(kunid) Weil sich das Wachstum der Weltwirtschaft weiter verlangsamen wird, bleiben die Risiken für Unternehmen hoch. In Österreich hat sich die Situation der Unternehmen deutlich verschlechtert, die Insolvenzzahlen könnten steigen.

Der Kreditversicherer Coface hat seine Länder- und Branchenbewertung für das vierte Quartal 2023 veröffentlicht.

Das laufende Jahr ist das dritte in Folge, in dem sich das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamt. Nach einer Steigerung um 2,6 % im Vorjahr rechnet Coface für heuer nur noch mit einem Plus von 2,2 %; Haupttreiber des Wachstums sollten die Schwellenländer sein.

Für die USA wird mit einem „Soft Landing“ der Wirtschaft gerechnet. Südostasien wird eine der dynamischsten Regionen sein, während die chinesische Wirtschaft ins Stocken gerät und für Europa in der ersten Jahreshälfte eine „(Beinahe-)Stagnation“ prognostiziert wird.

Geänderte Einschätzungen

Coface hat vor diesem Hintergrund 13 Länderrisikobewertungen geändert, wobei die einzige Herabstufung Israel betraf (auf A3). Ratings werden von „E“ (extrem hohes Risiko) bis A1 (sehr niedriges Risiko) vergeben.

Verbessert haben sich die Ratings von Albanien (auf C), Armenien (auf B), Barbados (auf C), Belgien (auf A2), Kroatien (auf A3), Dänemark (auf A1), Georgien (auf B), Kirgistan (auf C), Mauritius (auf A4), Namibia (auf B), Rumänien (auf A4) und der Schweiz (auf A1).

Die größten Risiken sieht Coface weltweit in der Baubranche und bei Textilien und Kleidung, die niedrigsten bei Pharmazeutika.

Die Lage in Österreich

Für Österreich vergibt Coface das Länderrisiko „A3“ (zufriedenstellend). Damit liegt Österreich auf demselben Risikoniveau wie beispielsweise Deutschland, Frankreich, Schweden oder Spanien, aber deutlich besser als Italien und die meisten mittel-/osteuropäischen Staaten.

Unter den Branchen wurde hierzulande „Pharmazeutika“ von mittlerem auf niedriges Risiko hinaufgestuft, während für „Textilien und Bekleidung“ sowie „Forstwirtschaft“ nun ein sehr hohes Risiko (bisher: hohes Risiko) gesehen wird.

Neben der Arzneimittelbranche am besten schneiden in Österreich noch „Energie“ sowie „Informations- und Kommunikationstechnik“ mit einem mittleren Risiko ab, während der Papierbranche weiterhin ein sehr hohes Risiko attestiert wird.

Für die Agrar- und Nahrungsmittelbranche, Automotive, Chemie, Bau, Metall, Einzelhandel und Transport sieht Coface bei österreichischen Unternehmen jeweils ein hohes Risiko.

Hohe Insolvenzzahlen

Die Situation der Unternehmen in Österreich hat sich deutlich verschlechtert, so Coface. So spiegelt sich die verringerte Kaufkraft im Baugewerbe wider; speziell im privaten Wohnbau macht sich auch das anhaltend hohe Zinsniveau bemerkbar.

Um 13 % auf 5.343 Unternehmen gestiegen ist die Zahl der Insolvenzen im Vorjahr; damit ist nicht nur das Vor-Pandemieniveau wieder erreicht worden, es handelt sich um einen Höchststand seit 2014.

Aufgrund der hohen Lohnabschlüsse erwartet Coface für Österreich im heurigen Jahr allerdings eine leichte Konjunkturerholung.

Risiko für Unternehmen bleibt hoch

In den meisten entwickelten Volkswirtschaften ist die Inflation noch immer doppelt so hoch wie das von den Zentralbanken vorgegebene Ziel. 2024 wird zeigen, ob die restriktive Geldpolitik genügt, um die Inflationsraten wieder auf 2 % zu bringen.

Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich, rechnet damit, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist. Auch die Zinssätze dürften in allen entwickelten Volkswirtschaften das ganze Jahr über auf hohem Niveau bleiben, die Markterwartung für Zinssenkungen erscheine übertrieben.

Koch rechnet aufgrund des anhaltenden Kerninflationsdrucks frühestens ab Sommer mit einer geldpolitischen Lockerung in Europa. Für Unternehmen bleibe dieses ungünstige wirtschaftliche Umfeld ein Risiko, wodurch auch die Insolvenzzahlen deutlich steigen könnten.