sowie extreme Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit Medikamente zerstören, was dazu führt, dass das Arzneimittel entweder gar keine Wirkung mehr hat oder schlimmstenfalls sogar schaden kann“. Hinweise, wie ein Medikament zu transportieren und zu lagern ist, ob beispielsweise eine Kühltasche für den Transport notwendig ist, geben der Beipackzettel, der Arzt oder auch der Apotheker.
Tabletten einfach teilen? Geht nicht immer
Problematisch kann es beispielsweise auch sein, Tabletten zu teilen. Manche verfügen nämlich über magensaftresistente Überzüge, die sicherstellen, dass die Wirkstoffe dort zur Wirkung kommen, wo dies gewünscht wird, also beispielsweise im Darm.
Wird aber eine solche Tablette geteilt oder eine entsprechende Kapsel geöffnet, kann es sein, dass dieser Überzug seinen Dienst nicht mehr erfüllt. Die Stoffe können dann beispielsweise im Magen bereits zersetzt werden, ohne überhaupt ihre Wirkung zu entfalten. Das sind insbesondere jene Medikamente, die nicht geteilt werden dürfen, die einen erhöhten Beratungsbedarf haben. Einen erhöhten Beratungsbedarf haben zudem verschriebenen Arzneimittel zur Injektion beziehungsweise Infusion.
Beratungsintensiv sind laut Gesundheitsexperten zudem Medikamente zur Inhalation. Das Gleiche gilt für Präparate zur Anwendung am Auge, in der Nase, Zäpfchen sowie Arzneimittel in Form von Trockensäften oder Tabletten, die weder gekaut noch geschluckt werden, sondern sich beispielsweise im Mund langsam auflösen sollten.
Auf die richtige Dosierung kommt es an
Patienten sollten sich genau an die Anweisungen des Arztes, Apothekers und des Beipackzettels halten, wenn es um die Dosierung und Einnahmedauer geht. So können zum Beispiel rezeptfrei angebotene Mittel mit dem Wirkstoff Loperamid, die gegen akuten Durchfall wirken, bei einer Überdosierung schwerwiegende Herzprobleme hervorrufen. Eine zu hohe Dosierung kann generell bei vielen Medikamenten zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Nimmt man hingegen zu wenig eines verschriebenen Medikamentes ein, bleibt oftmals die erwünschte Wirkung ganz aus.
Wichtig bei Antibiotika: Diese müssen so lange wie verschrieben eingenommen werden. Werden diese zu früh abgesetzt, kann es sein, dass nicht alle Bakterien beseitigt wurden. Es kommt dann zu einem Rückfall. Außerdem kann eine verkürzte Einnahme dazu führen, dass sich bei den Bakterien Resistenzen bilden, sodass eine spätere Behandlung mit Antibiotika erfolglos bleibt. Neben der Menge ist auch der Zeitpunkt, wann eine Arznei eingenommen wird, für die Wirkung und Verträglichkeit entscheidend.
Patienten sollten sich hier genau an die Vorschriften, also zum Beispiel vor oder nach dem Essen, auf nüchternen Magen oder in regelmäßigen Abständen halten. Zwar sollte man die meisten Tabletten oder Kapseln mit ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, doch nicht alle Getränke und Nahrungsmittel sind hierfür geeignet. Manche können nämlich auch Wechselwirkungen oder ungewollte Nebenwirkungen hervorrufen. So vertragen sich einige Arzneimittelwirkstoffe nicht mit Alkohol, Koffein, Fruchtsäure oder Kalzium.
Beipackzettel gibt es auch online
Beispiel Antibiotika: Die Medikamente mit den Wirkstoffen Ciprofloxacin, Norfloxacin und Doxycyclin sollen nicht mit kalziumhaltigen Getränken und Nahrungsmitteln wie Milch, Milchprodukten und kalziumreichem Mineralwasser eingenommen werden. Das Kalzium schwächt nämlich den Arzneimittelwirkstoff ab. Müssen zwei oder mehr Arzneimittel zeitgleich eingenommen werden, sollte man vorher mit seinem Arzt oder Apotheker abklären, ob es Wechselwirkungen zwischen diesen gibt, sodass gegebenenfalls eine andere Therapie zum Einsatz kommen kann.
Der Beipackzettel ist ein wichtiges Dokument, da es alle Informationen beinhaltet, die von Bedeutung sind. Wer den Beipackzettel verloren hat, findet im Internet Hilfe auf dem Webportal des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen. Hier ist unter Eingabe des Arzneimittelnamens oder der Zulassungsnummer des Medikamentes die gezielte Suche nach der Gebrauchsinformation (Beipackzettel) möglich.
Weitere Informationen zur richtigen Arzneimitteleinnahme gibt es kostenlos im Internet im Webportal der Österreichischen Apothekerkammer.