Heutzutage gehört die Verwendung von Informations- und Kommunikationssystemen wie Bordcomputer, Navigationsgeräten oder Smartphones in Fahrzeugen zum Alltag. Eine Untersuchung zeigt, was dabei die größte Ablenkung beim Fahren auslöst.
6.7.2015 (kunid) Immer noch nehmen viele Kfz-Lenker während der Fahrt verbotenerweise ihr Smartphone in die Hand, um zu telefonieren, und werden dadurch vom Fahren abgelenkt. Zwar ist die Benutzung von anderen Informations- und Kommunikationssystemen wie Radio, Bordcomputer, Navigationsgeräten oder Freisprecheinrichtungen in der Regel erlaubt, doch auch hier besteht ein erhöhtes Ablenkungspotenzial, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen.
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat den aktuellen Forschungsstand zur Ablenkungswirkung von derzeit im Pkw verfügbaren und häufig genutzten Informations- und Kommunikationssystemen (IKS) wie Audio- und Telefoneinrichtungen, Navigationsgeräten und Bordcomputern untersucht. Dabei wurden die Ergebnisse verschiedener Fahrsimulationsstudien, bei denen die Teilnehmer in simulierten Fahrsituationen aufgefordert wurden, sich mit IKS zu beschäftigen, mitberücksichtigt.
Die Analyse kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass die deutlichste Beeinträchtigung des Fahrverhaltens beim Lesen und Schreiben von SMS während der Fahrt auftritt.
Vom Telefonieren bis zur Nutzung des Bordcomputers
An zweiter Stelle folgt die Bedienung eines Telefons und an dritter die Handhabung eines Navigationsgerätes. Annähernd gleich hoch war die Ablenkung beim Telefonieren und der Titelsuche bei einem MP3-Player während der Fahrt.
An sechster Stelle und damit im mittleren Bereich der Beeinträchtigungsquote lag das reine Senden von SMS. Etwas weniger störend wirkten sich die Bedienung eines Bordcomputers und die Unterhaltung mit einem Beifahrer aus.
Bei beiden Tätigkeiten war der Beeinträchtigungsanteil fast gleich niedrig. Am wenigsten wurde das Fahrverhalten der Studienteilnehmer durch das Einstellen eines Radiosenders oder durch das Empfangen einer SMS, sofern diese nicht vom Fahrer gelesen wird, gestört.
Fehlender Blickkontakt und/oder kognitive Beanspruchung
Nach Angaben des UDV lassen sich diese Ergebnisse durch die unterschiedlichen Anforderungen, die die Bedienung der einzelnen Geräte oder Systeme an den Fahrer stellen, erklären. Der Fahrer muss beispielsweise beim Lesen und Schreiben von Textbotschaften nicht nur auf das Display des Smartphones schauen, sondern es auch gleichzeitig mit der Hand bedienen. Dies erfordert, dass der Fahrer relativ lange nicht auf den Straßenverkehr achtet, was mit einer hohen kognitiven Beanspruchung einhergeht.
Bei der Bedienung des Telefons und des Navigationsgerätes sind zwar die Anforderungen ähnlich, doch die Tätigkeiten sind in der Regel nicht so zeitintensiv und lassen sich auch eher unterbrechen. Zudem ist die kognitive Anstrengung nicht so hoch.
Im Gegensatz dazu ist das Telefonieren an sich zwar kognitiv anspruchsvoller, doch der Blick kann dabei auf der Straße bleiben. Bei der Musikauswahl oder dem Senden von Textbotschaften muss der Fahrer zwar kurzzeitig zum jeweiligen Gerät blicken, dafür ist jedoch die kognitive Beanspruchung niedrig.
Bereits das reine Telefonieren erhöht das Unfallrisiko
Grundsätzlich raten Verkehrsexperten, jede Ablenkung beim Fahren zu vermeiden, denn ein Autofahrer, der nur zwei Sekunden während der Fahrt abgelenkt ist, legt selbst bei einer Geschwindigkeit von nur 50 km/h schon knapp 30 Meter im „Blindflug“ zurück.
Gemäß Paragraf 102 Absatz 2 Kraftfahrgesetz ist das Telefonieren mit einem Handy oder Smartphone während der Fahrt ohne eine Freisprecheinrichtung zudem verboten. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Bußgeld von mindestens 50 Euro rechnen.
Doch auch das Telefonieren am Steuer erhöht trotz Verwendung einer Freisprecheinrichtung das Unfallrisiko bereits um das Zwei- bis Fünffache und sollte daher möglichst vermieden werden. Denn jedes Gespräch beeinträchtigt durch seine Inhalte und Intensität die Konzentration des Fahrers auf das Verkehrsgeschehen.